Mülheim.

Die Ratsfraktion ist in die Jahre gekommen. Für die Kommunalwahl ist ein Mentoren-Programm für den Generationenwechsel aufgelegt.

Wann und warum bist du in die SPD eingetreten?

Alexandra Hanf: Ich habe Sozialwissenschaften mit Schwerpunkt Politikwissenschaft studiert. Tutor war Alexander Stock, der auch an diesem Mentoring-Programm mitgewirkt hat. Er hat mich eingeladen zu Juso-Veranstaltungen. Das hat mir sehr gut gefallen. Zumal ich mich der Partei inhaltlich immer verbunden gefühlt habe. Im November 2006 bin ich eingetreten.

Warum hast du Renate aus der Beek als deine Mentorin gewählt?

Hanf: Sie ist erfahren, ist eine Frau. Unsere Themen passen überein: Umwelt, Frauen, Gleichstellung . . .

Was versprichst du dir vom Mentorenprogramm?

Hanf: Ich bin schon einige Jahre im Juso-Vorstand. Jetzt bin ich bei der Frage: Wie geht es weiter? Als Juso versucht man auf den innerparteilichen Kurs Einfluss zu nehmen, aber man ist nicht in Gremien aktiv. Dafür muss man schon in den Stadtrat oder die Bezirksvertretung. Da hat mich interessiert, wie das abläuft, wie zeitintensiv das ist.

Was kann Renate aus der Beek so gut, dass du es gerne vermittelt bekämest?

Hanf: Ich schätze besonders ihre menschliche Art. Wie sie auf Menschen zugeht, ein offenes Ohr hat.

Was möchtest du in Zukunft für die SPD leisten?

Hanf: Ich lass das auf mich zukommen. Ich weiß nicht, was 2014 ist. Ob ich nun in den Stadtrat will oder nicht, hängt von meiner beruflichen Situation ab. Das ist das Wichtigste für mich. Das ist die Basis für alles.

Du bist Fraktionsvorsitzende. Was packst du morgen an?

Hanf: Ich glaube, ich würde mal die Verkehrsführung unter die Lupe nehmen. Ob das etwa mit den Ampelschaltungen alles so optimal ist.

Renate aus der Beek

Fällt es leicht, Verantwortung in die Hände Jüngerer zu geben?

Renate aus der Beek: Es ist mir ein Ansinnen, die Verantwortung in jüngere Hände zu geben. Für mich der Hauptpunkt: Frauenförderung. Wir haben in der Politik nach wie vor zu wenig Frauen. Aktuell sind wir 20 Mitglieder in der SPD-Fraktion, aber nur drei Frauen.

Welches Talent bringt Alexandra Hanf mit?

Aus der Beek: Sie geht auf Menschen zu, durch ihre Freundlichkeit. Bürger lieben es, wenn man auf sie zugeht.

Was wollen Sie ihr vermitteln?

Aus der Beek: Erst mal die normale Kommunalarbeit, in den Ausschüssen war sie ja auch schon dabei. Außerdem muss man wirklich immer am Ball bleiben, einen langen Atem haben, um zum Ziel zu kommen.

Modernisierung. Ihr Anliegen ist es, mehr Frauen in die SPD-Fraktion zu holen. Und sonst?

Aus der Beek: Wir müssen noch mehr an die Bürger ran, wenn es eine Veränderung im Stadtteil gibt. Wir sollten in den Ortsvereinen viel mehr Bürgerversammlungen organisieren. So wie wir es im Ortsverein Heißen gemacht haben zum Umbau des Marktplatzes. Siehe da: Es sind 80 bis 100 Bürger gekommen. Wir als SPD sind die Kümmerer-Partei.

Die SPD stellt die Ministerpräsidentin, die Oberbürgermeisterin. Wie sieht die Perspektive von Alexandra Hanf aus?

Aus der Beek: (lacht) Ich denke, es wird die Zeit zeigen, wer bereit ist, auf dem Parteitag für sich zu werben. Natürlich würde ich mich als Bürgermeisterin der SPD freuen, wenn es wieder eine Frau als Bewerberin gibt.

