Mülheim.
Vier Menschen, drei Generationen, ein Ziel: Sie möchten live dabei sein, wenn das olympische Spektakel steigt. Und so wird sich sehr bald ein gemischtes Mülheimer Quartett gemeinsam gen London bewegen.
Als Leiter der Reisegruppe kann man eindeutig den Senior identifizieren: Manfred Rixecker (67). Der pensionierte Beamte und nebenberufliche Sportjournalist sieht schon seinem fünften Olympia-Besuch entgegen. Erstmals war er 1972 in München dabei, damals ein spontaner Entschluss: „Denn nach dem Attentat am Dienstag vor Schluss der Spiele hatten viele ihre Eintrittskarten zurückgegeben.“
Rixecker griff zu, erlebte vor Ort unter anderem ein legendäres deutsch-deutsches Fußball-Länderspiel, das die DDR mit 3:2 für sich entschied, und wie der Mülheimer Boxer Peter Hussing vom späteren Olympiasieger Teófilo Stevenson (Kuba) spektakulär vermöbelt wurde. München 1972: Für den Mülheimer bis heute das erste und eindrucksvollste Kapitel seiner ganz persönlichen Olympia-Geschichte, die er 1992 in Barcelona und 2004 in Athen fortschrieb.
In Peking saß er vier Jahre später erneut auf den Rängen und schwärmt bis heute davon, wie der Sprinter Usian Bolt dicht an ihm vorbei jagte: „Unglaublich, wie der lief, Wahnsinn. Man hat nur noch Beine gesehen.“ Ein Wiedersehen mit Bolt könnte Rixecker in London durchaus passieren. Er hat sich, wie gewohnt, die zweite Olympia-Woche ausgesucht, „weil dann immer die Entscheidungen in den Mannschaftssportarten stattfinden und in der Leichtathletik“.
Unterkunft 30 Kilometer von London entfernt
Begleitet wird er dieses Mal von seinem ältesten Sohn Stefan (36) sowie den Schwestern Julia und Janina Steeger, 15 bzw. 18 Jahre jung, mit deren Großvater er eng befreundet ist. Vor drei Jahren entwickelten sie die Idee, am 6. August geht es los. Wohnen wird das Quartett in einem Hotel in Harlow, rund 30 km von der Hauptstadt entfernt, „aber direkt an der Eisenbahnlinie“.
Morgens wollen sie zu den Wettkampfstätten pendeln, wollen Leichtathletik, Volleyball, aber auch Taekwondo und Ringen live erleben, am allerliebsten auch einen erneuten Goldgewinn der deutschen Hockey-Nationalmannschaft. Einige Tickets haben sie schon gekauft, aber noch nicht alle. Manches hängt davon ab, was der Schwarzmarkt in England hergibt.
Die deutschen Radfahrer für London
An Kosten kommen jetzt schon „rund 1200 Euro pro Nase“ zusammen, für Übernachtung, Frühstück, Flug, Eintrittskarten. Die Reise wird aber sicher noch deutlich teurer, wobei sich auch der Opa der Mädchen spendabel zeigen dürfte. Das Quartett rechnet damit, täglich 16 Stunden unterwegs zu sein, ausgerüstet mit Rucksack, Wasser, Stadtplan, Turnschuhen. „Wie wird’s wohl?“, fragt Manfred Rixecker launig in die Runde. „Gut“, antwortet Julia. „Anstrengend.“ Typisch olympisch.