Mülheim.

Zu wenig Lust auf Cäsar und Cicero? Das traditionsreiche Otto-Pankok-Gymnasium in der Innenstadt, mit Latein als möglicher Anfangssprache, gerät in den Blick der Bildungspolitiker: Nach erneut schwachen Anmeldezahlen für das kommende Schuljahr stellen Politiker erneut die Frage: Haben wir mit der Luisenschule, dem Karl-Ziegler-Gymnasium und der Otto-Pankok-Schule zu viele Gymnasien auf zu kleinem Raum?

524 Anmeldungen erzielten die fünf Gymnasien insgesamt, 51 weniger als im Jahr zuvor. Aber auch nur 52 gab es am einstigen Vorzeige-Gymnasium Otto-Pankok. Das reicht nicht für die vorgesehene Dreizügigkeit an dem Standort. „Die Zahlen zeigen, dass wir weiterhin fünf Gymnasien in der Stadt brauchen“, sagt der schulpolitische Sprecher der CDU, Heiko Hendriks.

Ungünstige regionale Verteilung

Allein die unterschiedliche Nachfrage mache jedoch deutlich, dass man mit einer ungünstigen regionalen Verteilung zu kämpfen habe. Und so taucht in diesen Tagen wieder ein alter Gedanke auf: Standort-Tausch zwischen der in Saarn schwächelnden Gesamtschule und dem Pankok-Gymnasium. Wir würden dann allerdings, so Hendriks, dem Gymnasium Broich eine Konkurrenz vor die Nase setzen. Ob das gut ist?

Der Bildungsforscher Dr. Ernst Röser kommt im Bildungsentwicklungsplan zu dem Ergebnis, dass das Schüleraufkommen an den Mülheimer Gymnasien nahezu stabil geblieben ist, der demografische Wandel konnte ihnen kaum etwas anhaben. Bei der dynamischen Prognose für die nächsten Jahre stellt er fest: Beim Bildungsgang des Gymnasiums wird von einer hohem Nachfrage in den nächsten fünf bis zehn Jahren ausgegangen. Im Schuljahr 2015/16 geht der Schulforscher von 18,7 Zügen pro Jahrgang an den Gymnasien, von 18 Zügen fünf Jahre später, aktuell sind es 19,3 Züge. Im Ganzen sinkt die Schülerzahl.

Kultur, Medizin, Geld

Das Otto-Pankok-Gymnasium hat längst auf die schwachen Anmeldezahlen der letzten Zeit reagiert. Es bildet in der Schullandschaft eine echte Alternative: Es ist das einzige Gymnasium das Lateinschüler im Abitur prüft. Es hat sich neben den Sprachen die Kultur, die Ökonomie und das Thema Gesundheit zum Schwerpunkt gesetzt. Es pflegt enge Kontakte zu Unternehmen, trainiert wirtschaftliches Denken und Handeln. Warum es doch für viele nicht die erste Wahl ist – vor der Frage stehen die neue Schulleitung und die Mülheimer Bildungspolitiker.

Die Grünen hoffen, dass man sich wieder angemessen den aktuellen Bildungsthemen nähert. Stillstand machen sie seit über einem Jahr aus angesichts der anhaltenden Debatte zur Frage: Wie viele Hauptschulen braucht die Stadt noch? Die Diskussion über die Hauptschule Eppinghofen, so Ratsfrau Inge Göricke, habe vieles blockiert.

"Das ist auch eine Finanzfrage"

Der Fraktionschef der MBI, Lothar Reinhard, plädiert dafür, die Situation der Gymnasien genau zu analysieren und warnt vor voreiligen Schlüssen. Er gibt zu Bedenken, dass auch das Karl-Ziegler-Gymnasium zeitweise in einer problematischen Phase steckte und sich gefangen habe. Der neuen Schulleitung am OP müsse man etwas Zeit geben. Ein Tausch mit Saarn, so Reinhard, werde immer wieder mal diskutiert. „Doch das ist auch eine Finanzfrage.“