Mülheim.

Sind knapp 15 % Kostensteigerung für ein steuerfinanziertes Bauvorhaben noch tolerabel? Darüber hatten die Finanzpolitiker der Stadt gestern Abend in nicht-öffentlicher Runde zu debattieren. Die Rathaus-Sanierung schlägt mittlerweile mit 48,775 statt mit 42,623 Mio. Euro zu Buche.

Kalkuliert waren für das Sanierungsvorhaben, für das die Stadt das Rathaus per Erbpachtvertrag an die städtische Wohnungsbaugesellschaft SWB gegeben hat, gar nur 40,5 Mio. Euro. Doch sattelte die Stadt noch den Auftrag drauf, die Ratssaalspange zu sanieren (kalkuliert: 2,1 Mio. Euro). Nun, da laut SWB-Geschäftsführer Robert Kunz 95 % der Arbeiten abgerechnet sind, steht fest: Die Sanierung der Ratssaalspange ist 31 % teurer geworden als gedacht, die Sanierung der übrigen Rathausbereiche fast 14 % – macht zusammen 6,175 Mio. Euro Mehrkosten (14,43 %).

Kostensteigerung ist im Rahmen

„Damit müssen wir uns überhaupt nicht verstecken“, so Kunz. „Wir sind mit dem derzeitigen Kostenstand sehr glücklich.“ Die erste Kalkulation habe schließlich auf der Entwurfsplanung basiert, viel sei geschätzt worden. Die Kostensteigerung sei „im Rahmen“ der Honorarverordnung für Architekten- und Ingenieurleistungen. Kommentierungen zum Bundesrecht werteten da eine Steigerung von 15 bis 20 % als „eine nur unwesentliche Überschreitung“.

„Man kann so ein Gebäude vorher ja nicht röntgen“, so Kunz. Er nannte etwa den 600 m2 großen abgedeckten Brandschaden, der während der Sanierung aufgetaucht war. Auch der Aufzugschacht im Rathausturm habe sich unvorhersehbar als marode erwiesen. Allein im Laufe des letzten Jahres sind die Kosten um 2 Mio. Euro gestiegen. Einerseits benötigten mehrere Gewerke mehr Material und Arbeitszeit als kalkuliert (1,26 Mio. Euro). Andererseits wurden zusätzliche Bauleistungen angefordert, teils für den Denkmalschutz oder die Barrierefreiheit.

Miete wird sich erhöhen

Eine siebenstellige Summe der Baukosten ist laut nicht-öffentlichem Papier noch strittig. Kunz bestätigte einen Rechtsstreit mit der Firma, die laut SWB bei der Fenstersanierung mangelhaft gearbeitet hat (Streitwert: 0,65 Mio. Euro). Des Weiteren behält sich SWB nach WAZ-Information vor, gegen das Architekturbüro RKW als Generalplaner Regressansprüche in Höhe von rund 1 Mio. Euro geltend zu machen.

Kunz: „Kein Kommentar.“ Durch die erhöhten Kosten wird sich die Miete, die die Stadt 25 Jahre lang an die SWB zu zahlen hat, erhöhen. Auf Kostenbasis von 40,5 Mio. Euro wären in 25 Jahren 77,3 Mio. Euro fällig geworden. Ein deutlicher Aufschlag wird fällig.