Mülheim. Es wurde als architektonisches Kleinod auf Mülheimer Stadtgebiet gesetzt, doch das ist lange her. Mittlerweile entwickelt sich die ehemalige Agiplan-Zentrale an der Zeppelinstraße zu einem hartnäckigen Leerstand. Neues Leben ist noch nicht in Sicht.
Es wurde als architektonisches Kleinod auf Mülheimer Stadtgebiet gesetzt, doch das ist lange her. Mittlerweile entwickelt sich die ehemalige Agiplan-Zentrale an der Zeppelinstraße zu einem hartnäckigen Leerstand. Neues Leben ist noch nicht in Sicht.
Das Luftbild zeigt anschaulich den Aufbau des Gebäudes, seine in zwei Entstehungsphasen zusammengefügten Elemente: An den 1973 errichteten, zweckmäßigen Altbau setzte der prominente britische Architekt Norman Foster 1996 ein schickes Glanzstück: elegant geschwungener Anbau samt gläsernem Foyer, das wie ein kantiger Schmetterlingskörper zwischen zwei arg ungleichen Flügeln hängt.
220 Mitarbeiter in den besten Zeiten
Hier residierte die Beratungs- und Planungsfirma Agiplan bis 2003, zu besten Zeiten mit 220 Mitarbeitern, geriet dann jedoch in wirtschaftliche Turbulenzen, musste sich kleiner setzen, zog aus an die Kölner Straße. Die IKB-Bank erwarb die insgesamt 8000 m² große Immobilie, aber einen neuen Hausherrn, Käufer oder Mieter, fand sie lange Zeit nicht. Bis im Frühjahr 2010 Robin Grieb zugriff – da war der ursprünglich auf 5,5 Mio Euro angesetzte Kaufpreis längst halbiert worden, der Rest Verhandlungsbasis.
Grieb, dem das Gebäude bis heute gehört, führt mit einem Geschäftspartner die in Langenfeld ansässige Firma Kopierer-Welt („Deutschlands führender Spezialist für neuwertige Kopiersysteme“). Er leistete sich in Mülheim ein Bauwerk, in dessen Optik er sich verliebt haben muss, auch die Verkehrsanbindung erschien ihm bestens. Gleichwohl: Der Komplex steht weiterhin leer, die gläserne Halle verlassen, die Scheiben blind.
Was dann?
Zweimal, 2009 und 2010, war das Agiplan-Gebäude als Zwischen-Standort für die Fachhochschule im Gespräch. Doch dem standen u.a. technische Hindernisse im Wege: „Die Tragfähigkeit der Decken entspricht nicht den Anforderungen der Versammlungsstätten-Verordnung“, sagt Jürgen Schnitzmeier, Chef der Wirtschaftsförderung Mülheim & Business, die den Eigentümer bei der Vermarktung der Immobilie berät. Hörsäle hätte man hier also nicht einrichten dürfen. Weiterhin fragt man sich: Was dann?
Ein Problem ist inzwischen wohl behoben: Die erforderliche Asbestsanierung des Altbaus sei erfolgt, hatte Robin Grieb bereits im vergangenen August mitgeteilt. Er wollte energiesparende Fenster einbauen, die Fassade umgestalten lassen. Beides ist augenscheinlich bis heute nicht geschehen: Die alten Fenster zu belassen, sei auch „erst einmal ratsam“, meint Schnitzmeier, „weil man nicht weiß, was potenzielle Investoren wünschen“. Die Asbestsanierung erscheint ihm sinnvoll. „Bei Interesse könnte das Gebäude nun zügig umgebaut werden.“
Fensterlose Zimmer
Gleichwohl ist es schwer zu vermarkten, weil es als Maßanfertigung entstand: als reines Bürogebäude, für einen einzigen Nutzer. Sehr großzügig geschnitten: Allein die Eingangshalle misst 400 m², ragt 18 Meter hoch, im Inneren finden sich Raumtiefen von 22 Metern, „doch Großraumbüros“, so Jürgen Schnitzmeier, „mögen die meisten Unternehmen nicht“. Man müsste sie unterteilen, bekäme jedoch fensterlose Zimmer, ungeeignet als Arbeitsplätze, und der Bedarf an Teeküchen oder Kopierräumen ist begrenzt. Gesucht wird also, um all dies zusammenzufassen, eine Firma oder Institution, die einen Dienstsitz für 300 bis 400 Mitarbeiter sucht. „Und in dieser Größenordnung“, so Schnitzmeier, „kommen nicht viele Unternehmen in der Umgebung in Frage.“
Nun möchte man, mit dem Eigentümer, die Immobilie als Kaufobjekt präsentieren: Bei derzeit günstigen Zinsen könne sich Erwerb und Umbau lohnen. Bis dahin bleibt das Gebäude, was es seit über acht Jahren ist: Leerstand mit einer glanzvollen Vergangenheit.
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