Mülheim. .

Der Rathausmarkt entwickelte sich in den letzten Jahren vom einst blühenden Marktplatz zum reinen Parkplatz – und verschwand aus der Wahrnehmung der Mülheimer. Das soll sich bekanntlich ändern. Ins Bewusstsein ist der Ort bei einigen bereits zurückgekehrt. Das zeigte sich am Dienstagabend in der „Wertstadt“. Dort wurde über Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Rathausmarktes diskutiert. Etwa 50 Interessierte fanden den Weg dorthin.

In der „Wertstadt“, einem leerstehenden Ladenlokal gegenüber vom Kaufhof, führte Prof. Harald Kegler von der Bauhaus-Uni in Weimar bereits im März eine Woche der Bürgerbeteiligung durch. Damals ging es vor allem um den unteren Teil der Schloßstraße. Doch schnell wurde klar: Das Thema Rathausmarkt bewegt die Mülheimer genauso stark. Also sammelte Kegler zusammen mit mehreren Studenten die Ideen der Bürger und präsentierte sie jetzt in der „Wertstadt“. Diskussionen waren garantiert – und erwünscht.

Keine Wunder erwarten

„Wir müssen uns von Ideologien lösen“, sagt Kegler und gibt den Weg vor: Es sind keine Wunder zu erwarten am Rathausmarkt, Umsetzbares ist gefordert. Der Platz soll wieder zu einem Ort mit Aufenthaltsqualität werden. Die Hoffnungen ruhen vor allem auf dem neu entstehenden Fahrradweg über die Bahntrasse. Um zukünftig Radfahrer runter von der Trasse auf den Rathausmarkt zu locken, könnte zum Beispiel eine Radstation entstehen. Ein Ort zum sicheren Abstellen der Räder, dazu eine kleine Außengastronomie.

Ist es so einfach? Dieser Meinung ist nicht jeder, der am Dienstag zur Diskussion gekommen ist. „Ich setze mich doch nicht auf einen Platz, wo ich immer auf hässliche Häuser gucken muss“, sagt Susanne Servatius und schlägt eine Sanierung der Fassaden vor, inklusive neuer Balkone.

Besonderer Ort

Geht es nach Harald Kegler und den Wünschen viele Bürger, soll der Rathausmarkt in Zukunft nicht nur gut aussehen. Es geht um mehr. „Hier muss ein besonderer Ort entstehen, mit besonderen Veranstaltungen“, sagt Kegler, „der Rathausmarkt soll zum Platz Nummer eins in der Stadt werden.“

Um für die nötige Anziehungskraft zu sorgen, denkt Student Jürgen Grimm an thematische Wochen, die den Marktplatz prägen könnten. „Beispielsweise eine mexikanische, eine bolivianische oder eine spanische Woche.“ Auch eine Idee: Konzerte oder Theaterstücke auf einer Bühne vor dem Rathaus. Bernd Westhoff von der MST schränkt aber ein: „Dafür ist eine große Akzeptanz nötig. Außerdem gibt es technische Grundvoraussetzungen für den Aufbau.“ Wie Wendemöglichkeiten für Lkw.

Die Zeit der Wochenmärkte ist vorbei 

Dennoch: Viele möchten den Rathausmarkt als zentralen Veranstaltungsort in Mülheim etablieren. Die Rückkehr des Wochenmarktes ist weniger ein Thema, zu unrealistisch scheint diese Möglichkeit. Die verbliebenen Händler haben sich mit der aktuell deutlich besseren Lage auf der Schloßstraße engagiert. „Man kann die alten Zeiten nicht einfach zurückholen“, meint Bärbel Essers mit Blick auf die Anzahl der Marktstände.

Die Zeiten der blühenden Wochenmärkte seien in Mülheim vorbei. Fünf oder sechs Stände würden verloren und möglicherweise abschreckend wirken, als dass sie neue Laufkundschaft zum Rathausmarkt ziehen würden. Kritisch sieht die Ideen zur Umgestaltung Einzelhändler Joachim Schweins: „Wenn die Parkplätze wegekommen, dann kann ich dichtmachen!“

Die Planungen zum Rathausmarkt sollen schneller als gewohnt voranschreiten. Aus allen Vorschlägen der Charrette-Woche im März und der Veranstaltung am Dienstag will die Verwaltung bis September ein Konzept erarbeiten und der Politik vorlegen. Läuft alles nach Plan, wird im Oktober darüber abgestimmt. Bis Mitte 2014 soll am Rathausmarkt wieder Leben einkehren. Was es kosten darf, ob Fördergelder in Frage kommen – das soll erst in der konkreten Planung Thema sein. Die Bürger sollen am Entscheidungsprozess weiter beteiligt werden.