Alexandra Hanf also als ehrenamtliche Bürgermeisterin . . .

Aus der Beek: Sie würde ja was verkörpern: jung, zielgerichtet, frisch, auf die Leute zugehend . . .

Rodion Bakum 

Wann und warum bist du in die SPD eingetreten?

Rodion Bakum: Ich habe mir schon mit 12, 13 Bundestagswahlen angeguckt und für die SPD mitgefiebert. Meine Eltern haben in der Ukraine den Kommunismus mitgemacht. Da war immer ein gewisser Grad an Unzufriedenheit, weil man sich nicht selbstverwirklichen konnte. Trotzdem gab es eine soziale Einstellung. Meine Eltern haben immer gesagt: Wenn es die SPD nicht gäbe, wären wir gar nicht in Deutschland.

Was versprichst du dir von deinem Mentor Dieter Wiechering?

Bakum: Dieter Wiechering ist seit Jahrzehnten dabei. Ich denke, dass er mir noch einiges mehr von dem Grundsätzlichen vermitteln kann, auch an Lebenserfahrung.

Welche Fähigkeiten hat er, die du hoffst, ein Stück weit vermittelt zu bekommen?

Bakum: Wofür ich Dieter sehr schätze: Ihm gefällt es, wenn ihm jemand widerspricht. Desto mehr Respekt hat er. Das ist durchaus eine Eigenschaft, die hat nicht jeder. Dieter reflektiert den Widerspruch.

Was willst du in Zukunft politisch leisten?

Bakum: Ich habe ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsbewusstsein. Dafür engagiere ich mich. Ich war bei den Jusos etwa der erste, der beim Bürgerbegehren gesagt hat: Leute, jetzt müssen wir uns reinhängen. Da bin ich stolz, zum eingeschlagenen Kurs beigetragen zu haben.

Du bist Fraktionsvorsitzender. Was packst du morgen an?

Bakum: Ich würde mir mal alternative Gedanken machen, wie man den Haushalt sanieren kann, nicht nur durch Kürzen, sondern auch durch andere Einnahmequellen. Auch würde ich mich dafür einsetzen, dass die Hauptschule Bruchstraße saniert wird.

Dieter Wiechering

Fällt es leicht, Verantwortung in die Hände Jüngerer zu geben?

Wiechering: Es ist natürlich, dass Ältere mal aufhören. Da haben sie die Verpflichtung, Jüngere nachrücken zu lassen und ihnen ein entsprechendes Rüstzeug für ihre politische Arbeit mit auf den Weg zu geben.

Welches Talent haben Sie denn bei Rodion schon entdeckt?

Wiechering: Er denkt über politische Zusammenhänge nach und zieht daraus Schlüsse, die er umsetzen will. Das ist bei ihm etwas ausgeprägter als bei anderen.

Was wollen Sie ihm vermitteln?

Wiechering: Das Mentoren-Programm soll ja vermitteln, wie das Management in der Kommunalpolitik ist, welche Aufgaben ein Kommunalpolitiker hat, wie er diese bewältigt, wie er mit Bürgern spricht und wie er auf dieser Basis seine politische Meinung bildet.

Wo sehen Sie in Mülheims SPD Modernisierungsbedarf?

Wiechering: Modernisierung ist in jeder Partei ein dauernder und notwendiger Prozess. Wenn wir nicht für Nachwuchs sorgen und ihn nicht fördern, bilden wir irgendwann nicht mehr den Querschnitt der Gesellschaft ab. Die alte Tante SPD erneuert sich ja. Das macht sie alle drei Jahre in der Diskussion und Formulierung eines Grundsatzprogrammes, zuletzt in Hamburg.

Wohin könnt’s der Rodion denn bringen?

Wiechering: Zunächst ist mein Anliegen, wenn ich mit jüngeren Leuten über Beteiligung und Mitmachen spreche: Wenn sie mal ein Amt oder Mandat übernehmen wollen, ist es wichtig, dass sie eine Berufsausbildung anstreben, abschließen und sich dann auch um einen Beruf kümmern. Mit 30, 40 ist es immer noch früh genug, eine politische Funktion zu übernehmen.