Mülheim.. Bei der “Komödie im Dunkeln“, die das Backstein Theater derzeit aufführt, stehen die Schauspieler vor einer ganz besonderen Herausforderung: Sie müssen so spielen, als sei die Bühne dunkel. Dabei kommt es zu allerlei Verwicklungen.

„Dies hier ist ein Notfall. Das sieht jeder“: Mit Worten wie Gewehrkugeln schießt der schneidige Colonel Melkett (Gerd Fleuren) um sich. Worauf der arme, unsichere Tropf (Wolfgang Bäcker) zwar stotternd, aber treffend zurückschießt: „Niemand sieht etwas. Das ist der Notfall.“ Ein Notfall ist das neue Stück vom Mülheimer Backstein Theater in der Regie von Michael Bohn sicherlich nicht, sondern eher der pointierte Glücksfall. Die „Komödie im Dunkeln“ von Peter Shaffer kommt am heutigen Samstagabend im großen Kasino des Ev. Krankenhauses zur Premiere.

Den alten Spruch, dass es sich im Dunkeln gut munkeln lässt, kann man dabei vergessen, denn gemütlich geht es in diesem rasanten Boulevardstück mitnichten zu. Jeder trickst hier jeden aus, es wird sich gezofft, was das Zeug hält – wozu die hochprozentigen Stimmungsbeschleuniger ihr Übriges tun. In vermeintlicher Dunkelheit tritt so manch fieser Wesenszug zutage.

(Licht-)Schalter im Kopf umlegen

Die besondere Herausforderung für die Darsteller: Sie müssen so tun, als ob sie in Dunkelheit spielen. Erstaunlich, wie zielgerichtet und sicher sich das Ensemble im hellen Scheinwerferlicht durchs Stück tastet, den starren Blick fast zwei Stunden lang – mal von der Pause abgesehen – ständig ins Nichts gerichtet. Da muss der Zuschauer am Anfang erstmal den (Licht-)Schalter im Kopf umlegen. Und insgesamt wird das Publikum bei der schwarzhumorigen Komödie auf die feine englische Art ein bisschen zum Voyeur.

Wie es sich für ein gutes Boulevard-Stück gehört, sind Verwicklungen auf allen Ebenen Programm: „Ich ahne schon, das Ganze wird eine in Gold gefasste 24-Karat-Katastrophe“, stöhnt der erfolglose Künstler Brindsley Miller, der sich selbst „physisch“ für einen kompletten Feigling hält. Während er zögerlich ist, ist sie nicht zimperlich: Carol Melkett (Carolin Fleuren) spielt sich als Brindsleys Verlobte energisch auftrumpfend durch die Geschichte. Als sich der Schwiegervater in spe und zudem noch ein millionenschwerer Sammler (Frank Marlow) ansagen, sieht das Paar seine große Chance, das kärgliche Künstlerdasein hinter sich zu lassen.

Das Chaos nimmt seinen Lauf

Um den Sperrmüll von Mobiliar vor den Gästen zu verbergen, leiht sich Brindsley klammheimlich ein paar gute Stücke von Nachbar Harold (Martin Iwanow), der übers Wochenende verreist ist. Es hätte alles klappen können, aber ausgerechnet als die Marschmusik spielt, gibt es einen Kurzschluss und alles wird dunkel.

Zwischen barocken Sitzmöbeln, Buddha-Statue und Bar nimmt das Chaos seinen Lauf. In guter Slapstick-Manier stolpern die Darsteller gekonnt durchs turbulente Geschehen. Plötzlich steht Brindsleys Ex (Kirsten Borchmann) auf der Matte und der Nachbar taucht auf. Da müssen die Möbel wieder weg, wobei Miss Furnival, die Nachbarin mit Vorliebe für Gin (Ursula Bönte, Annegret Hartmann) Sitzfleisch zeigt. Nach und nach knallen bei allen die Sicherungen durch.