Mülheim. .
Es ist nicht lange her, da war Katja Heinrich die Kompromisslosigkeit in Person. Doch nach fast 20 Jahren Arbeit für Fernsehen und Theater, davon fünf Jahre am Schauspiel Essen, setzte sich die Erkenntnis durch, dass Kompromiss nicht gleich Niederlage bedeutet. Ein Prozess, der mit dem Mann ihres Lebens, dem Cellisten Florian Hoheisel, zu tun hat, mit den beiden gemeinsamen Kindern, vor allem jedoch mit einer konfliktreichen Zeit.
„Ich hatte wirklich überlegt, die Schauspielerei aufzugeben. Ich bin nicht gut darin, mir sagen zu lassen, was ich zu machen habe“, weiß die 37-Jährige. Jetzt hat sie eine Lösung gefunden: Als Dozentin, Coach und Regisseurin im Mülheimer Schauspielstudio Ruhr sagt sie anderen, wo es langgeht.
Aufgewachsen in einer Schauspielerfamilie
So einfach konnte sie das Schauspielen nicht lassen. In eine Theaterfamilie wurde sie geboren, 1975 in Neustrelitz. Der Vater Jürgen Heinrich war in der ehemaligen DDR ein bekannter Darsteller. Mit ihm stand sie schon als Kind vor der Kamera. Mitte der 1980er Jahre musste er mit der Familie ausreisen und erreichte auch im Westen große Popularität als Hauptdarsteller von „Wolffs Revier“.
Die Tochter, von ihm menschlich, politisch und als Schauspielerin geprägt, wollte es aber unbedingt aus eigener Kraft schaffen. Nur für eine Folge der Krimi-Serie - ein Kammerspiel, das mit viel Lob bedacht wurde - arbeiteten sie zusammen. Ansonsten geht sie auf der Bühne wie beim Fernsehen eigene Wege. „Ich wollte immer in meinem eigenen Kontext stehen“, sagt sie.
"Mein Ziel ist die Regie"
Nach Weimar, wo sie debütierte, und Dresden war Potsdam ihre wichtigste Station. Sie spielte sich frei mit „Don Carlos“ oder „Der eingebildete Kranke“ und sprach schließlich bei Anselm Weber vor. Er engagierte sie für „Sommergäste“ in Hannover und als Ensemblemitglied in Essen. „Ich kam mit einer enormen Erwartungshaltung hierher. Mir wurde eine Protagonistenposition in Aussicht gestellt. Das hat sich nicht eingelöst, was auch an mir lag“, erzählt sie. Unter Druck habe sie auf der Bühne gestanden und kein Blatt vor den Mund genommen. „Es war folgerichtig, dass wir die Zusammenarbeit nicht fortgesetzt haben.“
Nun habe sie etwas Neues gefunden, ohne das Alte zu lassen. Sie gibt Schauspielkurse, bietet Coaching für Firmen und Privatleute und inszeniert einen Puschkin-Abend. „Ich helfe gern Menschen, dahin zu kommen, wo sie hin wollen“, kommentiert sie ihren Job, der ihr selbst auch auf den Weg hilft. „Mein Ziel ist die Regie. Ich möchte immer noch gerne Geschichten erzählen.“ Und zwar mit klaren Aussagen: „Ich will zeigen, wofür ich stehe.“