Mülheim. .
Das Forschungsprojekt „Innovationen für Innenstädte“ hat in Mülheim gestern mit dem ersten Tag der Bürgerbeteiligung einen guten Auftakt hingelegt. Davon zeugte tagsüber das rege Treiben im Stadtwert-Büro an der kleinen Schloßstraße – und abends die mannigfach dokumentierten Ideen von Bürgern an den Wänden. Projektleiter Prof. Harald Kegler von der Bauhaus-Uni Weimar war „wirklich überrascht von der Dynamik“, mit der das Projekt zur Wiederbelebung der Innenstadt gestartet ist.
Bürger waren ab 9.30 Uhr eingeladen, ins Ladenlokal Leineweberstraße 15-17 zu kommen und ihre Anregungen am Stadtplan zu erläutern, zu diskutieren und zu verewigen. Allein rund 30 kamen am Morgen. Um für das Charrette-Verfahren der Bürgerbeteiligung zu werben, zogen Studenten mit dem Karren (französisch: Charrette) durch die City, um für Beteiligung zu werben. Dabei sammelten sie schon vielfältigste Ideen ein.
Im Forum zum Abschluss des Tages ließen sich schon erste Schwerpunkte erkennen. Vor allem der Kaufhof stand dabei natürlich im Fokus, auf ihn zuvorderst, aber auch dessen Umfeld ist das vom Bund geförderte Forschungsprojekt zugeschnitten. Zum Kaufhof: Für Prof. Kegler „imposant, eher bemerkenswert“, dass viele Bürger nicht für einen Komplettabriss des Leerstands plädieren, sondern zumindest den Erhalt des alten Kerns aus den 50er-Jahren wünschen. Die Anbauten könnten verschwinden, meinen viele. Hier könne Mülheim seinen Zugang zu Ruhr, Hafenbecken und später Ruhrbania-Gastronomie finden. Gar durch einem Park? Oder zwischen Alt- und Neubau hindurch? Das Parkhaus ist nicht abgeschrieben: Unten parken, oben Wohnraum, auf dem Dach ein öffentliches Deck mit Gastronomie, Sonnenbaden und anderem, was Freizeitwert bringt. „Nicht unrealistisch“, meint Kegler.
Ohnehin sollen die Gedanken in dieser Woche frei sein dürfen. Freilich könnte es am Mittwochmorgen (11 Uhr) einen Dämpfer geben, wenn Kaufhof-Eigentümer zur Frage der Wirtschaftlichkeit Stellung nehmen will. Unten eine Markthalle? Das Gebäude als multikulturelles Kaufhaus mit Waren und Gastronomie aus Ländern der Mülheimer Migranten entwickeln, ihm ein Alleinstellungsmerkmal verpassen? Die Vetter Efkan (21) und Fatih Demircan (25) brachten eine Vision für ein Freizeitparadies zu Papier. Der Kaufhof möge „Aktivitätszentrum“ werden. Mit Theater, Kleinkunst, Cafés, Bowling etc. pp. – die Demircans wünschen sich „keinen zweiten Ballermann“, aber etwas, was vor allem auch den Nachwuchs ansprechen kann. Student Fatih Demircan findet, Mülheim mache jungen Menschen zu wenige Angebote.
Auch Bernd Lüllau ist gekommen, wie andere hat auch der Vorsitzende vom Dümptener Bürgerverein direkt ein fertiges Papier zur Hand: für einen „Unteren Wasserbahnhof“ am Ruhrbania-Ufer. Dort könnten auch größere Schiffe, die vom Rhein kommen, anlegen, sagt der ehemalige Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Duisburg-Rhein.
Ideen gibt’s zuhauf. Die Schollenstraße als verkehrsberuhigte Zone, die sich alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt teilen. Mehr Farbe an den Häusern der Innenstadt. Parkplätze sind Thema, Verkehr sowieso. Plätze aufhübschen, den Rathausmarkt beleben, Studentenwohnen in den Bahnbögen . . . Mitmachen ist auch heute wieder erwünscht.
Und so geht es am Dienstag weiter:
Planen und diskutieren: Das Arbeiten an den drei Planungstischen im „Stadtwerk“, Leineweberstraße 15-17, geht weiter. Um 9.30 Uhr öffnet das Büro „Stadtwerk“ seine Pforten. Um 11 Uhr stoßen Fachleute der Stadtverwaltung dazu, damit ihnen löchernde Fragen gestellt werden können.
Spiel, Sport und Grün: In Fachbeiträgen werden Ulrike Marx vom Baudezernat (Projekt „Innovation City“), Susanne Dickel von der Klima-Initiative und Johannes Michels vom Mülheimer Sportservice (Projekt Jugendsportpark) ab 15.30 Uhr schildern, wie es aus ihrer Sicht um die Innenstadt bestellt ist. Es geht um Grün, um Klima, um Sport und Bewegungsmöglichkeiten. Diskussion natürlich auch hier: erwünscht!
Planung und Politik: Schon gestern hat Planungsausschussvorsitzender Dieter Wiechering (SPD) beim Projekt vorbeigeschaut, heute wird Prof. Harald Kegler ihm und seinen Ausschusskollegen das Projekt im öffentlich tagenden Planungsausschuss präsentieren (16 Uhr, Sitzungsraum B.115 im Rathaus).
Ruhrbania und die Idee: Er hat den Rahmen für Ruhrbania erdacht – und wird beim öffentlichen Forum ab 18.30 Uhr im „Stadtwerk“ ein Impulsreferat auch zum Kaufhof-Standort halten: Architekt Matthias Pfeifer (RKW). Er ist übrigens Enkel jenes Architekten, der Stadthalle, Rathaus und anderes entworfen hat.
Das Projekt ist auf Facebook präsent: https://www.facebook.com/Charrette.Muelheim