Mülheim.

1990 startete Mülheim das Modellprojekt, mit kreativen Angeboten die wundersamen Heilkräfte von Theater, Musik und Kunst in ein Krankenhaus hineinzutragen. Das Rezept – immer weiter verfeinert – hat seine Wirkung nicht verfehlt. Heute ist die Kultur am Evangelischen Krankenhaus zu einer nicht mehr wegdenkbaren Einrichtung in der Stadt geworden.

Rund 18.000 Besucher – Gäste, Patienten und Mitarbeiter – treffen sich jährlich zu Komödien und Konzerten, zum Singen und Zuhören, zu Kleinkunst und Kursen.

Zur Großen Bühne des Backstein-Theaters unter der Leitung von Michael Bohn gesellte sich 2007 die Kleine Bühne von Volkmar Spira hinzu. Bei den Musischen Werkstätten gibt Petra Stahringer den Ton an. Im Laufe von über 20 Jahren hat sich die „Kultur am EKM“ etabliert und weiterentwickelt.

Im neuen Jahr ist man auf dem nächsten Sprung nach vorne. „Wir stehen vor einem total spannenden Jahr“, sagt Michael Bohn. Derzeit wird die alte Villa an der Schulstraße (ehemals das Institut für Radiologie) umgebaut. Das Gebäude soll künftig Heimat für die Große und Kleine Bühne werden, die ihre Wiege in der Backsteinschule haben. Dort sind auch die Musischen Werkstätten untergebracht – und bleiben an der Kettwiger Straße, nicht nur, weil Petra Stahringer in den höchsten Tönen von der Akustik bei den Konzerten im Treppenhaus schwärmt.

Backstein-Theater koopertiert mit Otto-Pankok-Gymnasium

Reichlich Platz für Fundus, Kulissen und Probenraum für die beiden Theaterbühnen wird es künftig in der renovierten Villa geben. Spira erhofft sich zudem, „die Villa auch als Spielort für die Kleine Bühne nutzen zu können“. Die Aufführungen der Großen Bühne sind wie gehabt im Großen Kasino des Krankenhauses. Den Umzug, der im Sommer geplant ist, begreift Michael Bohn als eine Chance, etwas Neues zu machen „mit tollen Räumen, die uns dazu alle Möglichkeiten geben werden“. Die Möglichkeit, mehr junge Leute ins Boot zu holen, einen frischen Zweig aufzumachen, und damit eine jüngere Besuchergruppe anzusprechen. Das „junge Theater“ soll nach der Sommerpause etabliert werden. „Wir wollen erst mal im kleinen Rahmen damit anfangen.“ Schüler zwischen zwölf und 16 Jahren können „Theater lernen und auch aufzuführen“, so Bohn. An Kooperationen mit Schulen, wie sie schon seit 20 Jahren mit dem Otto-Pankok Gymnasium besteht, hat man gedacht. Theater spielen – das dient im besten Sinne der Nachwuchsförderung, von der auch Krankenpflegeschüler für ihre Persönlichkeitsentwicklung profitieren können.

Veränderungen und frische Ideen

Das Stammpublikum begeistern und neue Zuschauer gewinnen: Den „Spagat, der bislang gut geklappt hat“, hofft Bohn mit der jungen Schiene fortsetzen zu können. Veränderungen und frische Ideen sind auch in das Halbjahresprogramm der beiden Bühnen und der Musischen Werkstätten eingeflossen. So löst das Singcafé am Sonntagnachmittag die Musikwerkstatt am Dienstag ab. Mit dem Basiskurs „Chorsingen“ sollen neue singfreudige Menschen gewonnen werden. Dazu kommen Konzerte und bewährte Musik-Formate sowie erstmals die „Rosenzauber-Handmassage“, denn „entspannte Chorleute klingen besser“, sagt Petra Stahringer.

Die beiden Amateur-Bühnen bringen ihre Premieren heraus: Die Komödie „Schlafzimmergäste“ von Alan Ayckbourn in der Regie von Dr. Heribert Lochthove am 17. und 18. März. Und der Tucholsky-Abend „Tiger, Panther & Co.“ ist ab 12. Februar zu sehen.