Mülheim. .
Den Reigen der Sinfoniekonzerte in der Stadthalle eröffneten die für besonders interessante Programmgestaltung bekannten Bergischen Symphoniker unter der Leitung von Peter Kuhn mit einem rein russischen Programm. Dabei zeigte sich, dass die populäre Vorstellung von „Russischer Seele“ wohl doch etwas zu eindimensional ist.
So ließ der vom Komponisten als „kalt und feindlich“ beschriebene „Verzauberte See“ von Anatoli Ljadow in seiner düster-farbigen Grundierung, aus der einzelne Motive aufleuchten oder zuweilen auch -blitzen, unverkennbar Züge des Impressionismus Debussy´scher Prägung erkennen. Alexander Skrjabins Klavierkonzert fis-moll dagegen, überhaupt das einzige Solokonzert des Komponisten, scheint stark von Chopin beeinflusst, allerdings ist die dialogische Verzahnung zwischen Soloinstrument und Orchester viel intensiver.
Solist Joseph Moog - Nachwuchskünstler des Jahres
Der später bis an die Grenzen der Tonalität gehende Ekstatiker ist hier noch kaum zu ahnen. Der Solist Joseph Moog, als „Nachwuchskünstler des Jahres“ im Rahmen des „International Classical Music Award“ ausgezeichnet, meisterte den höllisch schweren Klavierpart souverän, wenn auch mit etwas kühler Ausstrahlung. Ob es daran lag, dass zwischen Werk und Interpret noch das Notenblatt zwischengeschaltet war?
Eindrucksvoll im zweiten Satz der Kontrast zwischen den silbrigen Umspielungen des Themas und der dritten Variation „wie aus einem unterirdischen Abgrund“. Nach heftigem Beifall ein klar und durchsichtig gestaltetes Brahms-Intermezzo. Mit Alexander Glasunows folkloristisch getönter, eingängiger Es-Dur-Sinfonie näherte man sich dann mehr der gängigen Vorstellung von russischer Musik. Die starke Expressivität veranlasste das Orchester zu einer angemessen ausdrucksstarken Interpretation. Ein organischer phrasierendes Atmen-Lassen der Musik hätte, auch bei den vorhergehenden Werken, die Unmittelbarkeit der Wirkung sicher noch gesteigert.