Mülheim. .

„Mülheim ist tot – es lebe Mülheim!“ Was da in Lettern am Schaufenster der Ruhrpottlocals an der Wallstraße klebt, spricht für den gesunden Trotz der jungen Heimatdesigner. Ein Spruch nur, aber erfrischend in all der Tristesse der von Leerstand und Kundenschwund gebeutelten Innenstadt. Die Ruhrpottlocals haben was bewegt. In ihrer, für ihre Heimatstadt. Ein belebendes Element sollte auch die „Wertstadt“ sein.

Jenes Ladenlokal am untersten Ende der Schloßstraße, in dem Ende März Bürger in einer „Woche der Beteiligung“ 450 Ideen für eine Wiederbelebung des Stadtzentrums vorgebracht haben. Die „Wertstadt“ sollte weiter öffentlicher Raum sein, Fixpunkt einer kreativen Debatte zur Innenstadt, bespielter Leerstand. Doch die Luft scheint raus . . . Tatsächlich?

Euphorie verpuffte

Lediglich zweimal war das Ladenlokal seit Ende der Charrette-Woche für Otto Normalbürger geöffnet: Einmal verlegte der Ringlokschuppen eine Lesung von Jörg Albrecht dorthin, ein anderes Mal brachte der Kontaktkreis Mülheimer Architekten Kindern spielerisch das Thema Stadtplanung und Architektur näher. Und sonst? Nichts für Bürger, höchstens mal eine Diskussionsrunde von Planungsamtsleitern aus dem Ruhrgebiet über die Innenstadt-Entwicklung und die Bürgerbeteiligung während der Charrette-Woche.

Unbändiger Aktionismus war angekündigt für die „Wertstadt“, für deren Räume immerhin, wenn wohl auch vergünstigt, monatlich eine Miete zu zahlen ist – gefördert mit Steuergeldern aus dem Bundesforschungsprojekt zum experimentellen Städtebau. Die Enttäuschung im Kreise derer, die was auf die Beine stellen wollten, war zuletzt immer wieder zu vernehmen. Warum, fragten sich auch mitwirkende Bürger der Charrette-Woche, lässt die Stadt die durchaus spürbare Euphorie für die Innenstadt-Entwicklung mir nichts, dir nichts verpuffen? Es gibt zwar eine Internetseite, doch ohne Inhalt. Die von Weimarer Studenten angelegte Facebook-Seite verrät nur, wie in Weimar weiter über Mülheim diskutiert wird – der Protagonist selbst meldet sich nicht zu Wort . . . Ein Webfehler im ehrgeizig gedachten Projekt?

Holpriger Start

Den „holprigen Start“ gesteht Planungsamtsleiter Martin Harter ein. Die personellen Ressourcen seines Amtes hätten es bisher nicht hergegeben, die Zusatzarbeit zu leisten. Dabei kann ein Planungsamt ad hoc sicher auch kein Veranstaltungsmanagement aus dem Boden stampfen. Das Amt hat nun eine Lösung parat. Just gestern präsentierte Harter zwei Kollegen aus dem Dezernat, die nun Verantwortung übernehmen wollen und das Programm für die „Wertstadt“ entschieden vorantreiben wollen: Cornelia Schwabe und Volker Lierhaus sind dies, beide erst vor kurzem mit dem neuen Dezernenten Peter Vermeulen ins Technische Rathaus gewechselt. Gerade Schwabe genießt bei den Kreativen, die schon reichlich Ideen für das Ladenlokal vorbereitet haben, einen sehr guten Ruf als engagierte Projektmanagerin.

„Sie wird es lieben und auch gut machen“, heißt es in der Kreativwirtschaft, die bisher ihre Enttäuschung über die leblose „Wertstadt“ kaum mehr hinter dem Berg halten konnte. Am Montag schon wollen alle Mitwirkenden die Aufgaben verteilen. „Wir brauchen noch eine kleine Anlaufphase von ein, zwei Wochen“, sagt Planungschef Harter. „Dann geht es los.“