Mülheim. .
Einbrecher werden immer dreister, das helle Tageslicht und damit das Risiko, erwischt zu werden, scheuen sie immer weniger. Galt jahrelang, dass die dunkle Jahreszeit auch dunkle Gestalten anzieht, so stieg die Zahl der Wohnungseinbrüche im ersten Halbjahr 2012 in Mülheim um 47 % an: Gut 300 Mal wurde bis Juni in Mülheim eingebrochen oder der Versuch unternommen. In Essen wurden, im Vergleich zum ersten Halbjahr 2011, 35% mehr Einbrüche angezeigt. Damit ist das Sommerloch bei den Wohnungseinbrüchen, deren Zahl üblicherweise erst im Oktober/November ansteigt, passé. Auch das ist neu: Die meisten Einbrüche wurden in den Mittags- und in den frühen Nachmittagsstunden verübt.
Kaum noch Serientäter
Die Täter, so hat die Polizei ermittelt, schlagen oft in einem Stadtteil zu, dann im nächsten, und verlegen ihre Aktivitäten dann an einen anderen Ort, manchmal sogar in ein anderes Bundesland. Das macht die Fahndung nicht leicht. „Wir haben es kaum noch mit Serientätern zu tun“, sagt Polizeisprecher Lars Lindemann. „Da ist es ungleich schwieriger, eine Spur aufzunehmen.“ Die Aufklärungsquote der Polizei liegt derzeit bei unter 10%. „Wir haben kaum Spuren, die auswertbar sind“, so Lindemann. Es handelt sich um höchst mobile Täter, die nach einem Bruch verschwinden – nicht um Täter, die durch ein- und dieselbe Masche mehrfach aufgefallen sind und dann irgendwann erwischt oder ermittelt werden können. Auch sind die Tatorte über das ganze Stadtgebiet verteilt.
Es sind kaum Einzeltäter, auf deren Konto die Masse der Einbrüche geht, weiß die Polizei. Die reisenden Tätergruppen stammen oft aus Osteuropa, aus Litauen, Georgien, Polen. Der polizeiliche Einsatztrupp „Wohnungseinbruchsdiebstahl“, Beamte, die (in Zivil) vor allem in der dunklen Jahreszeit observieren und Hinweisen nachgehen, werden jetzt das ganze Jahr über eingesetzt. Nach wie vor ist die Polizei aber darauf angewiesen, dass die sich Bürger melden, wenn ihnen etwas verdächtig oder auch nur ungewöhnlich vorkommt.
Sofort 110 anrufen, wenn sich Fremde verdächtig für ein Haus interessieren
„Im letzten Jahr, als wir die Kampagne ,Riegel vor’ gestartet haben, gab es viele Hinweise. Leider lässt das nach“, bedauert Polizeisprecher Lindemann. Niemand sollte sich scheuen, die 110 anzurufen, wenn er etwa sieht, dass sich Fremde verdächtig für das Haus des Nachbarn interessieren. „Es nützt nichts, uns einen Brief zu schreiben“, betont Lindemann. „Der Zeitfaktor ist entscheidend, damit wir sofort reagieren können.“
Wie man sich vor Einbrüchen schützen kann? Am besten, indem man es den Tätern nicht zu einfach macht. Knapp 40% der Taten bleiben beim Versuch, so die Polizei. Wenn ein Einbrecher nicht innerhalb weniger Minuten ins Haus gelangen kann, lässt er es meistens ganz sein. Fazit der Polizei: Eine technische Sicherung von Türen und Fenstern lohnt sich. Auch andere Dinge gibt es zu bedenken. Terrassenmöbel können Einbrechern als „Kletterhilfe“ dienen, so Lindemann. „Ob ein Fenster nun auf steht oder nur ,auf kipp’, ist Einbrechern egal“, warnt er. Man sollte nicht auf dem Anrufbeantworter oder bei Facebook verkünden, dass man Urlaub macht. Auch, wer nur kurz das Haus verlässt, sollte die Türen abschließen. Zweitschlüssel gehören nicht unter Blumentöpfe oder in Briefkästen. „Einbrecher kennen alle Verstecke.“