Mülheim. .
Richard Köhler pirscht meistens in der sommerlichen Mittagshitze. Dann ist seine Beute besonders aktiv. Fangen würde er diese kostbaren Fotomodelle aber nie. Denn die bunten Libellen sind für den Fotografen die wohl faszinierendsten Geschöpfe.
Seit acht Jahren lichtet er die Insekten in der Müga ab – immer auf der Suche nach besonderen Exemplaren. Denn rund um die Teiche des Parks schwirrt eine reiche Artenvielfalt, die einzigartig in NRW ist. Seine schönsten Bilder zeigt Richard Köhler vom 15. Januar bis 29. Februar in einer Ausstellung in der Camera Obscura.
Seine Leidenschaft für Libellen entdeckte Richard Köhler erst nach der Pensionierung. Dann hatte er die Zeit, sich intensiver mit seinem Hobby, der Fotografie, auseinander zu setzen. Auf die Libellen als Motive kam er eher nebenbei. „Als ich durch den Park ging, fiel mir auf, dass die Müga ein richtiges Libellen-Paradies ist“, erinnert sich der 73-Jährige. Seitdem trifft man ihn regelmäßig mit seiner Fotoausrüstung an den Teichen des Parks. Dort sitzt er, beobachtet – und wartet geduldig bis ihm ein Insekt vor die Linse surrt. Manchmal dauert das bis zu zwei Stunden. Schließlich flattern Libellen sehr flott – auch sie sind Jäger. Genau wie Richard Köhler. Doch seine Beute schießt er nur mit der Kamera ab. „Ich warte nur auf den richtigen Moment, um auf den Auflöser zu drücken.“ Gerade das ist es, was Richard Köhler an der Arbeit mit Libellen reizt: „Das Jagdfieber“, gibt er zu. „Man muss Glück haben, wenn man eine Libelle im Sitzen erwischen will.“
Neben dem Reiz des Moments und dem Hang zur Foto-Technik sei es aber auch die besondere Ästhetik des Tieres, die ihn fasziniere. „Bei Libellen kann man sich für viele Dinge begeistern“, meint der ehemalige Mathe- und Physik-Lehrer: „Wie sie sitzen, wie sie fliegen oder welche Farbe sie haben.“ Eine Lieblingslibelle zu bestimmen sei daher gar nicht möglich. „Die Artenvielfalt ist riesig, da gibt es so viele schöne Insekten.“ Oder kannten Sie die Teufelsnadel, den Blaupfeil oder die Gebänderte Prachtlibelle?
Die Artenvielfalt in der Müga sei in der Tat einzigartig, schwärmt Richard Köhler. 18 Arten hat er bereits entdeckt, hunderte Unterarten lassen sich nur an winzigen Punkten auf den Flügeln voneinander unterscheiden. Um die Tiere besser zu bestimmen, arbeitet Richard Köhler schon seit Jahren mit der Biologischen Station zusammen. So wie die Späte Adonislibelle, die NRW-weit „nur hier in der Müga gesehen wurde.“ Mittlerweile gebe es in Mülheim auch Libellenarten, die sonst nur im Mittelmeerraum zu finden seien. Wie die Feuerlibelle, eine Art, die eigentlich in Südfrankreich beheimatet ist – ebenfalls einzigartig.
Heiße Spur
In der Müga fühlen sich Libellen eben besonders wohl. „Das liegt an der Ruhe, die sie an den abgelegenen Teichen vor allem hinter der Camera Obscura haben“, weiß Köhler. Und außer „sprungbegabten Fröschen haben Libellen kaum natürliche Gegner.“ Dabei leben viele Libellen wie die Adonisjungfer gerade einmal 14 Tage lang. Manche Arten können ihre Schlüpfzeit um ein Jahr hinauszögern, wenn die Temperaturen nicht warm genug sind, weiß Köhler. Die Winterlibelle schaffe es sogar zu überwintern. „Aber die habe ich noch nicht gefunden.“ Der Libellenfreund will weiter jagen. Eine heiße Spur hat er bereits: Die Winterlibelle soll an einem Teich an der Großenbaumer Straße gesehen worden sein.