Mülheim. Die Haltestellen der U-18 sind teilweise marode. Die Verkehrsgesellschaft Via, zu der die Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MVG) gehört, plant, dies mit Investitionen in Millionenhöhe zu ändern.

Die Verkehrsgesellschaft Via, zu der die Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MVG) gehört, investiert Millionen in Mülheims marode U-Bahnhöfe. Was geplant ist, zeigt eine Fahrt vom Ist ins Soll.

Rhein-Ruhr-Zentrum

Autos preschen vorbei. Lkw stechen aus dem lauten Dauerrauschen heraus, ebenso das Motorrad, dessen Fahrer richtig Gas gibt. Am Halt Rhein-Ruhr-Zentrum zu warten, eingepfercht zwischen den Fahrbahnen der A40, ist kein Spaß. Wegen des Lärms und des Bahnsteigs: Alles wirkt verschmutzt, unter den grauen Plastiksitzen haben sich Pfützen ausgebreitet. Die Verantwortlichen der Via sind sich dessen bewusst. Einen „Unort“ nennt Hermann Dumke, Leiter des Via-Immobilienmanagements, den Stopp und meint das in Bezug auf „die Qualität des Wartens“. Die gibt es nämlich nicht.

Die soll es aber bald geben. Ein neues Eingangsgebäude und eine neue Bedachung ist vorgesehen, außerdem schallisolierte Warteräume, ein Aufzug und neue Rolltreppen. In den Sommerferien 2013 sollen die Arbeiten starten und sich bis 2015 hinziehen. „Wegen des Fahrgastaufkommens können wir die Arbeiten nur in die Ferien legen“, erläutert Dumke. 2,9 Mio. € sind kalkuliert, Fördergelder beantragt.

Rosendeller Straße

Nur eine Minute entfernt liegt der nächste Halt: Die Bahnsteige der Rosendeller Straße gen Essen und Mülheim liegen versetzt. An dem einen (Richtung Essen) sieht man noch den Originalzustand, Marke „orangefarbene Blechkiste“. Der andere ist halb fertig. Ein neues Dach wurde errichtet, Führungshilfen für Sehbehinderte eingebaut, der Bahnsteig von 120 auf 90 Meter verkürzt, das reicht für zwei Wagen à 40 Meter und damit aus. Der Schallraum ist angelegt, aber noch nicht komplett. Auch die Elektroinstallation und der (wahrscheinlich gelbe) Anstrich fehlen noch. Beides folgt, wenn die andere Seite so weit ist. Am 23. Juni geht’s dort los und kostet 2 Mio. €.

Eichbaum

Es ist das Vorzeige-Negativ-Beispiel für einen U-Bahnhof: Kaum eine Fläche, die nicht von Graffiti bedeckt ist. Es riecht nach Urin, und obwohl kein Müll herumliegt, wirkt es dreckig. Und so bleibt es vorerst. „Unser Hauptziel ist es, technisch alles funktionsfähig zu halten“, sagt Dumke. Mehr sei nicht drin. Ein Aufzug ist dort nicht geplant; für alles andere fehlt Geld.

Denn schafft eine Sanierung Barrierefreiheit, gibt es Förderprogramme. Doch was am Eichbaum zunächst gebraucht wird, ist Kosmetik – und die muss man selbst finanzieren. „Die finanzielle Lage der MVG“, sagt Dumke, „ist dramatisch.“ Da ist für Kosmetik nichts übrig. Auch Sondermittel zur Graffiti-Entfernung seien nur eine temporäre Lösung. An der Aktienstraße habe man gesehen, was man damit schafft: neue Sprühflächen.

Heißen Kirche

Über die Hochbrücke, vorbei am Friedrich-Wennmann-Bad, geht’s nach Heißen Kirche – und das ­gaaanz langsam. Als Grund für das Tempo nennt Dumke die Reduzierung von Lärm und Erschütterungen. Das sei mit Grundstücksbesitzern abgesprochen und in Mülheim an mehreren Stellen nötig.

Sonst ist in Heißen für das Via-Team alles bestens. Es gibt einen Aufzug, an Wänden und Beleuchtung wurde was gemacht. Einziges Sorgenkind ist die Käseglocke. „Aber das ist wieder reine Gestaltung.“ Heißt: Alles bleibt alles, wie es ist.

Mühlenfeld, Christianstraße, Gracht, Von-Bock-Straße, Hauptbahnhof
 

Mühlenfeld

Bergschäden machten den Stopp am oberen Hingberg im letzten Jahr zur Baustelle. Nun, da alle Löcher verfüllt sind, soll wieder ein neues gerissen werden: Ein Aufzug soll ab 2013 eingebaut werden und 2014 in Betrieb gehen. Möglich ist das nur, weil der Boden wieder befestigt wurde. Dennoch: „Das Genehmigungsverfahren wird nicht einfach.“

Christianstraße

Wie es mit Aufzug aussehen kann, sieht man an der Christianstraße. Umgeben von orangefarbenen Fliesen steht mitten auf dem Bahnsteig der Lift. 1 Mio. € kostete der nachträgliche Einbau. Dabei, sagt Hermann Dumke, „ist immer die Frage, wo man auskommt“. In diesem Fall endet man auf dem Randstreifen am mittleren Hingberg. Die Fahrbahn wurde verengt, ein Zebrastreifen eingerichtet. 2011 war Baustart, im März alles fertig. Gelungen nennt Dumke die Maßnahme – und Orange ist inzwischen ja wieder modern.

Gracht

Barrierefrei geht es von der Gracht hoch in den gleichnamigen U-Bahnhof. Doch kaum aus dem Aufzug ausgestiegen, wartet oben eine andere Stolperfalle: der Boden. Der ist aus unerklärlichen Gründen mit „Noppen“ übersät. Darunter befindet sich „der entsprechend schlechte Estrich“. Beides soll verschwinden. 300 000 € kostet die Maßnahme. Beginn: 2013.

Von-Bock-Straße

Bei dieser grauen Haltestelle muss Hermann Dumke passen. Kein Aufzug, keine Baumaßnahme sind in Planung. Dieser Stopp steht auf der Prioritätenliste ganz unten.

Mülheim Hauptbahnhof

Der MVG gehört nur der Mittelbau zwischen den Glastüren zum Forum und den Brandschutztüren zum Hauptbahnhof der Deutschen Bahn. Doch der Handlungsdruck, dort etwas zu machen, ist groß. Grund ist der Brandschutz. Hermann Dumke: „Der Bahnhof wurde in einer Zeit gebaut, in der man gesagt hat: Eine U-Bahn brennt nicht.“

Von oben haben Fahrgäste besten Blick nach unten auf Schienen und Bahnsteig. Das ist das Problem: Rauch könnte sich ungehindert ausbreiten. Bahnsteigebene und Durchgangspassage müssten getrennt sein. Wie man das schaffen kann, ist in der Planung. Ob man im Klein-Klein (etwa: Abtrennungen) verharren will oder „den großen Wurf wagt“, wird diskutiert. Eine Idee ist ein neues Dach, das dem Mittelbau das Tunnelartige nehmen würde. „Aber das sind städtebauliche Überlegungen, die wir mit der Stadt absprechen.“ Eine Lösung ist allenfalls „mittelfristig“ ist Sicht.