Mülheim. .

Der Discounter Backfactory an der Schloßstraße hat nach neun Jahren geschlossen. Die Scheiben sind mit Packpapier zugeklebt. Faouzi Trabelsi hat aber nicht geschlossen, weil er zu wenig Kunden hätte, sondern, wie er sagt, allein deshalb, weil der Vermieter der Schloßpas­sage die Mängel nicht behebt. Und die sind erheblich, wie schon ein Blick in den Durchgang deutlich macht. Lampen hängen schief, die Metalllamellen sind locker und wurden notdürftig befestigt. Offensichtlich sind die Mängel auch im Café: Am Eingang ist ein Teil der Wand stark aufgequollen. Auf dem Vordach waren vor einigen Tagen noch ein paar Arbeiter zu sehen, die es abzudichten versuchten.

Die Abdeckung eines Entlüfters an der Decke im Café soll sich gelöst haben und auf den Boden geknallt sein, erzählt Trabelsi. „Es wiegt 15 Kilo. Zum Glück ist nichts geschehen.“ Bei Regen müsse er mehrere Eimer aufstellen, in die es tropft. Einmal sei Regenwasser auf die Elektrik des Kühlhauses getropft. Es habe einen Kurzschluss gegeben, die Kühlung sei ausgegangen und er habe die Ware im Wert von 1500 Euro vergessen können. Schlimmer noch war, dass das Wasser auch im Gastronomiebereich tropfte. Dort soll es auch in den Kaffee von Kunden getropft sein.

Keine Neugestaltung - Nur Flickwerk

Trabelsi kann verstehen, wenn dann keiner mehr kommen will. Daraufhin habe er das Gesundheitsamt, die Bauaufsicht sowie die Lebensmittelkontrolle eingeschaltet. Der Vermieter, das in München ansässige FC Reit Asset Management, wollte sich gegenüber der NRZ zur Situation nicht äußern. Die selbe Erfahrung hat auch schon die Wirtschaftsförderung gemacht. „Da kommt gar nichts“, sagt der bei der Stadt für den Einzelhandel zuständige Tim Schiebold. Schon als sich das Café Vienna am Synagogenplatz ansiedeln wollte, hatte er vergeblich versucht zu vermitteln. Das Ladenlokal steht heute immer noch leer. Auch auf der Münchner Immobilienmesse Expo Real hätten sie Gespräche über das Objekt geführt, die angenehm im Ton, aber in der Sache ergebnislos verlaufen seien.

Vor einigen Jahren hatte der Eigentümer angekündigt, die Fassade neu zu gestalten und zu investieren, daran besteht offensichtlich keinerlei Interesse mehr. „Mängel werden notdürftig geflickt“, das sagt auch Jack Zaytoun, der in der Passage eine Änderungsschneiderei betreibt. Gerne würde er eines der beiden leerstehenden Ladenlokale beziehen und hat dem Eigentümer einen Preis genannt, für den er das machen würde, bis sie einen richtigen Mieter hätten. Doch die Münchner winkten ab. Die Mieten sollen dagegen deftig sein, teilweise sogar überhöht. Trabelsi, der erst vor zwei Jahren einen fünfstelligen Betrag in die Erweiterung investiert hat, hat sie zunächst gekürzt und inzwischen auch einen Rechtsanwalt eingeschaltet.

Schimmel in der Toilette

Kernproblem ist das Parkdeck, auf das man von der Ecke Wallstraße und Bahnstraße ebenerdig auffährt, Richtung Schloßstraße bei dem abschüssigen Gelände aber im ersten Stock liegt. Das Parkdeck endet dort, wo sich eine Etage tiefer das Kühlgerät und die Personaltoilette der Backfactory befindet. In der Toilette hatte sich inzwischen Schimmel gebildet. „Damit gibt es schon seit Jahren Probleme und immer wieder wird es provisorisch geflickt“, erzählt der Schuhmacher Willi Sperling. Wer durch den Keller geht, ... „ist sprachlos“, vollendet Wirtschaftsförderer Schiebold den begonnenen Satz. An vielen Stellen sind feuchte Stellen zu sehen, teilweise ist der Putz mürbe und einige Stromkabel sind nicht fachgerecht verlegt. Die Passage ist längst nicht mehr zeitgemäß.

„Ein neuer Boden und eine Zwischendecke ziehen, das kostet nicht die Welt, aber dann wäre alles in Ordnung“, sagt Änderungsschneider Zaytoun.