Oberhausen/Duisburg/Mülheim. .
Die Mitarbeiter der Biologischen Station Westliches-Ruhrgebiet wollen mit Hilfe der Bevölkerung den teils recht unwissenschaftlichen Diskussionen über den Klimawandel den Wind aus den Segeln nehmen. Dabei setzten sie auf die Hilfe der Bevölkerung.
Zeugen gesucht! Beschreibung des Täters: Amaryllisgewächs mit dunkelgrünen Blättern. Tathergang: Die Pflanze, auch Schneeglöckchen genannt, öffnete plötzlich ihre weißen Blüten.
Die Mitarbeiter der Biologischen Station Westliches-Ruhrgebiet suchen tatsächlich Zeugen, Klimazeugen. Mit harten Fakten und mit Hilfe der Bevölkerung wollen die Wissenschaftler, die für Oberhausen, Mülheim und Duisburg zuständig sind, den zum Teil recht unwissenschaftlichen Diskussionen über den Klimawandel den Wind aus den Segeln nehmen. „Es wird so viel über den Klimawandel geredet“, sagt Diplom-Biologin Corinne Buch (30). Die einen Wissenschaftler sagen, es wird mehrere Grad wärmer auf der Welt, die anderen, es ist alles gar nicht so gravierend.“ Was letztlich wirklich passiere, könne keiner sagen. Es stünde nicht einmal fest, ob die derzeitigen Naturkatastrophen tatsächlich auf einen viel zitierten Klimawandel zurückzuführen seien.
Was passiert vor Ort?
„Wir wollen jetzt anhand von biologischen Daten sehen, was hier bei uns passiert“, verdeutlicht Buch. Pflanzen, Amphibien und Vögel sollen diese Daten liefern. Oder besser, Menschen, denen es Spaß macht, die Natur zu beobachten.
Das geht dann so: Bei den Pflanzen hat man sich auf zehn besonders häufig vorkommende und leicht zu erkennende Arten beschränkt. Dazu gehören das Schneeglöckchen, Buschwindröschen oder Schlüsselblume. Wer nun irgendwo in der Natur Schneeglöckchen entdeckt, die gerade zu blühen begonnen haben, geht auf die Homepage der Biologischen Station. Unter dem Link http://www.bswr.de/florafauna/klimawandel/index.html kann man seine Beobachtung dann über eine Google-Maps-Funktion festhalten.
Die ersten Kaulquappen
Bei den Amphibien funktioniert das ganz ähnlich. Eine interessante Frage wäre: Wann machen sich die ersten Tiere auf den Weg? In diesem Jahr, in dem es lange kalt war, beobachteten die Biologen eine richtige erste Wanderung erst in der Nacht zu Dienstag. Wer sichtet den ersten Laich, die ersten Kaulquappen? Auch das ist spannend. Oder bei den Vögeln: „Da unterscheiden wir zwischen denen, die den Winter über hier bleiben und denen, die im Süden überwintern“, sagt Buch. Zu ersteren gehören Amseln, die irgendwann anfangen zu singen. Letztere sind etwa Schwalben. Wer sichtet die erste Schwalbe?
Ganz viele Menschen könnten den Wissenschaftler helfen, eine möglichst umfassende, flächendeckende Beobachtungsstudie durchzuführen. Vergleicht man die Daten solcher periodisch wiederkehrender Entwicklungserscheinungen über Jahrzehnte, kann man die Ergebnisse für einen Nachweis verwenden, ob und in welchem Umfang Klimaveränderungen Auswirkungen auf Arten haben. Wer jetzt schon ein wenig „Jagdfieber“ verspürt, kann gleich loslegen. „Die Daten sind immer transparent“, sagt Buch. Eine erste Auswertung wird es im Sommer geben. Weitere jährlich. In vielen Jahren ist so vielleicht ein Trend zu erkennen, wie Pflanzen und Tiere auf Witterungsphänomene reagieren.