Mülheim.
Gold, Aktie oder Immobilie. Die meisten entschieden sich für die Immobilie, sagt Helmut Schiffer vom Vorstand der Sparkasse. Das sei was zum Anfassen, Durchgehen, Erleben, strahle Stabilität aus. Entsprechend steigen die Nachfragen, die bei weitem nicht befriedigt werden können, sagt Thomas Weber, Chef der Immobilien-Abteilung der S-Finanzdienstleistungs Gmbh, einer Tochter der Sparkasse und die marktführende Makler-Instanz am Ort.
Im vergangenen Jahr, berichtet Weber, habe man an jedem zweiten Tag mit einem Kunden beim Notar gesessen. Für rund 38 Millionen Euro wurden bei der FDL Immobilien bewegt, nochmals eine Steigerung zum ohnehin schon guten Vorjahr.
Gut erhaltene Mehrfamilienhäuser gesucht
Und es könnte noch besser aussehen, wenn der Markt die Objekte hergeben würde, vor allem für die Selbstnutzung, aber nicht nur. Gerade auch gut vermietete und gut erhaltene Mehrfamilienhäuser würden gesucht. Doch wer trennt sich schon in diesen Zeiten von so einem Objekt?, fragt Weber kritisch und weiß, dass daher auch nicht das Beste ins Angebot kommt.
Vor Jahren hieß es noch, fünf Prozent Rendite wären wünschenswert. Heute gehe es manchen nur noch darum, den Wert seines Vermögens in Stein zu erhalten.
Immobilie als Wachstumsanlage
Der Immobilienmarkt in Deutschland stellt sich extrem unterschiedlich dar: In manchen Regionen boomt es, die Preise kletterten in ungeahnte Höhen. Hamburg, München, die Rheinschiene mit Bonn, Köln und Düsseldorf liegen auf dieser Sonnenseite. Andere Regionen erlebten riesige Verluste an Immobilienwerten, dort, wo die Bevölkerung schrumpft. Das Ruhrgebiet, so Schiffer, sei ebenfalls alles andere als einheitlich. Eine Immobilie in Mülheim, so Weber, könne jedoch in den meisten Fällen als Wachstumsanlage angesehen werden. Gerade außerhalb der Stadt genieße die Wohnstadt Mülheim einen sehr guten Ruf.
Wer in Düsseldorf nichts findet oder finden will, wird in Mülheim fündig. Jüngstes Beispiel: die Einfamilienhäuser an der Kölner Straße, die eine Vermarktung im Schnelldurchgang erlebten – trotz der Durchgangsstraße in Wurfweite.
105 000 Euro kostete das preiswerteste Einfamilienhaus im vergangenen Jahr, das teuerste deutlich über eine Million. Was die Makler und Financiers der Sparkasse beim Kauf erleben: Die Erben-Generation zahlt immer häufiger auch hohe Beträge für Immobilien ohne fremdes Geld.
In Mülheim gibt es viel Grün
Der jüngste Wohnungsmarkt-Bericht Ruhr weist als durchschnittlichen Preis für ein frei stehendes Einfamilienhaus in Mülheim 320.000 Euro aus, das Reihenhaus bewegt sich zwischen 180.000 und 330.000 Euro. Bei gebrauchten Eigentumswohnungen schwankt der Preis für den Quadratmeter zwischen 800 und 1900 Euro. Weitere Bauflächen für Mülheim? Die Wohnbaureserve wird mit 40 Hektar angegeben. Für Weber ist es eine Gratwanderung: „Mülheim ist gerade deshalb als Wohnstadt so beliebt, weil sie eben noch viel Grün aufweist. Zu viele Bauten könnten diesen Vorteil gefährden.“
Altersverteilung wird sich verschieben
Aus Sicht der Immobilienfachleute ist Mülheim weit davon entfernt, eines Tages ganze Quartiere wie anderswo abreißen zu müssen. Der Bevölkerungsrückgang bis zum Jahr 2030 wird lediglich mit sechs Prozent angegeben. Allerdings wird sich die Altersverteilung deutlich verschieben: Der Anteil der unter 25-Jährigen wird um gut 30 Prozent sinken gegenüber heute, die Quote der über 80-Jährigen um 48 Prozent steigen. Das wird die Anforderungen an den Immobilienmarkt beeinflussen.
Werden die Preise aufgrund der hohen Nachfrage weiter anziehen? Weber glaubt nicht an größere Sprünge, trotz der niedrigen Zinsen, trotz der Nachfrage, obwohl es bei begehren Objekten durchaus vorkommen kann, dass der Verkäufer sich am Ende Käufern gegenübersieht, die sich gegenseitig überbieten.