Mülheim.

Die Rotunde am Rathaus gibt es schon immer. Zuletzt war sie baufällig, ein schäbiger Hinterhof mit Garagen. Im Zuge der Sanierung des historischen Rathauses für gut 40 Mio. Euro ist auch sie erneuert worden – und war als architektonisches Glanzstück angekündigt, ein gläserner Rundbogen, der sich ans Rathaus anschmiegt. Billig war es nicht: Rund 3,2 Mio. hat der Aufbau gekostet. Doch das „Juwelchen“, wie es heißt, ist von außen nicht sichtbar. Zugebaut.

Immer näher ist der Baukomplex an der Ruhr von Kondor Wessels herangerückt. Wer nach den ursprünglichen Zeichnungen ein großzügiges Entrée erwartet hatte, ist heute zumindest verwundert.

„Unsere Reaktionen schwankten zwischen Überraschung und Trauer“, beschreibt die CDU-Fraktion ihre Gefühle nach einem Rundgang ihres Arbeitskreises Planung. Der zusätzliche Bauriegel des Ruhrbania Baufeldes I, das direkt davor am Ruhrufer liegt, habe die Optik „erheblich beeinträchtigt“, bedauert Hansgeorg Schiemer, CDU-Fraktionsgeschäftsführer, und fürchtet, dass sich das rächen könnte. Die städtebauliche Situation werde als sehr bedrückend empfunden.

Von Bürgern ist noch deutlichere Kritik zu hören: „Von der Rotunde ist doch nichts mehr zu sehen, ein Witz, das Geld hätte man sich sparen können“, so eine Nachbarin.

„Die Büroräume hätte man auch anders und günstiger errichten können“

Doch der Aufbau der Rotunde, in der Büros und Sitzungsräume untergebracht sind, war sozusagen Pflicht. Die Denkmalschützer stuften gerade diesen Teil des Gebäudes als sehr wertvoll ein. Die Politiker konnten nur wählen, ob die Rotunde ein- oder zweigeschossig werden sollte. Man blieb beim Eingeschossigen, andernfalls hätte der Aufbau über fünf Mio. gekostet.

Für Peter Beitz, den Chef der FDP-Fraktion, ist die Rotunde ein gutes Beispiel dafür, wie Denkmalschutz „überreguliert“ werde und letztlich den Steuerzahlern viel Geld koste. Besonders ärgerlich für ihn: „Das ist und bleibt ein Hinterhof, da verirrt sich kein Bürger rein. Das ist ein Ecke, wo Rathaus-Mitarbeiter ihre Zigarette rauchen können.“ Dafür 3,2 Millionen ausgeben? Der FDP-Mann sieht das sehr kritisch. „Die Büroräume hätte man auch anders und günstiger errichten können.“

Die Mülheimer Bürgerinitiativen sprechen von einem eingezwängten Bau, der kaum noch Ausstrahlung nach außen habe.

Es gibt aber durchaus zufriedene Stimmen: Claus Schindler, planungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion ist überzeugt: „Wenn alles ringsherum fertig und alles begrünt ist, haben wir hier ein lauschiges Plätzen in der Innenstadt, das auch Bürger zum Verweilen einlädt.“ Natürlich sei es ein Innenhof geblieben, aber im Vergleich zu früher habe er eine deutliche Aufwertung erfahren.

Einer, der früh gewarnt hatte, ist Hubert Niehoff (Grüne), Mitglied des Gestaltungsbeirates. „Ich habe damals schon gesagt, dass man sich so den gesamten Innenhof verbaut.“ Eine vertane Chance, klagt er, und bedauert, dass mögliche Renditen meist den Ausschlag geben. „Man hat in diesem Ensemble nicht mehr das Gefühl, quasi direkt an der Ruhr zu sein.“

Die Stadttochter SWB, die alles bezahlt hat, ist voll des Lobes: „Die Rotunde ist ein gelungenes Beispiel für die Verbindung von Historie und Modernität.“