Mülheim. .

Diese Männer haben viel in die Müga investiert: Ideen, Arbeitszeit, Herzblut. Wolfgang R. Mueller (74) und Horst Wagenfeld (76) sind die Landschaftsplaner, die den Park zwischen Saarn und Styrum schufen. Wagenfeld war eher gestalterisch am Werk, Mueller widmete sich dem technischen Part. Am Donnerstag präsentierte sich der große Garten seinen Vätern im schönsten Frühlingskleid – aber hält er auch ihren strengen Expertenblicken noch stand?

1. Station: Ringlokschuppen

Von der Restaurant-Terrasse blickt man auf blühende Bäume, blinzelt ins Sonnenlicht. Horst Wagenfeld berichtet, dass er die Müga regelmäßig besucht, nach dem Rechten sieht. Vor etwa zwei Jahren habe er für das Grünflächenamt einen Bestandsplan erstellt. Fazit: „Es ist sehr dicht geworden. Von den etwa 550 Bäumen, die wir am Ringlokschuppen und im Stadthallengarten gepflanzt haben, könnten 50 bis 70 entfernt werden.“ Obwohl sie gesund sind. Für das Erscheinungsbild. Und: „Sie sind teilweise zu groß geworden“, ergänzt Mueller, „bedrängen sich gegenseitig.“ Auf dem Weg durch den Kernbereich der Müga wird dies klarer...

2. Station: der höchste Punkt

Der Spaziergang lässt die Camera Obscura links liegen, führt zwischen Wasserbecken hindurch, die auf unterschiedlichen Ebenen zusammenfließen. „Es wäre schön“, meint Wagenfeld, „wenn dies wieder besser erkennbar wäre.“ Hierzu müsste man Grün beschneiden.

Der geografisch höchste Punkt der Müga liegt auf der ehemaligen Eisenbahntrasse. „Früher konnte man von hier in die Ruhraue bis zum Styrumer Wasserturm sehen.“ Nun haben Bäume diese Sichtachse geschlossen. Wagenfelds Blick fällt auf Sprühereien, die auf den Kugelbrunnen, die denkmalgeschützten Pfeiler der früheren Brücke, sogar auf Baumstämme gekritzelt wurden. „Eine Sauerei.“

Doch von solchen Schwachstellen abgesehen, gefällt den Müga-Planern das, was sie sehen, sehr. „Der Pflegezustand“, beteuern beide, „ist gut und in keiner Weise zu beanstanden. Die gesamten Anlagen haben sich in den letzten 20 Jahren hervorragend entwickelt.“

Wolfgang R. Mueller fasst seine Frühlingsgefühle zusammen: „Bei Architekten ist es so: Wenn sie etwas gebaut haben, wird es immer schlechter. Bei uns wird es besser. Es wächst.“ Auch Ideen der Müga-Väter sprießen nach wie vor, auf dem weiteren Weg, vorbei an der großen Wiese. Wagenfeld schlägt vor, in den Themengärtchen der Partnerstädte „mit vorsichtigen Einbauten Grillstationen anzulegen, die man vermietet. So ließe sich das Essen und Trinken auf der Wiese vielleicht einschränken.“

3. Station: Lieblingsplatz

Gefragt nach einem besonders angenehmen Müga-Platz schlagen die Landschaftsplaner vor: „Lassen Sie uns hinunter zur Ruhr gehen.“ Unter Platanen führte hier schon ewig ein Weg entlang. Der Pavillon im französischen Garten werde wenig besucht, erfuhren die Herren. „Man könnte ihn durch ein kleines Café unten am Ufer ersetzen“, meint Wagenfeld, „und die Fläche des Wasserspielplatzes vergrößern.“ Vielleicht noch ein Holzdeck in den Fluss legen, ergänzt Mueller, so dass man denkbar dicht am Wasser sitzt. Die Ruhr stellt die Lebensader der Müga dar und führt zum letzten Punkt für heute...

4. Station: Schlossbrücke

Unter ihr kann man auf Fußgängerpfaden laufen, vom Café aus bis zur Schleuse gucken: „Ein ganz toller Blick“, schwärmt Mueller. „Und was man auch hervorheben muss: Haus Ruhrnatur und Aquarius.“ Die Eroberung der Ruhraue sei eine ihrer Hauptaufgaben gewesen. Sie wurde erfüllt.

Zurück an der Straße ziehen sich Zäune, die während der Landesgartenschau nichtzahlenden Gästen den Zutritt versperrten. Sollte man vielleicht für den Kernbereich der Müga wieder Eintritt erheben?

Wagenfeld tendiert zum: Ja. „Es muss kein hohes Entgelt sein, aber die Einnahmen könnte man gut in die Pflege investieren.“ Mueller tendiert zum: Nein. „Dieses Gelände ist eine wichtige Verbindung innerhalb der Stadt und muss offen bleiben.“ Ausnahmsweise können sich die Müga-Väter nicht einigen.

Kleine Chronik der großen Gartenschau:

Der Stadtrat beschloss 1982 mehrheitlich, dass sich Mülheim um die Landesgartenschau 1992 bewirbt. Im Mai 1986 wurde ein landesweiter Ideenwettbewerb mit dem Thema „Stadt am Fluss“ ausgeschrieben, den die Landschaftsplanungsbüros Horst Wagenfeld sowie Wolfgang R. Mueller & Partner gewannen.

Wagenfeld und Mueller hatten bereits 1987 die Bundesgartenschau in Düsseldorf realisiert.

Geplant wurde die Müga ab Sommer 1987. Die Bauzeit betrug etwa drei Jahre: von 1989 bis zur Eröffnung am 11. April 1992.

Gestaltungsziel war es, innerstädtische Problembereiche zu sanieren und eine autofreie Verbindung von Styrum nach Saarn zu schaffen. Insgesamt mussten rund 160000 m³ schadstoffbelastete Erde abgetragen werden.

Investiert wurden insgesamt 105 Mio DM, davon 60 Mio DM Landesförderung, 35 Mio DM städtischer Eigenanteil sowie 10 Mio aus Sponsorengeldern und Mehrwertsteuerverrechnung.

Das Gesamtgelände umfasste 66 Hektar, davon waren 28 Hektar eingezäunt.

Bis Ende der Müga am 11. Oktober 1992 wurden 1350000 Besucher gezählt.