Mülheim.
Mörderische Hitze hält seit Wochen an, Gewässer sind ausgetrocknet Bäume werfen ihre Blätter ab, der Appell zum Wassersparen wird wiederholt, Krankenhäuser melden vermehrte Aufnahmen von vor allem älteren Menschen. Hitzestress, Infektionskrankheiten. Ein Sommer in Mülheim. Utopie?
Nach Ansicht des Deutschen Städtetages längst nicht mehr. Die Kommunen sollten nicht länger warten und damit beginnen, Vorsorge zu treffen gegen den Klimawandel. Die Mülheimer Grünen greifen dies jetzt auf und bringen das Thema „Anpassung an den Klimawandel“ in gleich fünf Fachausschüsse. „Wir dürfen die Bedrohung nicht tatenlos auf uns zukommen lassen“, sagt Fraktionschef Tim Giesbert.
Unheil-Szenarien
Wenn die Vorhersagen der überwiegenden Mehrheit der Klimaforscher einträfen, träfen die Unheil-Szenarien mit Dürre, Tornados, Überschwemmungen auf mittlere Sicht auch Mülheim, sind die Grünen überzeugt. „Wir stehen vor immensen Herausforderungen und Problemen“, sagt Giesbert. Für die Städte entstünden deutlich höhere Anforderungen an die Daseinsvorsorge. Vor Ort handeln, möglichst ab morgen, lautet die Devise. Wie Klimaanpassung vor Ort aussehen könnte, beschreibt der Deutsche Städtetag in einem umfangreichen Positionspapier und macht Vorschläge. Diese gehen querbeet, erfassen alle städtischen Bereiche.
Beispiele: Notfallpläne für Alten- und Pflegeeinrichtungen erstellen, Katastrophenschutz verbessern, Kaltluftschneisen zur Belüftung der Innenstädte anlegen, Hochwasser- und Grundwasserschutz bei der Stadtplanung stärker berücksichtigen, Flächen entsiegeln, um Versickerungsmöglichkeiten zu schaffen, neue Parks anlegen.
Baumbestand nachhaltig sichern
Der innerstädtische Baumbestand sollte zur Beschattung nachhaltig gesichert und erweitert werden mit hitzeresistenten Arten, für Straßendecken sollte ein Schutzprogramm für extreme Hitze erstellt werden. Hubert Niehoff (Die Grünen), Vorsitzender des Umweltausschusses, betont: „Was sich wie ein roter Faden durch den Kanon der Einzelmaßnahmen zieht, ist der dringliche Rat, Frisch- und Kaltluftzonen im Stadtgebiet nicht anzutasten, sondern eher auszuweiten.“ Gerade darüber gab es in der Vergangenheit allerdings immer wieder Streit zwischen den Fraktionen im Rat. Manche geplante Baumaßnahme bedroht gerade diese Frischluftschneisen.
Einiges auf den Weg gebracht
Dem Umweltdezernat der Stadt kommt der Vorstoß der Grünen nicht ungelegen. Dort arbeitet man schon länger an dieser Thematik. „Wir fangen in Mülheim nicht bei Punkt Null an“, sagt Amtsleiter Jürgen Zentgraf. Einiges sei in den vergangenen Jahren zum Klimaschutz auf den Weg gebracht worden. Die Energiewende vor der Haustür gehört dazu.
Das Ziel: Bis 2020 soll der Kohlendioxid-Ausstoß um 30 bis 40 Prozent reduziert werden. Die Stadt hat einen Klima-Stadtplan erstellt, ein Solarkataster mühsam aufgebaut. Sie hat im Wettbewerb „Innovation City“ ein Bündel an Möglichkeiten zusammengetragen.
Wie können die Folgen des Klimawandels in Mülheim abgemildert werden? Am 18. September beginnt der Planungsausschuss mit der ersten Debatte dazu.
Der politische Fahrplan im Herbst
Welche empfohlenen Maßnahmen des Städtetages zur Anpassung an den Klimawandel lassen sich umsetzen? Im September befassen sich der Planungs- (18.9.), der Umwelt- (20.9.) und der Hauptausschu ss (25.9.) damit. Im November beraten der Finanz- (5.11.) und der Sozialausschuss (22.11.) darüber. Die Sitzungen im Rathaus sind öffentlich.