Mülheim. .

Die Straßenbahnwerkstatt auf dem MVG-Gelände in Broich ist neu, teils noch im Bau. Momentan haben hier zwei Fahrzeuge Platz. Wenn alles fertig ist, voraussichtlich im Sommer 2013, werden es vier sein. „Das ermöglichst einen schnelleren Durchlauf“, sagt Olaf Frei, Sprecher der Drei-Städte-Verkehrsgesellschaft Via, unter deren Dach die MVG fährt. Der Ausbau erfolgt bei laufendem Betrieb, wie fast alles, was hier passiert. Bei den Straßenbahnen in Mülheim muss sich einiges bewegen, das wird beim Ortstermin deutlich.

Das Werkstattpersonal besteht aus 28 Handwerkern, erklärt Martin Dreps, der die Fahrzeugtechnik der Schienenfahrzeuge bei Via leitet. „Darunter sind Elektriker, Mechaniker, Schlosser, Schreiner, Lackierer.“ Sie sind für 31 Straßenbahnen zuständig, über die die MVG derzeit verfügt. 25 Trams, so heißt es, seien nötig, um den Fahrplan an Werktagen zu erfüllen. Sechs bilden quasi die Reserve. Gearbeitet wird in der Werkstatt auch in Nachtschicht: „Dann sind fünf Mann im Einsatz.“

Bis vor zwei Jahren gab es eine gemeinsame Werkstatt für Schienenfahrzeuge und Busse. Organisatorisch hat sich also einiges geändert, was die Zahlen verzerrt, dennoch ist für Dieter Glittenberg, Abteilungsleiter für die Schienenfahrzeuge in Mülheim, klar: „Wir haben jetzt deutlich weniger Leute.“ Allerdings werde der Personalbestand gerade überprüft und auch die Frage, „ob man nicht Reparaturarbeiten, die man für viel Geld an andere vergibt, besser selbst machen kann“. Als Beispiele nennt er: die Instandsetzung der Getriebe oder der Bremswiderstände auf dem Dach. „Hierfür eigene Leute einzustellen, könnte sogar zu Kosteneinsparungen führen.“

Politische Debatte um den Fahrzeugpark

Der Fahrzeugpark ist derzeit Gegenstand politischer Debatten. Vier unterschiedliche Typen betreibt die MVG, die derzeit neuesten Modelle sind vier Niederflurbahnen des Baujahres 1995, auch schon 17 Jahre alt. Die ältesten Fahrzeuge, sieben an der Zahl, stammen von 1976. Das Alter der Bahnen macht Martin Dreps, Leiter der Fahrzeugtechnik, aber offenbar keine großen Sorgen: „30, 40 Jahre sind kein Problem. Die Fahrzeuge von ‘76 wollen wir 2025 austauschen.“

Schwierig ist wohl eher, dass unterschiedliche Modelle auf der Schiene sind, dass überhaupt Straßenbahnen in kleinen Serien gebaut wurden: „Wir haben Probleme, Ersatzteile zu beschaffen“, räumt der Abteilungsleiter Dieter Glittenberg ein. „Es gibt zum Teil sehr lange Lieferzeiten, beispielsweise für Scheinwerfer.“ Gelegentlich behelfe man sich so, dass geeignete andere Teile verwendet werden.

Vergrößerung des Fahrzeugparks geplant

Dass der Fahrzeugpark bald vergrößert und modernisiert werden kann, hofft man bei der MVG inständig. Wie berichtet, haben die Essener Verkehrsbetriebe 27 neue Niederflurbahnen der Firma Bombardier bestellt, es gibt die Option, fünf weitere für Mülheim zu ordern, zum Stückpreis von etwa 2,5 Mio Euro. Ob dies geschieht, hat jetzt der Rat zu entscheiden.

Was, wenn es nicht klappt? „Darüber möchte ich gar nicht nachdenken“, meint Dreps. Zumal der Wunschzettel für Mülheim noch deutlich länger ist: 20 neue Niederflurbahnen wären aus Sicht der MVG ideal für einen weitgehend störungsfreien Betrieb, der auch der Tatsache Rechnung trägt, dass es immer mehr ältere und gehbehinderte Fahrgäste gibt. „Wir brauchen Planungssicherheit“, so Via-Sprecher Olaf Frei: „Wo möchte die Stadt Mülheim hin mit dem Nahverkehr?“

Kein Tüv für die Straßenbahnen 

Eine amtliche Hauptuntersuchung, einen „Tüv“ für Straßenbahnen, gibt es nicht. Die Verkehrsbetriebe sind aber gebunden an die „Verordnung über den Bau und Betrieb der Straßenbahnen“ (BOStrab), die in § 57 Vorgaben zur Instandhaltung der Betriebsanlagen und Fahrzeuge macht.

Danach müssen Straßenbahnen jeweils nach 500 000 gefahrenen Kilometern, spätestens jedoch nach acht Jahren, einer planmäßigen Inspektion unterzogen werden. Dasselbe gilt, wenn durch einen schweren Unfall sicherheitsrelevante Teile beschädigt wurden.

Was genau diese Untersuchung umfasst, hängt von Bauart und Belastung des Fahrzeuges ab. Nach Auskunft von Dieter Glittenberg, Via-Abteilungsleiter für die Schienenfahrzeuge in Mülheim (und Duisburg), richtet man sich dabei nach Vorgaben des Herstellers, aber auch nach „eigenen Erfahrungen“.

Schriftliche Dokumentation der Wartungsarbeiten ist notwendig

Durchgeführt werden die Inspektionen nicht von externen Prüfern, sondern vom technischen Personal in der MVG-Werkstatt. Die reine Inspektion dauert, so Glittenberg, „fünf bis zehn Arbeitstage“, je nachdem, welche Mängel entdeckt werden, fallen weitere Reparaturen an.

Wartungsarbeiten und Inspektionen der Straßenbahnen müssen schriftlich dokumentiert werden, so schreibt es die BOStrab vor. Es gibt auch eine übergeordnete Kontrollin­stanz: die Technische Aufsichtsbehörde (TAB) bei der Bezirksregierung Düsseldorf. Sie ist laut Personenbeförderungsgesetz (PBefG) u.a. für die Kontrolle der Straßenbahnen zuständig. „Ab und zu“, so Martin Dreps, Leiter Fahrzeugtechnik Schienenfahrzeuge bei Via, kämen daher in den Mülheimer Betriebsstätten Inspektoren vorbei.