Mülheim. . Die Kanzlerin hat neue Berater. Die wissen genau, was sie wollen. Sie kommen aus Mülheim, sind 15 bis 17 Jahre alt. Sie gehen in die Realschule Stadtmitte und Mellinghofer Straße sowie in die Hauptschule Bruchstraße. 90 Schüler machten am Donnerstag beim Bürgerdialog mit und schrieben Angela Merkel, wie sie in Zukunft zusammen leben, wovon sie leben und wie sie lernen wollen.
Die Kanzlerin hat neue Berater. Die wissen genau, was sie wollen. Sie kommen aus Mülheim, sind 15 bis 17 Jahre alt. Sie gehen in die Realschule Stadtmitte und Mellinghofer Straße sowie in die Hauptschule Bruchstraße. 90 Schüler machten am Donnerstag beim Bürgerdialog mit und schrieben Angela Merkel, wie sie in Zukunft zusammen leben, wovon sie leben und wie sie lernen wollen.
In bundesweit 50 Städten findet in diesen Tagen in den Volkshochschulen die Zukunftsdiskussion statt – in acht Kommunen mit Schülern. Mülheim vertritt nicht nur das westliche Ruhrgebiet, es ist auch die einzige Stadt, in der Haupt- und Realschüler ihre Meinung äußern können. Die Jugendlichen sind die jüngsten Teilnehmer am Bürgerdialog.
Im Foyer an der Bergstraße begrüßt Peter-Michael Schüttler von der Heinrich-Thöne-Volkshochschule die Schüler: „Die Frau Merkel möchte mal wissen, was die Bürger wollen.“ Stift und Papier liegen an allen Gruppentischen bereit. Nun gilt es der Frau Merkel mal zu antworten. . .
Wie wollen wir zusammenleben?
Vor Maximilian, Eduard und den anderen Jungs am Diskussionstisch liegen Zettel. Darauf haben sie erste Überlegungen notiert, wie sie in Zukunft zusammen leben wollen. „Es gibt einen großen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund, die wir respektieren sollten und die uns auch respektieren sollten“, erklärt Maximilian. Eduard ergänzt, dass man tolerant gegenüber ärmeren Menschen sein muss.
Die Diskussionen sind abgeschlossen, die Ideen mehrfach gefiltert, bewertet und formuliert, die Ergebnisse beeindruckend. Eine Forderung an die Kanzlerin lautet: „Deutsche und ausländische Bürger sollen in allen Aspekten gleichberechtigt sein. Sie sollen dieselben Chancen auf eine Ausbildungsstelle, Schulbildung und soziales Mitleben bekommen.“ Eine andere: „Man sollte andere Leute respektieren um respektiert zu werden. Denn gemeinsam ist das Leben leichter, da jeder die Gemeinschaft ergänzen kann.“
Wovon wollen wir leben?
Alle sollen einen sicheren Job haben, da sind sich Abesa, Janine und die anderen am Tisch nach kurzem Überlegen einig. Am Ende des Diskussionsverfahrens, das den Fachbegriff World Café trägt, haben auch bei der Frage, wovon wollen wir in Zukunft in Deutschland leben, die Schüler eindeutige Antworten für die Kanzlerin: „Wir finden, es sollte mehr in der Medizin geforscht werden um z.B. Medikamente gegen schwere Krankheiten zu erfinden oder zu verbessern. Dafür sollten Gelder bereit gestellt werden. Da nichts wichtiger ist als ein Menschenleben.“ Noch eine Forderung: „Wir möchten eine gerechte Bezahlung für alle Arbeitnehmer und flexible Arbeitszeiten.“ Und: „Leute, die einen Hauptschulabschluss haben, sollten auch eine Chance auf einen guten Arbeitsplatz haben.“
Wie wollen wir lernen?
Wie sie in Zukunft lernen wollen, dass wissen Kira, Janina, Özlem und Merve genau: „Mit technischen Hilfsmitteln“ haben sie aufgeschrieben. Und auch bei den anderen Diskussionsgruppen, die sich mit dieser Frage beschäftigen, geht es viel um die Ausstattung im Klassenzimmern. So sind die letztendlichen Forderungen, die sie gen Berlin richten: „Wir wollen mit technischen Mitteln arbeiten, da Technik immer wichtiger im Leben wird, beispielsweise für den späteren Beruf.“
Man habe sich für Schüler entschieden, erklärt Schüttler, gerade weil es um das Thema Lernen ginge. Er ist begeistern von dem Ehrgeiz, den die Jugendlichen bei den Diskussionen entwickeln. Gleiches Engagement fordert er nun von der Kanzlerin: „Was spannend sein wird, ist zu verfolgen, was mit den Vorschlägen passiert.“ Die Ideen sind im Internet publiziert. Die Frage sei, ob zum Abschluss des Dialoges nur eine „zweitägige Feiertagsveranstaltung“ in Berlin stattfände „oder habe ich über die Internetseite die Möglichkeit zu gucken, wie die Ideen von der Regierung umgesetzt werden?“
Der Bürgerdialog ist Teil des – nicht unumstrittenen – Zukunftsdialogs von Angela Merkel. Die Diskussionsergebnisse stehen unter www.dialog-ueber-deutschland.de. Hier kann auch über die besten Ideen abgestimmt werden. Über die zehn Vorschläge mit den meisten Stimmen können die Ideengeber am Ende mit der Kanzlerin in Berlin diskutieren.