Mülheim. .

Das Backstein-Theater bekommt Nachwuchs. Es gründet zwei neue Theaterensembles - und zwar für Jugendliche und Kinder. Sie sollen auf der neuen Probebühne an der Schulstraße erste Schritte im (nun auch) professionellen Scheinwerferlicht machen. Aber keine Angst: Niemand muss perfekt schauspielern - und Noten gibt es auch keine. Vielmehr geht es darum, einmal neugierig auszutesten, wie man Körper und Sprache, Gestik und Mimik gezielt einsetzen kann.

Die „Junge Bühne“ versteht sich als „Spielplatz“ für die 11- bis 18-Jährigen. „Hier kann man sich nicht blamieren, man kann bei einfachen Übungen, die zunächst noch gar nicht unbedingt auf der Bühne stattfinden, ausprobieren, sich auf verschiedene Weise auszudrücken“, sagt Theaterpädagogin Hildegard Schröter-Spliethoff, die die Gruppe der kleineren Kinder (11 bis 14 Jahre) leitet. Nicht das Nachspielen sei bei den Proben gefragt, „die Kinder sollen Bühnenfiguren selber mitentwickeln“. Durch Improvisationen werden kleine Rollen und später auch kurze Szenen erarbeitet.

Überschreiten von Schamgrenzen

„Die Ensemblemitglieder bekommen Gelegenheit, sich etwas Neues zu trauen, sich einmal anders als sonst zu präsentieren und dabei auch eigene Schamgrenzen zu überschreiten“, ergänzt Michael Bohn, Chef der „Großen Bühne“ des Backstein-Theaters. „Es ist erstaunlich, wie anders Kinder auf der Bühne sein können. Ganz stille Mädchen oder Jungen kommen da manchmal richtig aus sich heraus“, weiß Dr. Heribert Lochthove, Regisseur und Leiter der Gruppe für 15- bis 18-Jährige, aus Erfahrung.

Ernst wie in der Schule soll es bei den zwei neuen Theatertruppen nicht zugehen, die Spiellust stehe im Vordergrund. Primäres Ziel sei es nicht, Literatur-Aufführungen zu erarbeiten, das „Experimentieren sei wichtiger als das Ergebnis“. „Dennoch soll am Ende eines Jahres eine Aufführung stehen“, so Heribert Lochthove. Und das kann dann ein richtiges Theaterstück, aber zum Beispiel auch eine Szenen-Collage, eine Revue oder etwas Ähnliches sein. Im Zuschauerraum der neuen Probenbühne finden jedenfalls an die 80 Zuschauer Platz.

Facettenreiche Aufgaben warten

An den Start geht die „Junge Bühne“ am 17. September - in Form eines Jahreskurses. Anfänger sind bei den ersten Schnupperterminen ebenso gerne gesehen wie junge Leute, die schon einmal in einer Theatergruppe mitgemischt haben. Wer Spaß an dem Angebot findet, sollte dann aber auch bis zum Schluss dabei bleiben. Die Kursgebühr beträgt zehn Euro im Monat. Wer nicht selber schauspielern möchte, sondern lieber hinter den Kulissen mitwirken will, kann sich ebenfalls melden - für einen Einsatz in der Technik, Maske, Requisite oder Kostümbildnerei.

Die „Junge Bühne“ soll Kindern und Jugendlichen mehr vermitteln als nur die Grundlagen der Schauspielerei. „Sie lernen auch, zuverlässig im Team zu arbeiten und gemeinsam ein Produkt zu erstellen“, so Heribert Lochthove. Und Michael Bohn erklärt: „Das Theaterspiel dient der Persönlichkeitsentwicklung, es schult die Selbst- und Fremdwahrnehmung und stärkt das Selbstbewusstsein.“