Wer nur einen flüchtigen Blick in die große Halle wirft, der sieht – eine riesige Baustelle. Erst bei einem Rundgang fällt auf, was alles schon geschafft wurde in der Alten Dreherei – mit Spenden, mit Mülheimer Firmen, die das ambitionierte Projekt unterstützen. Und natürlich mit den vielen fleißigen Ehrenamtlichen.
Günter Scharren, Dieter Fritsch und Wolfgang Rücker sind nur drei davon, die einen Teil ihrer Freizeit dem Baudenkmal widmen, das in Zukunft als „Haus der Vereine“ den Mülheimer Bürgern gehören soll. Es ist kalt an diesem verregneten Morgen, die Männer tragen Handschuhe und dicke Jacken, die Stimmung ist gut, Witze werden gemacht.
14 Tage für ein Fenster
Die Männer haben sich eins der über 70 großen Rundbogenfenster vorgenommen, das ausgebaut wurde, entrostet, lackiert und nun neu verglast werden soll. Eine langwierige Arbeit, denn jedes Fenster hat 64 einzelne Scheiben, und nicht alle sind schön viereckig.
„Glasschneiden habe ich hier gelernt“, sagt Wolfgang Rücker, der gerade eines der wellenförmigen Glasstücke an Günter Scharren übergibt, der den Fensterkitt mit dem Fön geschmeidig hält. 14 Tage brauchen die Ehrenamtlichen etwa für ein Fenster, das sie mit gespendeten Glasresten bestücken. Die Hälfte ist schon mit neuen Scheiben versehen.
Die Alte Dreherei
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„Eine Glaserei wäre gar nicht zu bezahlen“, erklärt Martin Menke, Vorstand vom Trägerverein „Haus der Vereine in der Alten Dreherei e.V.“, den drei Mülheimer Herren, die sich für eine ehrenamtliche Tätigkeit interessieren. Noch am Samstag kann sich jeder oder jede Interessierte in dem historischen Gebäude zwischen MVG und neuer Feuerwache von 10.30 bis 12.30 Uhr informieren lassen. „Wir freuen uns über jede Hand, die uns hilft“, betont Menke. „Das Projekt ist so offen, dass jeder sich einbringen kann.“
Mehr als nur Handwerksgeschick
Dabei kommt es nicht allein auf Leute mit handwerklicher Fachkenntnis an wie bei dem Schweißer, der den Verein unterstützt. „Wir brauchen ja auch Leute für die Vereinsverwaltung und das ganze Umfeld“, erklärt Menke. Der Internetauftritt muss betreut werden und der Newsletter, die Fotodokumentation für den Denkmalschutz, jemand muss sich um die Ausstellungsgenehmigungen kümmern. Denn die Halle ist ja nicht nur eine Baustelle, sie wurde durchaus auch schon von den Vereinen für Veranstaltungen genutzt.
Aus Alt wird Neu
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Dienstags und donnerstags von 10 bis 14 Uhr und samstags von 10 bis 16 Uhr wird in der alten Halle gewerkelt. 25 Ehrenamtliche – darunter drei Frauen – packen mit an. Manche kommen dreimal wöchentlich, manche nur einmal im Monat. Anstricharbeiten, Vorarbeiten am Dach für die Zimmerleute, Abrissarbeiten – es wurde schon viel geschafft, aber es gibt immer was zu tun. Das Werk ruhte ja seit 1959, bis der Verein sich 2008 der alten Halle annahm.
Neue Mitglieder gesucht
Horst Wolfframm, Metallbaumeister in Rente, schaut sich alles in Ruhe an. Er war 25 Jahre in der Ausbildung tätig und fragt interessiert nach, als Martin Menke berichtet, dass auch schon viele Jugendliche vom Berufsbildungswerk mitgearbeitet haben. Wolfframm ist seit Januar Vereinsmitglied, und man bekommt den Eindruck, dass er hier in Zukunft mit anpacken wird.
Neue Mitglieder sind ohnehin immer gern gesehen, auch als reine Fördermitglieder: Denn Geld für Erbpacht, Versicherungen, Wasser, Strom muss der Verein aus Spenden und Beiträgen aufbringen.
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