Oberhausen. . Deutlicher Anstieg bei Übernachtungszahlen dürfte auch daran liegen, dass es hier keine Bettensteuer gibt – noch nicht

„Nach Oberhausen statt nach Teneriffa“, schreibt eine Tageszeitung angesichts der gestiegenen Übernachtungszahlen in NRW. Ein Augenzwinkern ist dabei nicht zu überlesen und in der Tat muss man daran erinnern, dass es weiterhin vorrangig Geschäftsleute und nicht Touristen sind, die in der Stadt ihr Haupt betten. Was nichts daran ändert, dass die Übernachtungen hier laut des statistischen Landesamts im vergangenen Jahr um erstaunliche 37,7 Prozent auf 442.501 angestiegen sind.

Mehr als Duisburg

Der riesige Sprung ist zum Teil einer statistischen Besonderheit geschuldet: Erstmals wurden die Übernachtungsmöglichkeiten der Berufsförderungswerke einbezogen, die in Oberhausen eine große Zahl ausmachen. Bereinigt ergebe sich aber immer noch ein Plus von zehn bis 15 Prozent, heißt es bei der Tourismus und Marketing Oberhausen GmbH. „Da ist Dynamik drin, wir sehen noch Luft nach oben“, sagt Michael Schmitz von der TMO, bei der man auch froh ist, dass es im Jahr eins nach der Kulturhauptstadt keinen Einbruch bei den Gästezahlen gab.

442.501 Übernachtungen – damit spielt Oberhausen immer noch ein paar Ligen unter den großen Anziehungspunkten in NRW wie Köln oder Düsseldorf. Allerdings verzeichnete man zum ersten Mal mehr Übernachtungsgäste als die deutlich größere Nachbarstadt Duisburg, die auch über wesentlich mehr Betten verfügt. In Duisburg gingen die Übernachtungszahlen zurück – eine Tatsache, die einmal mehr das Thema Bettensteuer aufs Tapet bringt. Sie wird in Duisburg erhoben, in Oberhausen nicht.

„Sehr preissensibel“

Noch nicht, könnte man sagen. Denn der lange diskutierte Vorschlag ist nicht vom Tisch, wie die Stadtverwaltung bestätigt. So war die Bettensteuer auch Thema bei den aktuellen Gesprächen über Maßnahmen im Rahmen des „Stärkungspakts Stadtfinanzen“, wurde aber hintangestellt.

„Wir warten Rechtssicherheit ab“, sagt Stadtsprecher Rainer Suhr. Die Stadt Köln führt derzeit ein Berufungsverfahren vor dem Oberverwaltungsgericht Münster, nachdem ihr die Einführung der Abgabe zunächst untersagt worden war. Sollte sie doch gestattet werden, sei das Modell auch für Oberhausen denkbar, so Suhr. „Als Kommune in der Haushaltssicherung sind wir gehalten, alle Einnahmemöglichkeiten auszuschöpfen.“

Mit dem Widerstand der Hotellerie wäre in diesem Fall wieder fest zu rechnen. Uschi Wischermann, örtliche Vorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), führt die gute Entwicklung in Oberhausen zumindest in Teilen auf eine abschreckende Wirkung der Bettensteuer in Duisburg zurück. Die Zimmer in Oberhausen seien durchweg vergleichsweise preiswert. Käme die Abgabe auch hier, könne sich das Blatt schnell wenden. „Der Markt ist sehr, sehr preissensibel.“

Die Statistik

Laut des statistischen Landesamts gab es im vergangenen Jahr in Oberhausener Hotels und anderen Herbergen 442.501 Übernachtungen (2010: 321.465. Zum Vergleich: Duisburg verzeichnete vergangenes Jahr 402.188 Übernachtungen, Essen 1.302.511, Düsseldorf 3.843.403 und Köln 4.970.056.

Die Bettenauslastung – in Oberhausen stehen 2345 zur Verfügung – lag bei 51,3 Prozent. Das ist ein vergleichsweise guter Wert, den Landesschnitt beziffern die Statistiker auf 39,8 Prozent. Von den 442.501 Oberhausener Übernachtungsgästen des vergangenen Jahres kamen 62.906 aus dem Ausland. Das war ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahr mit 60.894 internationalen Besuchern.