Mülheim. .

Sie klingeln an der Tür und bitten um Mitgliedschaften: Soziale Dienste wie Caritas, Rotes Kreuz oder Arbeiter-Samariter-Bund werben für den guten Zweck häufig an der Haustür. Viele Menschen verunsichert das. Gerade weil es immer wieder vorkommt, dass sich unter die, die es gut meinen, gezielt Betrüger mischen. WAZ-Leser Oliver Stein fragt sich, ob er so einen dubiosen Fall erlebt hat.

Am Donnerstag gegen 19 Uhr schellte ein Spendensammler in einer Jacke des Arbeiter-Samariter-Bundes bei Oliver Stein an der Bunsenstraße. „Zumindest hatte er eine ASB-Jacke an, einen Ausweis habe ich jedoch nicht gesehen.“ Ziemlich aggressiv sei der Mitarbeiter aufgetreten. „Er war penetrant und wurde unfreundlich, als wir kein Geld spenden wollten.“ Später habe Oliver Stein gehört, wie der angebliche Mitarbeiter bei einer Nachbarin schellte und sie beschimpfte, als diese wieder die Tür schloss. „Ich arbeite selbst bei der Caritas und weiß, dass das kein seriöses Auftreten ist.“ Stein meint: „So verhält sich kein Repräsentant einer Firma.“

"Wir wollen wissen, wenn sich jemand daneben benimmt.“

„Im Moment sind Infoteams in Mülheim unterwegs“, räumt Dirk Heidenblut, Geschäftsführer des ASB-Ruhr ein. Sechs Mitarbeiter laufen noch bis Ende September Häuser ab, verteilen Infomaterial und werben um Unterstützung. „Anlässlich des 100. ASB-Geburtstages.“ Möglichst schnell möchte der Geschäftsführer abklären, ob es sich bei dem rabiaten Spendeneintreiber um einen Mitarbeiter aus seinem Team handelt. „Wir wollen wissen, wenn sich jemand daneben benimmt.“ Nicht nur, um den eigenen Ruf zu wahren, sondern auch, um mögliche Betrüger zu stoppen.

Immer wieder komme es vor, dass sich Täter zwischen die echten Mitarbeiter mischen, sich die entsprechende Kleidung anziehen und im Namen des Gemeinnutzes Geld erbeuten wollen. „Wenn wir feststellen, dass es kein Mitarbeiter war, stoppen wir jede Aktion, geben es an die Polizei weiter und erstatten Anzeige.“ Und wenn sich doch nur jemand daneben benommen hat? „Der wird natürlich nachgeschult.“ Und: „Daher ist es uns wichtig, dass Bürger solche Vorfälle bei uns melden.“ 0201/87 00 10.

Keine Bargeldspenden

Generell seien die Mitarbeiter des ASB ausdrücklich angehalten, keine Bargeldspenden zu sammeln. Auch treten sie immer in ihrer Kluft auf und zeigen einen gültigen Ausweis vor. Heidenblut versichert: „Selbst wenn ein Mitgliedsantrag ausgefüllt wurde, entsteht kein Risiko.“ Hat sich der Bürger überrumpelt gefühlt und unterschrieben, sei es kein Problem, formlos – also auch telefonisch oder per Mail – jederzeit auszutreten.

Die Polizei rät zu Vorsicht mit Türgeschäften. „Es kommt immer mal wieder vor, dass Betrüger mit verschiedenen Maschen versuchen, sich Zutritt zur Wohnung zu verschaffen“, so Sprecher Jörg Lindemann. „Den Ausweis zeigen lassen, im Zweifel Zeugen hinzuziehen oder die Polizei rufen!“

Wenn soziale Dienste auf Info-Tour gehen, läuten im Bürgeramt häufiger die Telefone. „Viele sind verunsichert und fragen, ob das erlaubt ist“, so Stadtsprecher Volker Wiebels. „Seitdem das Sammlungsgesetz abgeschafft wurde, braucht man keine Genehmigungen mehr für solche Aktionen.“ Wenn ein Sammler – ob an der Haustür oder in der Fußgängerzone – aggressiv wird, sollten Betroffene die Polizei rufen. Denn das, so Wiebels, fällt unter „aggressives Betteln“ der Ordnungsbehördlichen Verordnung – und kann bestraft werden. Er rate, gar keine Geschäfte an der Haustür abzuschließen. „Wer Gutes tun will, kann überweisen.“