Mülheim. .

Wenn ein Konzert mit den Bergischen Symphonikern angekündigt ist, darf sich der Musikfreund traditionsgemäß auf ein nicht ganz alltägliches Programm freuen.

Die angekündigten modernen Werke stammen – auch wenn Begriffe wie „freie Atonalität“ herumschwirren und den einen oder anderen traditionell eingestellten Musikfreund verunsichern – nicht aus dem Elfenbeinturm der Abstraktion, sondern zeugen von prallem, unmittelbar sinnlich erfahrbarem Leben, oft genug mit einem gehörigen Schuss Humor.

So begann auch das Konzert am Freitag mit einem regelrechten „Knaller“: Der in Bielefeld lebende Bernd Wilden schickt in „Ein Salzburger in New York“ Mozart’sche Themen durch die Mühle Gershwin’scher Rhythmik, Harmonik und Instrumentation, wobei sich mitunter verblüffende Zusammenhänge ergeben, in die hier und da auch noch Beethoven und Dvorak hineingeraten.

Humoristische Wendungen

Das ohne vordergründige Effekthascherei enorm wirkungsvolle Stück wurde auch in den humoristischen Wendungen von den Bergischen Symphonikern unter ihrem Dirigenten Peter Kuhn mit schwungvoller Raffinesse ausgespielt. Hier konnte man schon den Eindruck haben, dass das Orchester in den letzten Jahren noch sehr an Präsenz und Intensität gewonnen hat. Dieser Eindruck bestätigte sich im „Konzert für Schlagzeug und Orchester“ von Jolivet, einem Werk, das aus nicht recht nachvollziehbaren Gründen so gut wie nie in Konzertprogrammen erscheint.

Der Komponist versucht nach eigenen Worten, die Musik ihren ursprünglichen Bereichen religiöser Anrufung und Magie zurückzugeben. Das vor rhythmischen Vertracktheiten strotzende, mitunter an Strawinskys „Sacre“ gemahnende Stück wurde vom Orchester, aber vor allem von dem mit fulminanter Virtuosität agierenden Solisten Simon Roloff mit hinreißender Spannung realisiert.

Swingend wirbelnde Zugabe

Eine swingend wirbelnde Zugabe des Solisten steigerte die Begeisterung der Zuhörer. Mit Haydns 99. Sinfonie kehrte man zur Klassik zurück. In seiner angeblichen Lieblingssinfonie baut er durch thematische Kontraste, Pausen, rhythmische Irregularitäten und instrumentatorische Neuerungen Spannungen auf, die Beethoven vielleicht zu einem Drama geformt hätte. Hier gelang der Wiedergabe unter Kuhn der Balanceakt expressiver Andeutungen. Haydn greift dem Schicksal nicht in der Rachen, er sieht ihm mit lächelnder Gelassenheit ins Auge.