Iserlohn/London. Carlos Esteves, der Bundestrainer der Deutschen Taekwondo-Damen sieht seine Schützlinge Helena Fromm aus Oeventrop und Sümeyye Manz aus Nürnberg bestens vorbereitet für die Weltspiele, die bekanntlich am 27. Juli in London beginnen.
„Wir sind schon jetzt bereit für Olympia“, sagt Carlos Esteves. Und der 52-jährige Drüpplingser muss es wissen, ist er doch Bundestrainer der Deutschen Taekwondo-Damen. Seine Schützlinge Helena Fromm aus Oeventrop und Sümeyye Manz aus Nürnberg sieht er bestens vorbereitet für die Weltspiele, die bekanntlich am 27. Juli in London beginnen.
Diese Zuversicht war beim einstigen Klasse-Kämpfer im Verlauf der langen Vorbereitung für die Wettkämpfe auf der britischen Insel nicht immer vorhanden. „Ich habe mich mehr als einmal gefragt, ob ich alles richtig mache“, gibt er unumwunden zu. Dass er ausgerechnet jene niederländische Kämpferin zum Sparring mit Helena Fromm ins Trainingslager nach Sonthofen einlud, die in der Olympia-Qualifikation an der 25-Jährigen aus dem Hochsauerland gescheitert war, brachte ihm ebenso Kritik ein, wie eine Reise ins Trainingslager nach Kuba.
„Unsere Kämpferinnen haben sich riesig gefühlt“
Dort, so hatten Skeptiker befürchtet, sei das Verletzungsrisiko gegen unorthodox kämpfende Kubanerinnen nicht kalkulierbar. „Das hat sich aber nicht bestätigt. Natürlich sind die vehement auf uns losgegangen, weil sie so selten Gelegenheit haben, gegen andere Nationalitäten zu kämpfen. Doch als das Trainingslager beendet war, haben sich unsere Kämpferinnen riesig gefühlt“, erzählt Esteves.
Im Gespräch mit dem Mann, der nach Olympia 2008 in Peking den Posten des Bundestrainers übernahm, wird deutlich wie sehr er seinen Sport lebt. Seine positive Ausstrahlung wirkt ansteckend, seine totales Engagement beeindruckt, das Ziel London ist klar fokussiert. Für seine beiden Schützlinge, die am 9. und 10. August ihre Wettkämpfe bestreiten, heißt es nun noch, die letzten Tage sinnvoll zu nutzen. Das geschieht derzeit mit einem Trainingslager in der Sportschule Hennef, wo es vor allem um Taktik und Strategien geht.
Anfang August reist der Tross dann auf die Insel, um sich vor Ort einzuleben und beim Wettkampf voll da zu sein. Gerade für Helena Fromm, die häufig in der Gymnastikhalle des Stenner-Gymnasiums unter der Esteves-Regie trainiert, heißt das China 2008 zu vergessen, wo sie kräftig Lehrgeld zahlte und in Runde zwei ausschied.
Hype um Helena Fromm
Jetzt gehört sie wieder zum Favoritenkreis für eine Medaille, ist an Nummer fünf gesetzt. Dass es in London erstmals eine Setzliste gibt, zeigt, dass sich die Sportart weiterentwickelt hat, ebenso wie viele technischen Hilfsmittel zu einer deutlich objektiveren Bewertung der Kämpfe beitragen. Im Gegensatz zu 2008 hat Carlos Esteves nun bessere Möglichkeiten einzugreifen, denn er ist in der Nähe des Geschehens, kann notfalls sogar Sequenzen eines Videomitschnitts anfordern, um eine strittige Szene neu bewerten zu lassen.
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„Das verlangt natürlich auch von mir, dass ich hellwach bin“, macht er deutlich. Insgesamt ist es für ihn aber wichtig, dass seine Schützlinge ruhig, gelassen und im Bewusstsein der eigenen Stärke ins Rennen gehen. „Es ist schon enorm, was derzeit für ein Hype um Helena Fromm gemacht wird. Da muss man manchmal bremsen“, so Esteves, der nun gegensteuert, aber auch betont: „Wenn sie am Wettkampftag alles abruft, ist eine Medaille drin.“ Dazu müsste sie vier Runden in der Klasse bis 67 Kilogramm überstehen. „Sie ist eine Kämpferin, die sich ganz auf dieses Topereignis konzentrieren kann“, beschreibt er. Vergessen sind dann eher durchwachsene Auftritte bei der EM oder der Studenten-WM. Und Carlos Esteves erinnert an die Olympia-Qualifikation, wo gerade Helena Fromm ihr Ticket eindrucksvoll durch einen überragenden Schlussspurt löste.