Mülheim. .

Die Stadt muss sparen. Und das könnte der Bürger möglicherweise auch daran merken, dass bestimmte Waldwege künftig nicht mehr begehbar sind, weil die Stadt sie nicht mehr pflegt. Oder weil sie Teile des Waldes verkaufen muss, um Kosten zu senken. Dies waren nur zwei Vorschläge, die Gutachter Wolf-Thilo von Trotha den Umweltpolitikern jetzt im Ausschuss vorstellte.

Der Rat hat im Haushalt 2012 für den Forstbereich Einsparungen beschlossen, von 50.000 € im laufenden Jahr bis 150.000 € in 2014. Eine Unternehmensberatung für Land- und Forstwirtschaft sollte den Stadtforst diesbezüglich wirtschaftlich (mit Zahlen von 2011) bewerten. Das ernüchternde Ergebnis: aus heutiger Sicht kaum realistisch.

Was kostet der Wald? Um die rund 1000 ha zu „betreiben“, sind laut Gutachten 754.712 € in 2011 aufzuwenden gewesen. Darin der größte Posten: Personalaufwand mit ca. 387.000 sowie rund 187.000 € für externe Dienstleistungen. Zusammen drei Viertel des Gesamtaufwands. Dem steht ein schwacher Betriebsertrag von nur 160.393 € gegenüber. Das meiste Geld davon kommt aus dem Holzverkauf mit ca. 98.000 € oder 61%.

Unrentable Brennholzproduktion

„Die Brennholzproduktion und -lieferung ist absolut unrentabel“, kommentierte von Trotha, der auch die jährlichen Verluste errechnete, die bei knapp 600.000 € lagen. Der größte Posten darunter waren die Ausgaben für die Verkehrssicherungspflicht der Kommune u. a. für die 490 km Waldwege: 283.000 €.

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Winterdienst/Wiesenmahd schlug mit 39.000 €, Müllentsorgung mit 42.000 € zu Buche. „60 % des Verlustes oder 365.000 € fallen im Bereich Verkehrssicherung und Erholung an“, bilanzierte von Trotha, der kurzfristige Einsparungen nur durch die Sperrung von Wegen sieht, den damit verbundenen geringeren Pflegekosten, und durch den Ersatz von Unternehmerleistungen durch das eigene Personal. Dessen Arbeitszeit, so der Gutachter, müsse auch im Winter auf Tageslichtzeiten gelegt werden. Wie könnte mit dem Wald Geld verdient werden?

Die Jagd bringt nicht viel ein

Durch die Jagd kommt mit rund 11.000 € nicht viel Geld herein. Windenergieanlagen aufzustellen, hält der Gutachter im Stadtwald für eher unwahrscheinlich. Die Einrichtung eines Begräbniswaldes müsse zwar überregional vermarktet werden. „Doch damit“, von Trotha, „verdienen andere viel Geld.“

Mit 350 ha (35%) der Fläche besitzt der Stadtwald nur wenig forstwirtschaftliches Nutzungspotenzial, bilanzierte das Gutachten. Der Mülheimer Wald ist kein Wirtschaftswald, sondern soll in erster Linie der Erholung der Bürger dienen. Dies berücksichtigend wurde die Verwaltung beauftragt, bis Mitte/Ende 2013 ein Konzept für mögliche Einsparungen zu erarbeiten.

Dafür muss aber zuerst Geld ausgegeben werden: Der Gutachter forderte eine neue Forsteinrichtung (Planungsinstrument für den Forstbetrieb), weil die Datensätze von 2000 veraltet seien. Auch die Analyse der Personalleistungen sei mangels schlechter Datengrundlage sehr aufwändig.