Mülheim. . Schulen, Brücken, Straßen: In Mülheim müsste an vielen Stellen saniert werden, um gravierende Mängel zu beseitigen. Allein der Hochbau würde auf die nächsten zehn Jahre gerechnet 402 Millionen Euro kosten. Die Schere zwischen Sanierungsbedarf und Haushaltsdefizit geht auseinander.
Stellen wir uns vor, wir wollen die Stadt sanieren, so, dass alles wieder in Ordnung ist. Unbezahlbar auf absehbare Zeit. „Allein für den Hochbau bräuchten wir in den nächsten zehn Jahren 402 Millionen Euro“, sagt der Chef des städtischen Immobilien-Service, Frank Buchwald, und betont, dass der größte Brocken davon für die klassische Sanierung erforderlich sei.
Doch er weiß auch, dass er nicht einmal mit der Hälfte des Geldes rechnen kann. Die Folge: Schäden nehmen zu, die Kosten damit am Ende des Tages auch. Seit es den Städten immer schlechter geht, schreitet der Sanierungsbedarf rapide voran. Eine Schere, die auseinandergeht, heißt es im Rathaus.
Alle Bereiche sind betroffen
Betroffen sind alle Bereiche. Allein für die städtischen Schulen beläuft sich der aktuelle Bedarf, um die Mängel zu beheben, auf eine Größenordnung um die 150 Millionen Euro. „Es gibt leider Schulen, da möchte man schreiend wieder rauslaufen“, sagt Buchwald und gibt zu: „Ich froh über jedes Gebäude, das die Stadt aufgeben kann.“ Das hilft an anderer Stelle.
Bei den Straßen sieht es nicht viel besser aus: Schadensbilanz rund 30 Millionen Euro. Mit einer Million finanziert die Stadt derzeit die Straßenunterhaltung, das Zehnfache wäre angemessen. Vieles wird, muss aufgeschoben werden. Löcher und Risse werden dadurch nicht kleiner.
"Wir brauchen deutlich höhere Investitionen"
Anderes lässt sich nicht aufschieben. Bei den Brücken agiert eine Art TÜV, der regelmäßig die Mängel erfasst und die Sanierung einfordert. 200 bis 250 Brücken-Reparaturen fallen im Jahr an. „Da sind wir auf der absolut sicheren Seite“, betont Stadtsprecher Volker Wiebels. Aber: Auch die Brückensanierung kostet jährlich an die 750.000 Euro.
Billig gegenüber dem, was unter die Erde muss. Der Sanierungsbedarf für die Abwasserkanäle könnte alles übertreffen. „Wir brauchen deutlich höhere Investitionen, als sie zurzeit realisiert werden“, sagt Medl-Chef Gerd Bachmann. Dabei ist die Medl im Untergrund schon seit Jahren sehr aktiv.
Rund 15 Millionen werden jährlich für die Erneuerung des Kanalnetzes ausgegeben. Viel zu wenig für ein 80 bis 100 Jahre altes Netz, das in den vergangenen Jahrzehnten, so Bachmann, nicht ausreichend gepflegt wurde. Die Kanalsanierung ist für den Medl-Chef jedoch nicht nur eine Frage der Millionen, sondern auch eine Frage der Akzeptanz: Wie viele Baustellen und Umleitungen können wir ertragen?
Auch die MVG muss mit Rückstau kämpfen
Viele Städte laufen dem Sanierungsaufwand hinterher. Dabei war Mülheim keineswegs untätig: Regelmäßig werden Straßen nicht nur saniert, sondern auch komplett erneuert – trotz Haushaltskrise. Listen werden konsequent abgearbeitet, nur sie enden nicht, wachsen am Ende immer wieder nach. „Wir haben inzwischen auch durchaus vorzeigbare Bauten geschaffen“, sagt Buchwald und verweist auf das Medienhaus, das Rathaus, einige große Schulen und Kitas oder auch auf die Feuerwache. Vieles davon war nur mit privaten Partner möglich – und für alles zahlt die Stadt auf Jahre.
Mit einen Rückstau muss auch die MVG kämpfen. Fahrzeuge, Fahrwege, Bahnhöfe – vieles hätte längst überholt werden müssen. Aber wovon? In den kommenden vier Jahren will die MVG, inklusive der Fördermittel, 77,3 Millionen in ihre Mülheimer Infrastruktur stecken. Gewaltige Summen. Doch auch kleinere Millionen-Beträge schocken, vor allem, wenn sie unerwartet kommen: 4,3 Millionen kostet die Sanierung von Schloß Broich. Aber es hat hat ja auch lange gehalten.