Stadtteile. .

Ja, mir san mit’m Radl da... Oder auch nicht. Noch nicht! Jetzt wurden erst einmal die Wanderschuhe geschnürt: „Fahrradpapst“ Helmut Voß, städtischer Ansprechpartner für das Projekt „Rheinische Bahn“, hat sich zusammen mit Mitgliedern der SPD auf den Weg gemacht, um ein Teilstück des geplanten Rad- und Wanderweges auf der alten Güterbahntrasse zwischen Essen und Duisburg abzulaufen. Per pedes ging es etwa 1,5 Kilometer von der Fachhochschule Ruhr in Broich bis zum Hauptbahnhof. Ein Sachstandsbericht der etwa anderen Art.

Mit dem Rad zur Uni

Wo bis Ende 2015 kräftig in die Pedale getreten werden soll, stehen derzeit noch unüberwindbare Bauzäune, rollen die Bagger und laufen Bauarbeiter geschäftig hin und her. In zweieinhalb Jahren sollen hier Studenten in der Fachhochschule ein und aus gehen – und möglichst mit dem Rad zur Uni fahren. Das scheint zwischen Campus und Nordausgang der neuen Feuerwache auch jetzt schon möglich zu sein.

Aber der Eindruck täuscht: „Das ist noch nicht der neue Radweg, sondern eine temporäre Baustraße für die FH“, sagt Voß und deutet auf einen asphaltierten Weg zwischen Feuerwehrzaun links und Bauzaun rechts. Aber mit dem Bau des Radweges soll schon bald begonnen werden. Die planerische und finanzielle Seite, so Claus Schindler, Geschäftsführer der SPD-Ratsfraktion, sei größtenteils abgesichert. „Verträge zum Grundstückserwerb sind in Arbeit“, weiß Voß. 39 Millionen Euro soll das Projekt „Rheinische Bahn“ kosten. Investor ist der RVR.

21 Kilometer Länge

Auf insgesamt 21 Kilometern Länge soll der Radweg dann von Kaldenhover Baum in Essen-Fronhausen, wo bereits ein Anschlussradweg gebaut wurde, bis Rheinauenpark quer durch die Stadt führen. „Geplant ist eine etwa fünf Meter breite Wegefläche, an den Seiten grün“, erklärt Voß und setzt sich mit der Wandergruppe in Bewegung. „Aber nicht mit viel Laub und Bäumen.“ Mutter Natur soll für die Begrünung sorgen. „Das Wertvolle ist das, was sich hier schon selbst ausgebracht und angesiedelt hat.“ Seltene Spezialisten, die auch bei extremer Hitze und Trockenheit überleben können.

Doch der neue Radweg wird mehr zu bieten haben als seltene Pflanzen und Schmetterlingsarten am Wegesrand: „Die alte Dreherei“, sagt Voß, der die kleine Wandergruppe inzwischen zu dem künftigen Haus der Vereine geführt hat, „wird ein Anlaufpunkt“. Dort sei eine platzähnliche Ausweitung mit Gastronomie geplant. „Das ist eine gute Sache, denn auch der schönste Radweg bringt nichts, wenn man links und rechts nichts sieht und keine Anlaufpunkte hat.“

Ausstieg an der Camera Obscura

Ein solcher ist auch die Camera Obscura ein paar Meter weiter, die über einen Ausstieg direkt mit dem Radweg verbunden werden soll. Den Wasserturm und Ringlokschuppen rechts liegen lassend, ist momentan vor allem eines zu sehen: Wildnis. „Hier ist die Vegetation, von der wir auf der ganzen Strecke träumen“, schwärmt Bürgermeisterin Renate aus der Beek angesichts der Farbenvielfalt am Wegesrand der alten Bahntrasse.

Etwa hundert Meter weiter jedoch ist es vorbei mit der Schwärmei. Auf der Eisenbahnbrücke über der Bergstraße liegen noch die alten verrosteten Schienen, allerdings kaum noch sichtbar. Dicke Brombeersträucher mit spitzen Stacheln haben sich hier ausgebreitet und hinterlassen rote Kratzer an nackten Wadenbeinen. „Die Brombeeren wollen wir hier nicht“, sagt Voß, während er sich am Kopf der Wandergruppe einen Weg durchs Gestrüpp bahnt. „Aber ganz weg kriegen wir die nicht, da müssen wir mit leben.“

Richtig idyllisch wird es etwa zweihundert Meter weiter geradeaus: Auf der Ruhrbrücke erstreckt sich ein herrlicher Blick über die Stadt. Hinunter zur Müga geht es über eine Wendeltreppe. Leider nicht sehr Drahtesel-tauglich. „Eine direkte Verbindung per Rampe wäre hier wünschenswert“, so Voß. Sonst bliebe Radlern nur der Ausstieg über die Camera Obscura. Ob eine Rampe möglich ist, steht noch in den Sternen. Ebenso die Frage nach einer Gastronomie auf der Brücke. „Eigentlich ist es zu attraktiv hier, um nur Radfahrer und Fußgänger drüber zu schicken“, findet Voß. „Vielleicht wären ja mobile Cafés eine Lösung“, schlägt aus der Beek vor.

Städtebauliche Bedeutung

Bis es soweit ist, wird es aber noch etwas dauern, denn zuerst wird die Brücke saniert. Dennoch, der Zeitplan steht: Bis Ende 2015 sollen die Radfahrer ungehindert von Essen bis Duisburg strampeln. „Das Projekt hat eine hohe städtebauliche und touristische Bedeutung“, so aus der Beek am Ende der kleinen Ortsbegehung kurz vor dem Hauptbahnhof. „Ich glaube, dass die Rheinische Bahn für Mülheim ein Gewinn sein wird.“