Mülheim. . 2020 Betreuungsplätze in 86 Gruppen sind noch zu wenig. Der Offenen Ganztagsgrundschule (OGS) in Mülheim werden im kommenden Jahr über 200 Plätze für die Kinder der Stadt fehlen. Die Situation könnte sich sogar noch verschärfen, wenn demnächst das Betreuungsangebot in den Horten ausläuft.
Bereits jetzt kann der Bedarf nicht gedeckt werden: 2020 Betreuungsplätze gibt es in den 86 Gruppen, die in Mülheim im Angebot der Offenen Ganztagsgrundschule (OGS) eingerichtet wurden. Laut vorläufigen Anmeldezahlen sind das für das kommende Schuljahr 2012/2013 genau 221 OGS-Plätze zu wenig (siehe Kasten). Verschärft werden könnte diese Situation nun noch durch eine Gesetzesänderung der Landesregierung: Mit dem kommenden Kindergartenjahr läuft das Betreuungsangebot Hort und damit auch eine entsprechende finanzielle Förderung aus. Welche Folgen das für Mülheim haben wird, wurde nun im Jugendhilfeausschuss wie zuvor im Bildungsausschuss ergebnislos diskutiert.
Das Grundsätzliche ist einfach: Die Landesregierung möchte, das Kindergartenkinder in Kindertageseinrichtungen und Grundschulkinder nachmittags in ihren Schulen betreut werden. Folglich schafft sie das Angebot der Hortbetreuung ab, bei dem auch Schulkinder in Kindertagesstätten betreut werden.
Deshalb hatte die Verwaltung nun einen Beschlussvorschlag in die Fachausschüsse eingebracht, der vorsah, „die Hortgruppen als Betreuungsplätze für Schulkinder“ in den städtischen Kindertageseinrichtungen ab kommendem Jahr auslaufen zu lassen. Es sollten keine neuen Hortkinder aufgenommen werden. Stattdessen sollten die Plätze, die Schulkinder dann frei machen, in Betreuungsplätze für Kindergartenkinder, die älter als drei Jahre sind (Ü3), umgewandelt werden. Jugenddezernent Peter Vermeulen sprach im Jugendhilfeausschuss konkret von 25 Ü3-Plätzen, die so geschaffen werden könnten.
Bereits jetzt Raumnot
Inhaltlich könnten die Mitglieder des Ausschusses dem Verwaltungsvorschlag durchaus folgen, wie Awo-Geschäftsführerin Adelheid Zwilling für die Freien Träger in der OGS-Betreuung sagte, dennoch könne man nicht zustimmen: „Denn dann stimmen wir ja auch zu, die Kinder aufzunehmen.“ Das gehe nicht: „Wir haben jetzt schon Raumnot und können die Bedarfe nicht bedienen.“
Diese Sorge um eine „drohende Versorgungslücke“, sagte Peter Vermeulen im Jugendhilfeausschuss, war Anfang vergangener Woche bereits im Bildungsausschuss genannt worden. Auch der Verwaltung ist dieses Dilemma laut Vermeulen bewusst: „Die Zahl der nicht versorgten OGS-Kinder wird steigen.“ Dennoch müsse man jetzt grundsätzlich entscheiden, „will ich die Schulkindbetreuung weiter in Kindertageseinrichtungen vorhalten?“ Die Anmeldung für die Horte beginne bald, aufgenommene Kinder müssten auf Jahre hinaus betreut werden.
Angebot sukzessive auslaufen lassen
Aktuell gibt es in Mülheim 140 Hortkinder. 25 von ihnen kommen 2012 ins Grundschulalter, 2013 folgen weitere 39. Diese Plätze würden für Ü3-Kindergartenkinder frei. „So könnte man das Angebot sukzessive auslaufen lassen“, erläuterte Lydia Schallwig, stellvertretende Leiterin des Amtes für Kinder, Jugend und Schule, und betonte damit, dass nicht auf einen Schlag 140 Plätze geschaffen werden müssten.
Dennoch nahm der Jugenddezernent die Sorgen der Ausschussmitglieder ernst und zog den Beschlussvorschlag zurück. Nun möchte er mit der Fachverwaltung abstimmen, ob und wie dieses Thema in der kommenden Ratssitzung Mitte Dezember zur Abstimmung gebracht wird.