Mülheim. .

Noch ist die alte Lederfabrik eine Baustelle. Die Klinkermauern liegen frei, Erde und Staub bedecken den Boden im Erdgeschoss. Im nächsten Frühjahr soll hier ein Senioren-Park eröffnen. Investitionsvolumen: bis zu 15 Millionen Euro.

Martin Niggehoff, Geschäftsführer des Betreibers Carpe Diem, steht im Kesselhaus der alten Gerberei: Hier ist in industrie-historischer Kulisse ein Café und Restaurant geplant, das für alle Bürger zugänglich sein soll. Musik und Ausstellungen sowie a-la-Carte-Betrieb, Brunch und kulinarische Themenabende soll es geben. Die Bausubstanz mit ihrem Fa­brik-Charme soll erhalten und sichtbar bleiben.

Erste Anfragen gäbe es bereits

„Wir warten auf die Baugenehmigung, die in Kürze sicherlich erteilt wird“, erklärt Niggehoff. Über 130 Senioren sollen an der Hansastraße leben. Dabei setzt der Betreiber auf ein breites Angebot: Betreutes Wohnen ist etwa darunter. Im Hauptgebäude der Lederfabrik entstehen 17 Wohnungen mit einer Größe von 40 bis 63 Quadratmetern, in einem angrenzenden Neubau 16 Wohnungen (60 bis 93 Quadratmeter). Erste Anfragen gäbe es bereits. Diese Anzahl der Wohnungen seien für die Eröffnung zunächst ausreichend, „aber der Bedarf wird größer sein“, ist sich Niggehoff sicher und sieht Potenzial für eine mögliche Erweiterung.

Im stationären Bereich soll es 80 Pflegeplätze – 72 Einzel- und vier Doppelzimmer – geben, aufgeteilt in acht Wohngruppen. Es wird ein spezieller Bereich für Demenzkranke eingerichtet. Tagespflege soll es geben. „Wir werden auch in Mülheim unterwegs sein“, erklärt Niggehoff, dass man zudem Essen-auf-Rädern oder einen Wäsche-Service in der Stadt etablieren will. Also für Senioren, die nicht auf dem Gelände wohnen.

Gedächtnistraining, Gymnastik und Ausflüge

Preise für den Mülheimer Standort stünden noch nicht fest. In einer ähnlichen Einrichtung des Betreibers in Neukirchen-Vluyn kostet eine 59,11 Quadratmeter große Wohnung 976,21 Euro inklusive 177,33 Euro Nebenkosten und einer Servicepauschale von 60 Euro. Als extra Dienstleistungen werden etwa das Abholen von Rezepten, kleine Renovierungsarbeiten, Wohnungsreinigung oder Bügeln angeboten. Das Heimentgelt für eine Person mit der Pflegestufe 3 beläuft sich auf rund 3952 Euro monatlich, wobei die Zuzahlung der Pflegekasse 1550 Euro beträgt. Man sei auch für Sozialhilfeträger offen, nicht nur für Selbstzahler, so Niggehoff.

Attraktiv soll die neue Bleibe werden, dazu gehört auch das Freizeitangebot: Gedächtnistraining, Gymnastik oder Ausflüge seien für den stationären Pflegebereich angedacht. Ergotherapeuten sollen sich um die Bewohner kümmern. Spezielle Angebote für Männer sind geplant: „Basteln und Häkeln kam bei den Männern nicht so gut an“, scherzt Niggehoff. Daher gibt es in anderen Carpe Diem-Senioren-Parks Fußballgruppen, Fahrradtreffs oder Eisenbahnprojekte. Platz für Spaziergänge ist zudem in direkter Umgebung vorhanden: Um die Gebäude herum soll sich eine Grünfläche von 6000 Quadratmetern erstrecken – „mit parkähnlichen Anlagen“, erklärt Investor Matthias Korte.

Geschichte soll nicht untergehen

Eine Kooperation mit der benachbarten Kindertagesstätte, die auf dem Gelände neu entsteht, ist für Niggehoff denkbar. In anderen Einrichtungen des Betreibers bestünden etwa Patenschaften zwischen Kindern und Senioren. Korte gibt zu bedenken, dass man mit der Kita eventuell die Problematik der Personalsuche auffangen könne, indem die Angestellten des Senioren-Parks ihren Nachwuchs in der Kita anmelden könnten. In der Tagesstätte sollen 120 Kinder betreut werden.

Die Geschichte der Lederfabrik soll im Senioren-Park nicht untergehen. Alte Maschinen sollen in exponierter Lage im Gebäude ausgestellt werden, erklärt Architektin Beate Danielzik. Investor Daniel Salomon berichtet, dass man im Keller der Fabrik einen Safe gefunden habe, in dem sich Dokumente der Firmenhistorie befanden. Diese liegen derzeit als Leihgabe im Ledermuseum. Man wolle versuchen, die Dokumente in einer Art Ausstellung in den öffentlichen Räumen des Gebäudes zu präsentieren.

100 Arbeitsplätze wurde geschaffen

Der Ursprungsgedanke zu Beginn des Projektes sei gewesen, die Lederfabrik abzureißen, erklärt Korte. Man habe sich dagegen entschieden und mit der Denkmalbehörde ein Konzept entwickelt. „So bleibt ein Gerbergebäude in der Gerberstadt erhalten“, sagt Korte. „Die Menschen haben einen Bezug zu dem Gebäude“, unterstreicht Architekt Thomas Hampf die Notwendigkeit des Erhalts.

Mit dem Senioren-Park würden 100 Arbeitsplätze neu geschaffen, erklärt Martin Niggehoff, Geschäftsführer von Carpe Diem. Das 1998 gegründete Familienunternehmen verzichtet auf externe Dienstleister oder Subunternehmer und betreibt alle Bereiche des Senioren-Parks in Eigenregie. Daher wird nach geeigneten Mitarbeitern gesucht – von der Pflegekraft bis zum Hausmeister. In allen Bereichen werde auch ausgebildet, versichert Niggehoff. Deutschlandweit beschäftigt das Unternehmen rund 130 Mitarbeiter und 80 Auszubildende. Interessenten finden weitere Informationen auf www.senioren-park.de/karriere im Internet.

Mülheim und Ruhrbania von oben

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