Mülheim. .

Globale Themen und Klimawandel gehen auch an Mülheim nicht ­vorüber. Schweinezüchter Einhart im Brahm äußert sich zu den aktuellen Schweinepreisen, die vom Rheinischen Landwirtschaftsverband moniert werden. Da in den Vereinigten Staaten eine schwere Dürre herrscht, vertrocknen dort Getreide, Mais und Eiweißpflanzen. Das führt zu einem enormen Anstieg der Futterpreise: Bis zu 50 Prozent teurer sind die für die Fleischproduktion wichtigen Pflanzen. Das wirkt sich auch auf die Schweinefleischpreise aus, berichtet der Rheinische Landwirtschaftsverband.

„Der Preis für 1 Kilo liegt bei 1,80 €“

Im Brahm, über den die WAZ wegen der geplanten Erweiterung ­seines Schweinzuchtbetriebes ­berichtet hatte, bestätigt die Entwicklung, sieht das aber für sein Unternehmen gelassen. „Der Preis für ein Kilogramm Schlachtschwein liegt bei rund 1,80 €, das ist okay“, sagt der Viehzüchter, der in Kettwig knapp 1 400 und in Menden 600 Schweine in jeweils vier Monaten zur Schlachtreife bringt. Er bedauert, dass die Politik die Verfütterung von Speiseresten und Tiermehl an Schweine, die ja Allesfresser seien, verboten habe, denn so sei man abhängig von der internationalen Futterpflanzenproduktion.

Wenn die Futtermittel aus den Vereinigten Staaten nicht geliefert werden könnten, würden andere Länder einspringen. Auch führe eine Preissteigerung zu mehr Wettbewerb und einer Reduktion des Tierbestands in Deutschland. Die Menschen sollten daran denken, dass dieser Wirtschaftszweig nicht subventioniert und ein freier Markt sei, der gewisse Produktionsgrößen verlange. Das sei übrigens auch im Biobereich der Fall.

Kleine, idyllische und trotzdem konkurrenzfähige Höfe mit einem überschaubaren Tierbestand gebe es auch dort nicht, stellt der Landwirt fest, und hält ein Plädoyer auf die Schweinehaltung.

„Sie ist eine Riesen-Erfolgsgeschichte. Die Weser-Emsregion mit ihren schlechten Böden konnte so zu Wohlstand gelangen. Heute verdienen die Menschen dank der Tierzucht dort und deutschlandweit Geld, denn jeder achte Arbeitsplatz in Deutschland hängt an dieser Branche.“

Im Brahm, der auch Speiseresterecycling betreibt und Biogas produziert, verfüttert an seine Schweine unter anderem Altbrot, das er in großen Mengen von umliegenden Bäckern bekommt. Er sehe die überschüssige Lebensmittel- und Futtermittelproduktion durchaus kritisch, leiste aber mit seiner Biogas-Produktion einen Beitrag zur Umwandlung der Abfälle in Energie.

Nachgefragt, wie weit der Stand seiner Unternehmenserweiterung an die Mendener Straße sei, antwortet er: „Wir erwarten irgendwann die Genehmigung und ich vermute, dass wir 2013 mit der Erweiterung der Gebäude beginnen können. Ich bin da relativ entspannt.“

Das Amt für Umweltschutz hat den Antrag geprüft, „die Genehmigung wird wohl an keiner Hürde scheitern und zeitnah erteilt“, wie Rolf Blessing in Vertretung für seinen Amts-Kollegen Krusenbaum feststellt. Stickstoff- und Ammoniak-Depositionen wurden unter Berücksichtigung der bereits ­bestehenden Verhältnisse geprüft. „Offensichtliche Beeinträchtigen sind auszuschließen“, lautet das ­Ergebnis.

Die Untere Landschaftsbehörde hat ebenfalls einen sogenannten Befreiungsbescheid erteilt. Das bedeutet, der Betrieb darf in diesem Gebiet errichtet werden. Allerdings seien damit etliche Auflagen verbunden, die überprüft würden. Da kann es um Filteranlagen gehen oder den Ausgleich von Flächenverbrauch durch Boden-Entsiegelung an ­anderen Stellen. Diese und weitere Maßnahmen legt der landschaftspflegerische Begleitplan fest.

Von Bürgern und Umweltverbänden gibt es zahlreiche Proteste. ­Befürchtet wird eine zunehmende Geruchsbelästigung und ein Aufbrechen der Ruhrtalstruktur durch die Erweiterung der Stallanlagen von 600 auf 2400 Plätze.