Mülheim. .
Nein, Bärbel Frensch-Endreß will kein Klagelied anstimmen, aber nach der x-ten Verschiebung des Umzuges der Musikschule ins neue Haus der Stadtgeschichte in der ehemaligen Augenklinik an der Von-Graefe-Straße, wo auch das Stadtarchiv hinein soll, schleicht sich dann doch ein Missklang ein. Zunächst war der Umzug für das Stadtjubiläum in 2008 anvisiert, dann für das Kulturhauptstadtjahr 2010 und so weiter. Erstmals gab es nun einen fixen Termin nach den Sommerferien: „Wir wollten am 1. und 2. Oktober umziehen“, sagt die Leiterin der Musikschule.
Das Team ist startklar
Ein neuer Flügel für den Veranstaltungssaal im Haus der Stadtgeschichte sei schon bestellt. 120 Umzugskartons stehen bereit. Man ist startklar auf dem Dudel. Die ersten beiden Wochen der Sommerferien habe das Team damit verbracht, zu sichten, zu sortieren, auszumisten, Müllcontainer zu füllen. „Das ganze Team ist hoch motiviert.“ Eine Menge Musikinstrumente vom Akkordeon bis zur Zupfabteilung, darunter allein neun Flügel, müssen unbeschadet ins neue Domizil gelangen. Für die Flügel muss eine Spedition ran, die auf diese empfindlichen und großen Instrumente spezialisiert ist.
Die Büroeinrichtung, das Lehrerzimmer, die kleine Küche sollen mit. Neues müsse angeschafft werden. „Allein der Katalog für Möbel hat 54 Seiten“, sagt Frensch-Endreß. Da will wohl überlegt sein, „was wir mitnehmen“. Aus Kostengründen jedenfalls „alles, was nicht von allein auseinander fällt.“
Das Musikschul-Team freut sich auf die neuen Räume, „obwohl es am Dudel schön war – auch mit der Nachbarschaft“, betont die Leiterin. „Aber wir platzen ja dort aus allen Nähten“. Im Haus der Stadtgeschichte steigt die Quadratmeter-Zahl von jetzt 1500 auf 2500 und rund 50 Räume auf zwei Etagen. Im Foyer soll es einen Saal und Ausstellungsraum sowie eine Empore mit Cafeteria geben. Und dafür plant Frensch-Endreß bereits „kleinere Sinfoniekonzerte“.
2013 wird die städtische Musikschule 60 Jahre und „41 Jahre waren wir auf dem Dudel“. Nun hofft sie, „dass das neue Haus dann Ende des Jahres bezugsfertig ist“. Im gestrigen Kulturausschuss bezog Frank Buchwald vom Immobilienservice Stellung zur erneuten Verschiebung des Umzugs: „Die Fertigstellung des Gebäudes wird sich auf Mitte Dezember verschieben.“ Ein Bau-Unternehmer habe Insolvenz angemeldet, was die Rohbauarbeiten und Fenstereinbauten hinausgezögert habe.
Jeki mit Abstrichen
Im neuen Domizil wird es auch einen Raum für die Jeki-Instrumente geben. Aber was das landesweite Projekt „Jedem Kind ein Instrument“ betrifft, schlägt die Musikschulleiterin Alarm: „Nachdem es uns fünf Jahre gelungen ist, den Vollausbau zu gewähren, ist es dieses Jahr das erste Mal, dass wir nicht alles besetzen können.“ Bei Jeki I für Erstklässler könnten sechs Kurse an Schulen quer durch die Stadt nicht mehr angeboten werden. „Das ist fatal für die Kinder, denn ein späterer Einstieg ist dann nicht mehr möglich.“ Das seien rund 150 von insgesamt 1150 Kindern für Jeki I. Aber auch beim darauf aufbauenden Instrumentalbereich (Jeki II), an dem rund 550 Kinder teilnehmen, könnten derzeit 125 nicht bedient werden. „Aber wir bessern im Moment ständig nach.“ Der Grund: Musiklehrer fehlen.
„Der Markt ist leer gefegt.“ Mittlerweile laufe Jeki landesweit in 53 Städten und Gemeinden mit 55.000 Kindern. Vor den Ferien habe die Lage noch gut ausgesehen: „Wir hatten Zusagen von Lehrern, die dann wieder abgesprungen sind.“ Warum, liegt auf der Hand: „Weil das Jeki-Projekt immer noch befristet ist, bekommen alle Musiklehrer nur einen Jahresvertrag.“
Die Musikschule und ihre Lehrer betreuen ca. 2200 Schüler im Jeki-Projekt und die Musikschüler, über 2000, wollen ebenfalls unterrichtet werden. „Wir reden hier insgesamt über rund 4500 Schüler“, sagt Frensch-Endreß. Bei der Not an Musiklehrern greife man auch auf Studenten der Folkwang Uni zurück. „Aber es muss auch ein pädagogischer Background da sein, die didaktische Vermittlung braucht es schon“, so die Leiterin. „Es kann nicht jeder eine Klasse mit 25 Schülern betreuen.“ Nun werde versucht, massiv Musiklehrer zu werben – auch im Internet.