Mülheim. .

Die Verluste der Stadt mit ihren Wetten auf Zinsentwicklungen und den Wechselkurs zum Schweizer Franken galoppieren weiter. Für die ersten neun Monate 2012 musste Kämmerer Uwe Bonan aktuell ein Minus von 1,247 Mio. Euro bilanzieren.

Wie zuvor berichtete Bonan nicht öffentlich, sondern im kleinen Kreis mit Mülheims Finanzpolitik am Montag im Fachausschuss. Wie aus dem Protokoll zu Bonans Quartalsbericht 2/2012 hervorgeht, scheint die Politik auch wenig Bedürfnis zu spüren, das fortlaufende Millionen-Debakel kritisch zu begleiten. Das Protokoll vermerkt: „Fragen oder Anmerkungen zu der Vorlage waren nicht zu verzeichnen.“

Weitere Verluste zu befürchten

Dabei haben die Wetten auf den Drei-Monats-Euribor (ein Interbankenzins) und den Schweizer Franken der Stadt in jedem Quartal dieses Jahres kräftig Verluste beschert: Im ersten Quartal waren es laut nicht-öffentlichem Bericht der Kämmerei 405.000 Euro, im zweiten 476.000 Euro und im dritten 366.000 Euro. Macht zusammen 1,247 Mio. Euro neue Wettverluste allein von Januar bis Ende September. Seit 2003, als die Geschäfte unter Ex-Kämmerer Gerd Bultmann starteten, steht nun schon ein summierter Schaden in Höhe von mehr als 9,5 Mio. Euro zu Buche.

Es sind weitere Verluste in Millionenhöhe zu befürchten. Allein die Zinswette auf den Euribor wird höchstwahrscheinlich noch lange äußerst verlustreich sein. Der Drei-Monats-Euribor müsste für eine Kehrtwende die Schwelle von 4,2 % überschreiten, in der durch die Euro- und Staatsfinanzkrise begründeten Niedrigstzinsphase ist dies auf Sicht sehr unwahrscheinlich.

Stadt versucht Schadenersatz geltend zu machen

Ende September lag der Zinssatz bei nur 0,22 %. Eine Verlustspanne von vier Prozentpunkten bedeutet für die Stadt rein rechnerisch einen Verlust von 1,6 Mio. Euro pro Jahr. Und die Wette mit der alten WestLB läuft noch bis Oktober 2019.

Wie berichtet, ist die Stadt politisch beauftragt, zumindest wegen der Wette auf den Franken zu versuchen, Schadenersatzansprüche gegenüber der WestLB-Nachfolge geltend zu machen. Rechtsdezernent Frank Steinfort bestätigte gestern, dass die mit der Sache betraute Kanzlei Baum, Reiter & Collegen noch dabei ist, entsprechende Unterlagen zusammenzustellen. Zunächst einmal will die Stadt versuchen, ihre möglichen Ansprüche außergerichtlich geltend zu machen.