Seit 20 Jahren gibt es ein Kulturprogramm im Evangelischen Krankenhaus. Es ist gar ausgezeichnet worden von der Unesco.
Habt ihr nicht schon genug Theater im Krankenhaus? Über diese Frage können die Macher des Kulturprogramms im Evangelischen Krankenhaus heute schmunzeln. „Dass ein Krankenhaus mit Kultur belebt wird, war damals schon das karierte Maiglöckchen”, sagt Volkmar Spira. An die erste Theaterprobe am 29. Mai 1990 in seinem Büro erinnert sich der damalige Stiftungsdirektor. „Wir haben angefangen mit Rollenspielen, Gestik und Pantomime.” Mit acht Leuten, von denen heute noch fünf dabei seien. „Die Trockenübungen dauerten drei Monate, dann ging's auf die Bühne der Backsteinschule.”
Das erfolgreiche Konzept, mehr Humanität und Humor ins Krankenhaus zu bringen, an dem über die Jahre immer wieder gefeilt wird, steht neben Theater fest auf den Säulen Musik, Tanz und Bildnerisches Gestalten. Es wurde 1995 von der Unesco als „Modellprojekt für Kultur am Krankenhaus” ausgezeichnet, war Vorbild für andere Kliniken in Deutschland.
Für Volker Feldkamp, Vorstand der Stiftung, hat die Kulturarbeit einen besonderen Stellenwert und auch auf anderen Ebenen eine Bedeutung. So sieht er in den Veranstaltungen ein niedrigschwelliges Angebot, um Menschen zu erreichen, das Krankenhaus und die Einrichtungen der Stiftung wie Altenheime in einen positiven Kontext zu setzen. So schlug die „Kleine Bühne” schon im Vorfeld in der Baracke auf der Baustelle des Ev. Wohnstiftes im Dichterviertel mit ihrem ambulanten Programm eine Brücke zu den Menschen im Stadtteil. Und die 18 jährlichen Vorstellungen des Backstein-Theaters im EKM werden gern und häufig besucht, sind meist ausgebucht. Rund 4000 Besucher zählt Michael Bohn, Leiter der „Großen Bühne”, jährlich. Dagegen ist die „Kleine Bühne” mit Volkmar Spira und seinem Team mobil unterwegs. Mit ihren Angeboten zum Mitsingen und Zuhöhren für alle bestreitet Petra Stahringer, Leiterin der Musikwerkstatt, das Gros der Veranstaltungen, die alle eintrittsfrei sind.
Vor und hinter den Kulissen sind es die rund 170 Ehrenamtliche aus allen Berufsgruppen, die das Kulturprogramm stemmen. Bis auf die Spartenleiter. „Es ist wichtig, dass ein hauptamtlicher Motor dahintersteht”, betont Volker Feldkamp. „Dafür muss man auch Geld einsetzen.” Rund 100 000 Euro nimmt er jährlich für den Gesamtbereich in die Hand. „Für uns ist das schon viel – gemessen daran, was für andere freiwillige Aufgaben aufgewendet wird.”