Mülheim. .

Schluss mit Mathe und Physik, mit Deutsch und Geschichte: An zwei Mülheimer Gymnasien klingelte es für deren Leiter am gestrigen Freitag zum letzten Mal zum Unterricht. Marion Krallmann, seit über 13 Jahren Chefin des Gymnasium Heißen, und Werner Andorfer, der sechs Jahre die Karl-Ziegler-Schule leitete, verabschiedeten sich in den Ruhestand.

Der Abschied wurde jeweils bereits emotional gefeiert. Kollegen, Schüler, Weggefährten entließen die Pädagogen mit warmen Worten. Und auch Marion Krallmann und Werner Andorfer loben ihre (eigene) „tolle Schule“, ihr „toll arbeitendes Kollegium“, die Entwicklung ihres Gymnasiums. Sie haben die Zeit genossen, doch beide – so scheint es im Gespräch – freuen sich nun auf die Freizeit.

"Ein sehr soziales Klima"

Marion Krallmann kam am 1. Februar 1999 zur Kleiststraße, aus der Stellvertreterin an einer Essener Schule wurde eine Mülheimer Schulleiterin. Mathematik und Physik sind ihre Fächer – und sie blieben stets ihr Schwerpunkt. „Mir war es wichtig, die Schule in diesem Bereich zu stärken“, erzählt sie und ist sicher, das erreicht zu haben. Ihr Beleg: „Wir sind das einzige Mint-EC-Gymnasium in Mülheim.“ Außerdem ist das Heißener Europa-Schule. „Ein sehr soziales Klima“ bescheinigt sie ihrer Schule, verweist auf das soziale Engagement der Schüler. Dennoch hat sie eine zunehmende Arbeitsverdichtung festgestellt und zugleich eine abnehmende Selbstständigkeit. „Man konnte früher mehr agieren, heute reagiert man mehr. Es werden viele Dinge an die Schulen herangetragen.“ Die Erwartungen seien gestiegen, ebenso der Druck, was Schule, Lehrer und Schüler zu leisten haben.

Ab 1. August, wenn ihre Nachfolgerin offiziell im Amt ist, hat Marion Krallmann „endlich Zeit zu fotografieren“. Und außerdem, sagt sie, „habe ich Lust zu reisen“.

Werner Andorfer nennt die vergangen sechs Jahre die spannendsten seines Berufslebens. Es war die Zeit, die er an der Karl-Ziegler-Schule verbrachte. Vorher bildete er als Seminarleiter Lehrer aus. Die Theorie vermittelte er da, doch die Praxis empfand es als erfüllender. „Ich bin jemand, der gerne reagiert.“ Als Schulleiter muss man das, meist schnell. „Es war anstrengend, aber es hat Spaß gemacht.“

Zeit für die Familie

Große Veränderungen machte die Schule durch. Die augenscheinlichsten waren die baulichen. Dennoch betont Werner Andorfer, dass auch inhaltlich viel passiert ist: Den Realschulzweig, den Ganztag, die wachsende Schülerzahl nennt er und „das Herausarbeiten der naturwissenschaftlichen Fächer“. Das Schülerlabor sei eine wichtige Ergänzung, für die er „dankbar“ sei. Die Bauarbeiten hätten sich in der Tat als die angekündigte Modernisierung erwiesen.

Ein wenig aufräumen muss er noch, dann beginnt der Ruhestand. Der, hat Werner Andorfer errechnet, muss jedoch „50 Jahre bei guter Gesundheit“ umfassen, um alles Geplante unterzubringen. Da sind die geschichtlichen Studien, die vernachlässigte Modelleisenbahn und die Kumpels, die einen Skiurlaub im Februar fordern und selbstverständlich die Familie. Auf die Zeit mit dem Enkelkind freut er sich und dann hat seine Frau auch schon Sätze gesagt, wie: „Wir müssen das Fenster streichen.“ Als geschulter Ehemann weiß er das genutzte Pronomen zu deuten. . .