Mülheim. .

Jahrzehntelang waren die Grünstreifen an der Autobahn kaum erreichbar. Als die A 40 am Wochenende für das Still-Leben gesperrt wurde, kartierten Forscher die Pflanzenwelt und fanden eine unerwartete Artenvielfalt.

Jahrzehntelang waren sie kaum erreichbar und blieben deshalb unentdeckt. Nun wurde am Wochenende die A 40 für das „Still-Leben“ gesperrt und endlich hatten die Forscher freie Bahn. Rund 70 Wissenschaftler und Naturfreunde kartierten die Pflanzenwelt abseits der Asphaltdecke – und fanden dort eine überraschende Artenvielfalt.

„Wir betreten absolutes Neuland“, sagt Corinne Buch. Dass die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet mit dem Fachbereich Botanik damit Seiten- und Mittelstreifen zwischen Dortmund und Duisburg meint, zeigt, dass das Unentdeckte vor der Haustür liegen kann, wenn hunderttausende Autos den Weg versperren.

400 verschiedene Arten

Die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet initiierte die Aktion und brachte ein breites Netzwerk an Fachleuten zusammen. Mitarbeiter von Universitäten, von anderen Biologischen Stationen und von Naturschutzverbänden kartierten, verteilt auf zehn Gruppen, jeweils sechs Kilometer Autobahn. Corinne Buch trägt die gesammelten Daten nun zusammen und gibt sie in eine Datenbank ein.

Rund 200 Arten hat jede Gruppe gefunden. Die Funde von fünf Gruppen sind bereits ausgewertet und ergaben 400 verschiedene Arten. In Mülheim wächst anderes Kraut als in Bochum. „Durch die verschiedenen Bedingungen siedeln sich verschiedene Pflanzen an“, sagt Corinne Buch. Und an der Autobahn kann eine Bedingung auch eine Baustelle sein. Überhaupt müssen die A 40-Pflanzen einiges abkönnen. Abgase könne man laut der Botanik-Fachfrau zwar vernachlässigen, jedoch gehöre zu den ersten Erkenntnissen, dass im Winter verteiltes Streusalz große Auswirkungen habe. „Viele salztolerante Pflanzen“ hätte man etwa entdeckt – Flora, die sonst an Küsten üblich ist. Bis alle Daten komplett sind, wird es aber wohl noch bis zum Ende der Woche dauern. Einige Pflanzen müssen noch unter dem Mikroskop nachbestimmt werden.