Mülheim. .
Zu wenige Betten in Mülheim? Als kleine, feine Kongressstätte mit der Stadthalle als Tagungsort hat sich Mülheim inzwischen einen guten Namen gemacht. Politisch war das so gewollt, Millionen wurden in das Gebäude investiert. Jetzt läuft es und liegt bundesweit in der Beliebtheitsskala an Platz drei. Nicht ohne Probleme: Erste Kongresse müssen abgesagt werden, bedauert Inge Kammerichs, Chefin der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH (MST). Der Grund: „Es fehlen uns Hotelbetten.“
Mit rund 100 Leuten wollte erst jetzt wieder eine Automobil-Marke ihre Tagung in der Stadthalle abhalten. „Wir konnten die gewünschte Zimmerkapazität nicht am Ort zur Verfügung stellen“, sagt Inge Kammerichs. Die Folge: Das Auto-Unternehmen zog weiter. Es war nicht die erste Absage: Allein in den Sommerwochen, so die MST-Chefin, habe die Stadt gut 1000 Übernachtungen verloren. Damit, rechnet sie vor, gehe nicht nur der Stadthalle Geld verloren, sondern auch dem Standort Mülheim insgesamt. Jeder Gast lasse schließlich Geld in der Stadt.
Weiteres Hotel bringt Probleme
„Für uns ist das ein großes Problem geworden“, sagt Marc Baloniak von der Tourismus-Abteilung. „Wir können große Anfragen nicht bedienen.“ Die Regel laute für die Unternehmen: Tagungsort gleich Übernachtungsort. „Wenn wir denen vorschlagen, die Gäste auf drei, vier Hotels zu verteilen, vielleicht sogar in einer Nachbarstadt, winken die sofort ab.“ Sie gehen nach Oberhausen oder Düsseldorf, wo das Segment zwischen 100 und 200 Teilnehmern gut bedient werde. Auch beim Bustourismus, mit etwa 50 Gästen, gebe es zuweilen Probleme mit der Unterkunft, so Baloniak.
Das am Tourainer Ring geplante Hotel Holiday Express mit rund 120 Zimmern wäre aus Sicht der MST ein echter Gewinn für die Stadt. Die vorhandenen Hoteliers sehen es anders: „Wir kommen gerade so zurecht“, betont Moncef Mahmoudi, Geschäftsführer des Best Western. „Ein weiteres Hotel in der Dimension würde definitiv Probleme am örtlichen Markt bringen.“
Schon jetzt wirke sich jedes weitere Hotel in Essen und Düsseldorf für die Mülheimer Hoteliers nachteilig aus. Die zusätzlichen Kongresse, so Mahmoudi, reichten nicht aus, um ein weiteres Hotel in der Stadt an 365 Tagen zu bespielen. „Das Best Western wollte von 100 auf 200 Betten erweitern, wir haben es dann gelassen. Lohnt nicht.“
Neubau mit weiteren 25 Betten geplant
Einer, der erweitern will, ist Martin Hesse, Inhaber des Hotel Handelshof. Nach dem Abriss des benachbarten Gebäudes hat er eine Bauvoranfrage gestellt, ein Neubau mit weiteren 25 Betten sei geplant, sagt er. Bis zu zwei Jahre könne sich das noch hinziehen. „Sollte das Hotel am Tourainer Ring kommen, werden wir auch noch mal neu rechnen müssen“, sagt Hesse und macht keinen Hehl daraus, dass auch er den Markt für gesättigt hält. „Ein Holiday Express am Ort sähe er als „eine Katastrophe“ an für die bestehenden Hotels. Der eine oder andere Kongress mehr, so Hesse, werde daran nicht viel ändern.
Auch Claudia Lang, Chefin im Kocks-Hotel, sieht den zusätzlichen Bedarf nicht. Das Hauptproblem seien die saisonalen Schwankungen und die Wochenenden, an denen „echte Touristen“ fehlen.
"Was sollen die Touristen in Mülheim"
Kann Mülheim auf Tourismus setzen? Die MST meint ja, Mahmoudi nein: „Was sollen die Touristen in Mülheim? Die fahren nach Weimar, Köln, Hamburg.“
Thomas Kolaric, Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) blickt auf die Statistik: Danach müsste das Bettenangebot reichen, sagt er und sieht selbst bei 20 weiteren Kongressen im Jahr nicht den Bedarf für ein neues Hotel. Der Markt werde dann über den Preis geregelt. „Ich kann verstehen, dass dies die Hoteliers unruhig macht.“
Mülheims kleines Luxus-Hotel