Mülheim. Die hierzulande vom Aussterben bedrohte Ringelnatter ist wieder in Mülheim heimisch. Mitarbeiter der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet konnten seit 2011 im Biotop Kocks Loch 54 Tiere nachweisen. Menschen brauchen sich vor der Natter aber nicht zu fürchten: sie ist vollkommen ungefährlich.
Im Ruhrgebiet sind nur noch ganz wenige nennenswerte Populationen bekannt. Das macht ein Projekt der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet so spannend: Im südlichen Ruhrtal Mülheims sind – auch mit Hilfe von Bürgern – vermehrt wieder Ringelnattern registriert worden. Die ungefährliche Natter ist in heimischen Gefilden vom Aussterben bedroht.
„Es gibt im westlichen Ruhrgebiet nur noch drei nennenswerte Populationen“, berichtete Dr. Peter Keil als Leiter der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet (Sitz: Oberhausen) unlängst der Mülheimer Umweltpolitik. Zwischen den Jahren 1987 und 2005 waren in Essen und Mülheim überhaupt keine Funde mehr nachgewiesen worden. Erst danach sind zunehmend wieder Exemplare der Reptilien in Kettwig, Mintard sowie dem Ruhrtal in Menden und Saarn aufgetaucht.
Ringelnatter-Projekt wurde 2011 ins Leben gerufen
Im Jahr 2011 hat die Biologische Station eigens ein Ringelnatter-Projekt ins Leben gerufen, um Bestände zu kartieren. In der Feuchtwiesen-Brache von Kocks Loch, einem besonders schützenswerten Biotop nach EU-Recht (FFH-Gebiet = Fauna, Flora, Habitat), wurden dazu auch Förderbandmatten als künstliche Verstecke für die Schlangen ausgelegt. In diesem Juni konnten so allein an dieser Stelle bis zu zehn erwachsene Tiere dokumentiert werden. Insgesamt konnten die Mitarbeiter der Biologischen Station seit 2011 bei Inspektionen an Kocks Loch 54 Ringelnattern, acht Häute und eine Blindschleiche nachweisen.
„Das“, so Peter Keil, „macht deutlich, wie wertvoll die Biotopstruktur von FFH-Gebieten ist. Und es unterstreicht die Notwendigkeit, langfristige Maßnahmen zu deren Schutz umzusetzen.“ In Mülheim haben unter anderem Landschaftswächter in jüngster Vergangenheit immer wieder beklagt, dass zu wenig Rücksicht auf Schutzgebiete genommen werde.
Bürger sollen Fundstellen melden
„Auch unser Aufruf an die Mülheimer Bevölkerung, Funde zu melden, ist rege angenommen worden“, sagt Keil und präsentiert eine Karte des Stadtgebietes, wo die Fundmeldungen seit vergangenem Jahr verortet sind. Da reichen die Fundstellen von der Stadtgrenze zum Essener Essen bis hin zu einem Bereich zwischen Ruhr und Saarner Auenweg in Höhe der Tennisanlage des Kahlenberger HTC (Mintarder Straße).
Stationsleiter Keil nimmt Bürgern derweil die Angst vor einer überraschenden Begegnung mit einer Ringelnatter. „Die Art ist vollkommen ungefährlich“, sagt er. „In der Regel beißen die Tiere selbst dann nicht, wenn sie in die Hand genommen werden. Niemand muss in Panik verfallen.“ Lediglich sondere das Reptil zur Abwehr einen unangenehmen Duft aus.
Die Biologische Station erfasst zurzeit die Bestände der Ringelnattern im westlichen Ruhrgebiet. Mit dem Zoo Duisburg sollen Schutzmaßnahmen ergriffen werden, um die in heimischen Gefilden bedrohte Reptilienart zu halten.
Weitere Informationen im Internet
Im Internet unter www.bswr.de hat die Biologische Station nicht nur für das Ringelnatter-Projekt einen Bereich eingerichtet, in dem Bürger Funde aus Fauna und Flora melden können. Auf einer interaktiven Karte können die Fundstellen direkt verortet werden, sie werden schließlich in einer Übersicht präsentiert.
Die Bio-Station beschreibt auch, woran man eine Ringelnatter erkennt: „Fast alle Tiere“, heißt es dort, „haben zwei helle, weißliche bis gelbliche, halbmondförmige Flecken an den Seiten des Hinterkopfes. Im Nacken schließt sich je ein sehr dunkler Fleck an, der aber bei dunklen Tieren nicht immer gut erkennbar ist.“ Die hellen Mondflecke seien ausreichend, um die Art zu bestimmen.
Ringelnattern werden hierzulande maximal 1,20, ausnahmsweise auch mal 1,50 Meter lang. Sie leben in Feuchtgebieten und Gewässern, können sich aber kilometerweit davon entfernen. Sie fressen vor allem Frösche, andere Amphibien, Insekten, seltener kleine Fische. Eier legen sie gerne in Kompost- oder Pferdemisthaufen, wo die Eier von der Gärungswärme ausgebrütet werden.