Mülheim. .

Den Vornamen Anke gibt es auch im Chinesischen und dort bedeutet er so viel wie Ruhe und Liebreiz. Anke Pan wurde 1993 als Tochter chinesischer Eltern in Mülheim geboren. Im Gymnasium übersprang sie zwei Klassen, gab ihr erstes Klavierkonzert mit sieben Jahren. Mit 18 auf Wettbewerben schon oft ausgezeichnet und bei Konzerten im In- und Ausland unterwegs, ist die Absolventin der Kölner Hochschule für Musik (Hochbegabten-Abteilung) auf dem Sprung in die Weltklasse.

Wie viel Zeit verbringen Sie mit ihrer Musik?

Anke Pan: Einen Großteil. Das ist schwer abzugrenzen. Wenn man Musiker ist, dann liebt man die Musik. Sie gehört in den Alltag, das schließt nicht nur das Üben ein. Man hört sich Musik an, geht in Konzerte und beschäftigt sich auch sonst damit. Ich bin nicht unbedingt die Fleißigste beim Üben, die acht, neun Stunden am Klavier sitzt und Tonleitern trainiert. Ich finde, dass man aus Musik nichts Maschinelles machen soll. Man muss Lebenserfahrung in die Musik einbringen.

Apropos Lebenserfahrung. Sie sind jetzt 18 und haben ein selbstsicheres Auftreten. Lernt man das bei Konzerten?

Pan: Vielleicht, ich weiß es nicht. Mit sieben Jahren habe ich zum ersten Mal im Fernsehen gespielt. Da war ich bei Michael Schanze in der Sendung „Kinderquatsch mit Michael“. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich die vielen Leute im Studio gar nicht wahrgenommen habe. Wenn man jung anfängt, lernt man, anders damit umzugehen, vor größerem Publikum aufzutreten. Aber es ist nicht so, als ob man nicht nervös wäre.

Wie ist das, oben auf der Bühne zu stehen und in einen Saal voller Menschen zu blicken?

Pan: Es ist klasse, ich find’s super, dieses Gefühl. Man muss es natürlich mögen. Es gibt ­Menschen, die sind Super-Musiker, die treten aber nicht so gerne auf. Aber ich persönlich finde es total toll, die Musik mit den Menschen teilen zu können. Und es ist ein ganz besonderes Gefühl, wenn man spielt und spürt, wie die Leute im Publikum mitgehen, man über Musik kommunizieren kann.

Anderes Thema. Sie sind jetzt 18. Haben Sie schon einen Führerschein?

Pan: Nein, leider noch nicht. Ich möchte unglaublich gern einen Führerschein machen. Das Problem ist nur, dass ich nach Köln gezogen bin. Meine Eltern sagen, in Köln kannst du sowieso nicht Auto fahren, warum sollst du jetzt den Führerschein machen. Also sitze ich erst mal blöd da und habe keinen Führerschein. Na gut, dann warte ich eben noch ein bisschen.

Bei Menschen Ihres Alters sind ja Castings-Shows sehr beliebt. Wie finden Sie die?

Pan: Die gucke ich nicht wirklich. Ich weiß von den meisten Jugendlichen, dass sie das witzig und amüsant finden, aber nicht wirklich ernst nehmen. Ich denke, unter den Leuten, die da auftreten, gibt’s ­bestimmt gute Musiker. Aber wie die Shows präsentiert werden, finde ich marktschreierisch.

Mögen Sie Pop-Musik?

Pan: Zum Teil. Ich mag total gern Michael Jackson. Ich bin wirklich begeistert von seiner Musik. Das ist natürlich etwas ganz anderes als Klassik. Aber was mich beeindruckt hat, war die Leidenschaft, mit der Michael Jackson Musik produziert hat, die Präzision, mit der er sie ausgeführt hat. Und überhaupt, wie innovativ das alles war. Auch der Sinn dahinter. Heute läuft vieles im Radio einfach nur so durch. Der Musikmarkt produziert viel Müll – das muss man schon sagen.

Ist Mode für Sie ein Thema?

Pan: Ja klar, mit Freunden Shoppen gehen, das macht Spaß.

Wenn man Ihre Biografie liest, hat das schon etwas von Wunderkind. Sind Sie ein ehrgeiziger Mensch?

Pan: Nein, ich kann auch durchaus faul sein. Es gibt Sachen, die ich furchtbar gerne mache. Das war in der Schule zum Teil Schulstoff. Leute, die gut in der Schule sind, werden ja leicht als Streber bezeichnet. Aber ich hatte zum Glück eine nette Schulgemeinschaft und ich habe nie das Gefühl bekommen, dass man Schule von interessanten Dingen trennen sollte. Meine Eltern haben mich auch nie gepusht.

Bleibt neben dem Klavier noch Zeit für Hobbys?

Pan: Ich habe früher sehr viel Ballett getanzt und Eiskunstlauf gemacht, was ich heute immer noch zum Spaß mache und jetzt auch Gesellschaftstanz. Aber wenn man das Klavier an die erste Stelle setzt, dann muss es auch an erster Stelle bleiben. Da bleibt einfach nicht so viel Zeit für andere Dinge übrig.

Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Pan: In der Musikwelt ist es einfach so, dass eine Menge Arbeit und leider eine Menge Glück zu allem gehört. Ich war letztes Jahr beim größten Wettbewerb für Klavier überhaupt in Warschau. Damals war ich die Jüngste mit 17. Es war für mich unglaublich, dass ich überhaupt zugelassen wurde. Wenn einem so etwas passiert, denkt man, es geht immer weiter bergauf. Aber es kommen Rückschläge. Für jeden. Es gibt Bewerbungen, wo man nicht genommen wird, oder Konzerte, die nicht gut laufen. Daher weiß man nie genau, wo man irgendwann stehen wird.