Mülheim. . Kippen auf den Gleisen und auf dem Bürgersteig - diesem wenig hübschen Anblick will die SPD in Mülheim entgegentreten. Ihr Vorschlag: Aschenbecher an allen Haltestellen der MVG. Billig würde die Umrüstung allerdings nicht gerade.
Über die „flächendeckende Installation von Ascherboxen“ an Haltestellen will die SPD in der Bezirksvertretung 2 nachdenken.
Das verbreitete Kippenschnippen auf die Gleise und den Bürgersteig hinterlasse eben „einen wenig hübschen Anblick“, begründet SPD-Fraktionsgeschäftsführer Claus Schindler den Tagesordnungspunkt. Die Umsetzung indes könnte den Mülheimer Verkehrsbetrieb (MVG) teuer zu stehen kommen: Rüstete er alle 580 Haltepunkte in der Stadt aus, wäre eine Investition von wenigstens 116.000 Euro nötig.
Gemischte Erfahrungen
Zu diesem Ergebnis kommt Olaf Frei, Sprecher der MVG, auf Anfrage der WAZ, denn allein die Installation eines Aschenbechers koste bereits 200 Euro – ungeachtet des laufenden Unterhalts für die regelmäßige Leerung und im Zuge eventueller Vandalismusschäden.
Angesichts der geplanten massiven Streichungen im Linienverkehr – vorangetrieben nicht zuletzt von der SPD – erscheint dieser Vorschlag geradezu antizyklisch: „Wir müssen ihn unter ökonomischen Gesichtspunkten prüfen“, antwortet der MVG-Sprecher diplomatisch, aber merklich irritiert. Schließlich gilt: Die Politik bestimmt, was die Stadt bei der MVG als Leistung in Auftrag gibt.
Zurück zu den Zigaretten-Aschern: Auf den Prüfstein gehört ebenso der erhoffte kostensenkende Effekt für die Reinigung. Frei hat daran Zweifel: „Wir haben 2009 etwa zehn Haltepunkte mit Ascherboxen ausgerüstet und gemischte Erfahrungen gemacht.“ Denn die Kippen schnippten einige Raucher nach wie vor überall hin – immerhin auch in die Boxen.
100.000 Euro kalkulierte Kosten
Schon damals übrigens ging der Aktion ein Antrag der Sozialdemokraten voraus. Ein Ergebnis dieser „probeweisen Installation“ wurde der Politik jedoch nicht öffentlich vorgestellt, so der SPD-Fraktionsgeschäftsführer. Es sei zwar ein „Trauerspiel“, dass offenbar einige Raucher nicht selbst für Sauberkeit sorgten, doch „wo es keinen Aschenbehälter gibt, hat er kaum eine Wahl“.
Schindler sieht in dem erneuten Vorstoß einen Versuch, die Qualität des öffentlichen Nahverkehrs zu heben. „Die Kosten müssen geprüft werden. Das Kostenargument allein ist aber nicht ausschlaggebend“, wendet Schindler ein, denn die Akzeptanz des öffentlichen Nahverkehrs hänge ebenso am Aussehen der Busse und der Infrastruktur.
Es bleibt aber bei den von frei kalkulierten Kosten von über 100.000 Euro. Die Stadt ist im Nothaushalt, gerade die MVG trägt Jahr für Jahr massive Verluste dazu bei. Für das Jahr 2011 hatte die Verkehrsgesellschaft zuletzt ein Jahresdefizit von satten 29 Mio. Euro ausweisen müssen. Kritiker sagen, dass die MVG ohnehin zu viel „in Klimbim“ investiere. Sie solle lieber schauen, ihren Fahrzeugpark in Ordnung zu halten.