Mülheim.
Schön, wenn einem Probleme, die andere Familienfirmen plagen, erspart bleiben: Um die Unternehmensnachfolge muss man sich bei Möbel Bernskötter keine Sorgen machen. Dafür stehen Janine und Anne Bernskötter, 29 bzw. 25 Jahre jung. Die Schwestern arbeiten in fünfter Generation im Mülheimer Traditionsbetrieb mit, der 1888 als Schreinerei gegründet wurde. Ihr Geschmack ist zwar ziemlich gegensätzlich, aber Vielfalt belebt das Geschäft . . .
Die Internationale Möbelmesse in Köln ging gerade zu Ende. Sie waren täglich vor Ort: Welche wichtigen Trends haben Sie gesehen?
Janine Bernskötter: Ein großer Trend ist Massivholz. Letztes Jahr war es Kernbuche, jetzt Asteiche. Außerdem sind Lacke sehr aktuell, in Erdtönen, Creme oder Weiß. Und: Technik zieht immer mehr ein. Da gibt es Dockingstations für den iPod oder versteckte Soundsysteme, so dass man keine Boxen mehr aufstellen muss. Auch Schranktüren mit Motor sind auf dem Markt, das finde ich – na ja, nicht bedenklich. Aber ich frage mich: Können wir nicht mal mehr Türen selber aufmachen?
Man hört und liest, dass die Möbelbranche zuletzt kräftig zugelegt hat, nach mehreren mageren Jahren. Gilt das auch für Bernskötter?
2011 war wirklich ein sehr gutes Jahr. Wir hatten einen Umsatzzuwachs von rund zehn Prozent. Allerdings: Von der tiefen Krise, die man andernorts gespürt hat, sind wir ohnehin verschont geblieben. Es lief relativ stabil.
Wieso läuft es in letzter Zeit noch besser?
Anne Bernskötter: Die Leute haben Lust auf Wohnen und bleiben gerne zu Hause. Dafür sparen sie beim Essengehen.
Janine Bernskötter: Eher lädt man Freunde ein und kocht selber. Umso besser, wenn man dabei an einem schönen großen Esstisch sitzt. Oder nehmen Sie das Badezimmer: Früher hat dafür niemand Möbel gekauft, es war eine reine Nasszelle. Heute ist es ein Wohlfühlraum.
Anne Bernskötter: Möbel sind auch kurzlebiger geworden, Trends wechseln schneller. Leute kaufen nicht mehr für die nächsten 20 Jahre.
Auf RTL läuft eine Doku, „Unsere erste gemeinsame Wohnung“, wo junge Paare beim Einrichten beobachtet werden. Welche drei Stücke, die man unbedingt anschaffen sollte, würden Sie empfehlen?
Janine Bernskötter: Eine Sitzecke in L-Form mit Schlaf-Funktion. Wo viele Leute draufpassen, aber auch Gäste übernachten können.
Was noch?
Einen großen Esstisch. Und ein bequemes Bett mit einer guten Matratze.
Wenn Paare ins Möbelhaus kommen, wer entscheidet meist: Er oder Sie?
Janine Bernskötter: Häufig suchen die Frauen aus, vor allem die Stoffe. Aber die Entscheidung, was finanziell möglich ist, treffen dann beide zusammen. Es ist ja auch immer ein großes Invest, was da fließt. Unheimlich oft bringen Kunden ihre Kinder mit, Möbelkauf ist heute eine Sache der ganzen Familie.
Wie wohnen Sie selber?
Beide: Völlig unterschiedlich.
Beschreiben Sie doch mal . . .
Janine Bernskötter: Ich bin ganz modern eingerichtet. Ich liebe klare Formen, Lacke, helle Töne . . .
Wenig Vielfalt
Größter Möbelanbieter ist Bernskötter in Heißen mit 25 000 Quadratmetern Verkaufsfläche und 140 Mitarbeitern. Vor zwei Jahren wurde ein zweiter Standort in Dormagen eröffnet. Im Vergleich mit den großen der Region Ikea, Rück, Kröger, Ostermann und Hardeck ist Bernskötter noch der kleinste. Mit Möbel Lutz aus Österreich ist in Süddeutschland bereits eine neue Größendimension erreicht.
Auch Bernskötter ist wie von der Linden ein Familienunternehmen. Gegründet wurde es vor 124 Jahren in Saarn und wird inzwischen von der vierten und fünften Generation geführt. Die zunehmende Konzentration in der Möbelbranche bedauert Franz-Peter Bernskötter grundsätzlich, weil dadurch Vielfalt verloren geht. Für den Verbraucher sieht er aber auch Vorteile. „Wir sind mit zweistelligen Zuwachsraten auch sehr gut unterwegs“, sagt der Chef. Dass bei von der Linden ein neuer Möbelanbieter einzieht, begrüßt er und fürchtet keinen direkten Konkurrenten. „Der Kunde sieht nicht nur Mülheim, der bewegt sich in der Region“, sagt er.
Anne Bernskötter: Ich mag es ganz romantisch, im Landhausstil. Ich habe einen Kuhfellteppich, nostalgische Stoffe, Nussbaum, dunkles Holz.
Janine Bernskötter: Stimmt. Du bist eher der Holztyp.
Ihr Unternehmen wird seit Generationen weitergegeben – haben Sie auch Erbstücke in Ihren privaten Wohnungen stehen?
Janine Bernskötter: Nein. Unser Opa, der die Firma groß gemacht hat, lebt noch. Da er ursprünglich Schreiner war, besitzt er tolle Sachen: richtige Antiquitäten im Rokoko-Stil, wie man sie sonst nur in Spezialgeschäften bekommt.
Schauen wir in die Zukunft: Wird sich Bernskötter bald vergrößern?
Wir betreiben seit einem Jahr eine Polsterfiliale in Dormagen, und davon würden wir gerne weitere eröffnen. Aber auch hier am Standort Mülheim möchten wir expandieren. Ein Grundstück gegenüber haben wir schon gekauft.