Mülheim. .

Sind Blondinen dumm, Männer Schweine und Politiker Lügner? Was sind eigentlich Vorurteile und wie gehen wir mit unseren eigenen um?

24 Oberstufenschülerinnen und Schüler des Kunst-Leistungskurses der Otto-Pankok-Schule, der Luisenschule und des Gymnasiums Heißen sind diesem Thema systematisch auf den Grund gegangen. Sie haben sich fotografisch in einem Projekt unter Leitung des Kunstlehrers Joachim Servatius und des Mülheimer Künstlers Lubo Laco mit dieser brisanten Thematik auseinandergesetzt.

Die großformatigen, teils witzig-provokanten, Fotografien werden von Samstag, 15. September, bis zum 29. September im Ladenlokal des Hotelbesitzers Karl-Heinz Noy ausgestellt.

Gelernt, Menschen einzuschätzen

Die Jugendlichen sind sichtlich stolz auf ihre Ergebnisse. Zita sagt: „Ich mache mir auf einmal ganz andere Gedanken“, Kimberley gibt zu , dass sie sich neuerdings ertappt fühlt, wenn sie in Vorurteilen denke. Constanze stellt fest: „Ich gehe jetzt viel mehr den Sachen auf den Grund. Man lernt Menschen besser einzuschätzen, und oft stimmt die Einschätzung auch.“ Die Schüler, vom Fotokünstler Laco angeleitet, haben sich gefragt: „Wie kann man ein Vorurteil verbildlichen?“ In zwei Ansätzen haben die jungen Menschen das Thema beantwortet. Einige haben Doppelbilder fotografiert. „Auf dem linken Bild wird das Vorurteil inszeniert dargestellt“, erklärt Laco, „auf dem rechten Foto wird das Vorurteil widerlegt, distanziert und mit Witz und Ironie dargestellt.“ Die zweite Gruppe hat Personen interviewt und fotografiert, die tagtäglich mit Vorurteilen zu tun haben. Der 89-jährige Mülheimer Wilhelm Knabe, Mitbegründer der Grünen, die in ihrer Anfangszeit besonders mit Vorurteilen zu kämpfen hatten, stand der Schülerin Elif gerne für ein langes Gespräch und Fotos zur Verfügung. Er empfiehlt Neugierde, um Vorurteile abzubauen. Lydia hat für das Projekt einen türkischen Taxifahrer porträtiert und war „positiv überrascht und beeindruckt“, wie ihre Vorbehalte einer nach dem anderen entkräftet wurden. Bernhard Deutsch vom Theater an der Ruhr lobt die Schüler. Er findet das Ergebnis großartig und beeindruckend.

Ein für Katalog und Ausstellung dokumentiertes Tischgespräch über Vorurteile im Beruf mit dem Leiter der NRZ-Lokalredaktion Detlef Schönen, dem Richter Jost Schenk und der Psychologin Emriye Teke eröffnete den Schülern ein weiteren Blickwinkel zum Thema. Detlef Schönen sagt: „Vorurteile zu haben ist nicht schlimm, man darf ihnen nur nicht folgen.“

Eigentlich gibt es nur Sieger

„In unserer Sparte haben wir den zweiten Platz in dem Wettbewerb ,Kinder zum Olymp’ gewonnen, an dem insgesamt 860 Gruppen teilgenommen haben“, freut sich der stellvertretende Schulleiter der ­Otto-Pankok-Schule, Ulrich Bender. „Eigentlich sind alle Sieger in dem Projekt“, beschließt Wilhelm Knabe, und das man noch einen Preis ausloben solle. Auch Lubo Laco ist sichtlich stolz, lobt die fotografisch professionellen Arbeiten, dankt dem Schüler Kornelius für die Zeit, die er in seinen Sommerferien in die Katalogproduktion gesteckt habe und freut sich auf weitere Projekte mit Schülern.