Mülheim. . Die Mülheimer Jäger möchten die Häfte der Kanadagänse in Mülheim schießen. Die Jäger argumentieren, dass die Gänse den Bauern erheblichen Schaden zufügen. Umweltschützer halten dagegen: Die Tiere störten niemanden und es handle sich nicht um eine wachsende Population, sondern nur um Zuflüge.

Über kanadische Wildgänse lässt sich vortrefflich streiten. Die einen wollen sie, die anderen können sich an den Tieren nicht so recht erfreuen. Die Befürworter sagen: Die Gänse stören niemanden. Die andere Seite hält dagegen: Die Gänse sorgen für Schmutz und fressen die Saat von den Feldern. Deshalb sagt diese Gruppe: Wenn es ein paar Gänse weniger gäbe, wäre das nicht dramatisch.

Dazu gehört die Mülheimer Kreisjägerschaft. Sie wünscht sich eine Reduzierung der Population um die Hälfte. „Die Bauern haben durch die Wildgänse einen erheblichen Schaden und die Tiere verschmutzen die Wiese zwischen Stadthalle und Ruhr“, sagt Frank Lenz, der Vorsitzende der Kreisjägerschaft. Als Mittel zur Populations-Verkleinerung kann natürlich die Jagd dienen.

Keine angewachsene Population,sondern kurzfristige Zuflüge

Kanadagänse dürfen in Nordrhein-Westfalen vom 16. Juli bis zum 31. Januar geschossen werden. Doch auf die Jäger kommen dabei einige Probleme zu: Es ist schwierig überhaupt an die Tiere heranzukommen, da sie sich oft in der Nähe von belebten Gebieten aufhalten. Wie zum Beispiel in den Ruhrauen, wo sich Jogger und Spaziergänger schon früh morgens aufhalten. Deshalb sagt Lenz: „Wenn man die Reduzierung will, dann muss man auch Rücksicht auf die Jäger nehmen und ihnen die Möglichkeiten zum Schießen geben.“

Kanadagänse im Vonderort

Foto: Fabian Strauch / WAZ FotoPool
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Die Zahlen mit denen die Kreisjägerschaft argumentiert sind allerdings durchaus diskussionswürdig. Etwa 350 bis 400 Wildgänse leben im Frühjahr in Mülheim und gelten als feste Population. Darüber sind sich Jäger, Umweltschützer und die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet (BSWR), die im letzten Jahr wissenschaftliche Zählungen durchgeführt hat, einig. „Bis zum Jahresende leben aber etwa 1000 Gänse in Mülheim“, sagt Peter Lenz.

"Kurzfristige Zuflüge aus der Umgebung"

Aus der Luft gegriffen ist auch diese Zahl nicht, die biologische Station hat im November 2011 über 900 Tiere in Mülheim gezählt. Nur handelt es sich dabei nicht um eine angewachsene Population, sondern um kurzfristige Zuflüge aus der Umgebung. „Wenn beispielsweise in Duisburg gejagt wird, fliegen die Gänse von dort nach Mülheim“, sagt Tobias Rautenberg von der BSWR.

Der Bruterfolg der Mülheimer Gänse ist dagegen extrem gering. Gerade mal 50-60 Jungvögel schlüpfen überhaupt – ein hoher Anteil stirbt sehr schnell wieder.

Umweltschützer sind gegen Reduzierung

Das heißt: die Population wird - auf das Jahr gesehen - nicht größer. Woran das liegt, weiß im Grunde niemand so genau. Rautenberg vermutet, dass die Ruhrauen wohl kein ideales Brutgebiet für die Tiere sind.

Umweltschützer sind strikt gegen eine Reduzierung. Ruth Küchler von der Interessengemeinschaft zum Schutz der Kanadagänse wettert: „Das ist jedes Jahr das gleiche Gerede der Jäger. Fest steht: Die Tiere stören hier keinen.“ Vor der Stadthalle würden sie die Gänse ohnehin nur wenige Wochen im Mai und Juni aufhalten. Dass die Bauern sich ärgern, wenn ihnen die Saat aufgefressen wird, kann Küchler verstehen. Sie sagt aber: „Die Kanadagänse verhalten sich wie normale Wildtiere.“