Mülheim.

Die Macher des „Handlungskonzeptes Wohnen“ mahnen die wohnungspolitischen Akteure, insbesondere in der Innenstadt, im nördlichen Eppinghofen und Styrum Anstrengungen zu unternehmen, um die Wohnstandorte qualitativ aufzuwerten. Ein Blick nach Styrum, dem Stadtteil, für den der stadtweit höchste Bevölkerungsschwund und ein immens hoher Erneuerungsbedarf gesehen werden.

Die Fakten, die sich im Handlungskonzept wiederfinden, belegen, warum das Bochumer Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung (Inwis) in Styrum besonderen Handlungsdruck sieht und die Feststellung trifft: „Es gilt, den Stadtteil zu stabilisieren und in keinem Fall abrutschen zu lassen, da ansonsten ein Teufelskreis von mangelnder Nachfrage und Kaufkraft, fehlendem Investitionsvolumen, sozialen Segregationsprozessen und ausbleibenden Erneuerungs- bzw. Erhaltungsinvestitionen droht.“

Wohnungen sind eher klein

Für Styrum (15.000 Einwohner) wird der stadtweit stärkste Bevölkerungsrückgang prognostiziert (minus knapp 8 % in den nächsten 15 Jahren). Die angebotenen Wohnungen sind mit 64 m2 im Schnitt eher klein und zu bemerkenswerten zwei Dritteln modernisierungsbedürftig. Styrum hat hinter den südlich der Bahnlinie gelegenen Innenstadt-Bereichen mit 5,9 % die zweithöchste Leerstandsquote, insbesondere betroffen: private Kleineigentümer. Der niedrigen Kaufkraft und Wohnungsnachfrage entsprechend ist in Styrum eine durchschnittliche Miete von netto nur 5,20 Euro/m2 zu erzielen. Nicht selten sind Mietausfälle zu beklagen, Marktbeobachter sehen gar zunehmend Eigentümer von Mehrfamilienhäusern in die Zwangsversteigerung schlittern . . .

Die Probleme sind vielfältig, die Inwis-Forscher nennen auch das vergleichsweise schlechte Image als Wohnort. Als Gründe werden die soziale, auch ethnische Zusammensetzung des Stadtteils genannt, von Bürgern beklagte Probleme mit Sicherheit, Sauberkeit und Nachbarschaft, zusätzlich Beeinträchtigungen durch die A 40, die Bahntrasse, Gewerbe und die starke bauliche Verdichtung.

"Den Stadtteil stabilisieren"

Was tun, um einen weiteren Abwärtstrend zu stoppen? Das Handlungskonzept skizziert erste grobe Strategien, gemäß der Kurzformel: „Den Stadtteil stabilisieren.“ Bei einer privat wie öffentlich getragenen Aufwertung sei nicht auf neue Zielgruppen zu setzen, sondern darauf, den heutigen Bewohnern neue, weiterhin aber preiswerte Wohnangebote zu schaffen.

Das Inwis-Konzept hält drei Strategien, allesamt parallel angewandt, für erfolgversprechend. So gelte es, die älteren Bewohner im Stadtteil zu halten. Dafür sei Wohnungsbestand altersgerecht umzubauen. So könnten Menschen in ihrem gewohnten Wohnumfeld bleiben, weniger Mieterwechsel bedeute stabile Nachbarschaften. Zwar gäben die erzielbaren Mieten wenig Spielraum für umfassende Bestandserneuerungen, schreiben die Forscher.

Investitionen in barrierefreie Wohnungen

Doch auch Investitionen in barrierefreie Wohnungen oder in größere Grundrisse (Zusammenlegen von Wohnraum) sei – insbesondere mit öffentlicher Förderung – möglich. Dritte Empfehlung: Abriss von Geschosswohnungsbauten, um im stark verdichteten Stadtteil Freiraum zu schaffen für öffentlich geförderte Mieteigenheime für Familien mit mehreren Kindern oder für Eigentum in Form von Reihenhäusern.

Darüber hinaus sehen die Forscher Potenziale, die Styrum aus sich heraus selbst entwickelt. Genannt wird etwa die zunehmende Eigentumsbildung bei Menschen mit Migrationshintergrund, insbesondere zu beobachten zwischen Bahnhof und Ruhr.

Wer im Internet das Wohnungsangebot der SWB in Styrum abrief, landete 51 Treffer. Die SWB weiß um den Handlungsdruck im Stadtteil, hat aber in den letzten drei Jahren schon rund 6 Mio Euro in Modernisierungen gesteckt.

SWB bietet rund 600 im Stadtteil an

„Wir haben, auch durch Veränderung der Grundrisse, aus 90 Wohnungen 60 gemacht – und diese auf absoluten Neubaustand gebracht“, so Geschäftsführer Robert Kunz. Alle 60 Wohnungen seien nun seniorengerecht, etwa mit ebenerdiger Dusche, rutschfesten Badfliesen oder schwellenlosem Balkon. 18 Wohnungen seien gar barrierefrei, ohne jede Stufe bis zur Wohnungstür.

Mit rund 600 Wohnungen ist die SWB Vermieter-Schwergewicht im Stadtteil, in den Jahren 2014/15 will die Wohnungsgesellschaft die Modernisierung von rund 100 Wohnungen im Quartier Gustav-/Augustastraße angehen, wo aktuell viel Leerstand herrscht. Von dieser notwendigen Modernisierung abgesehen, so Kunz, seien alle SWB-Wohnungen in Styrum „in ordnungsgemäßem Zustand“. Ausnahme: das Hochhaus Feldstraße 51. Für die „problematische Immobilie“ mit hohen Betriebskosten und der Lage an der Hauptverkehrsstraße müsse man noch eine Lösung finden.