Mülheim.

Mülheim war vorbereitet. Der 24-stündige Streik im öffentlichen Dienst – immerhin seit Tagen angekündigt – scheint kaum jemanden überrascht zu haben und nur die wenigsten ernsthaft aufzuregen. Stattdessen begegnet man viel Pragmatismus, frei nach der Devise: Irgendwie geht’s schon (voran). Und so sind am Mittwochmorgen zwar die Haltestellen verwaist, doch die Straßen voll.

An der Schule

Die Wege zur Von-Bock-Straße sind verstopft. Fahrgemeinschaften? Fehlanzeige! Ein Fahrer und ein jugendlicher Beifahrer sitzen meist in den Autos – und damit ist das Ziel klar: die Schule. Aus allen Richtungen, von der Oberstraße, aus der Paul-Essers-Straße kommen sie und fahren zwischen Realschule Stadtmitte und Otto-Pankok-Gymnasium im Kreis. Kurz anhalten, das Kind steigt aus und weiter. Auto folgt auf Auto, unaufhörlich bis kurz nach Schulstart.

Halbe-halbe haben Jan und seine Mutter gemacht. „Sie hat mich auf ihrem Weg zur Arbeit bis zur Hälfte mitgenommen, den Rest musste ich laufen“, erzählt der 13-Jährige. 15 Minuten Fußweg waren das ungefähr, und das, findet Jan, „ging“. Bleibt ihm nur zu hoffen, dass seine Mutter pünktlich Feierabend machen kann. „Sonst muss ich ganz laufen, das sind bestimmt 45 Minuten. Aber meine Mutter meinte, sie schafft das.“ Auch Hanna wurde gefahren – vom Opa. Abgeholt wird die 11-Jährige von ihrer Mama. „Das zu organisieren, war nicht so einfach.“

An den Haltestellen

Dort herrscht Leere. Die Gitter und Rolltore sind an den U-Bahn-Stationen geschlossen, auf den elektronischen Anzeigetafeln blinkt „Warnstreik“ auf. Darunter folgt der Hinweis: „Aufgrund des Warnstreiks fallen alle Fahrten aus.“ Auch das Kundencenter am Löhberg ist dicht. Die Busse parken derweil auf dem Betriebshof der MVG. Annelie Feldmann zeigt Verständnis: „Ich hatte einen Pflegeberuf und weiß, wie es ist, viele Stunden für wenig Geld zu arbeiten. Ich stehe hinter dem Streik.“ Ein wenig genervt ist hingegen Marcel Tempcke. Er ist auf Bus und Bahn angewiesen und hat nun Glück, dass ihn ein Arbeitskollege mitnimmt: „Wir haben eine Fahrgemeinschaft organisiert. Anders ging’s nicht.“

In der Not-Kita

Ruhig geht es bei „Wirbelwind“ zu. Die Kindertageseinrichtung bietet eine von acht Notgruppen. Sonst werden an der Kämpchenstraße 105 Kinder betreut, heute haben sich rund 30, auch aus anderen Einrichtungen, angemeldet. „Nur Kinder mit Betreuungsbedarf“, sagt Einrichtungsleiterin Ute Biesen, kommen am Streiktag vorbei. „Viele Eltern, die anders eine Betreuung organisieren konnten, haben sich solidarisch gezeigt.“ Überhaupt hat sie wenig Aufregungen ausgemacht: „Die Menschen haben sich mit der Situation eingerichtet.“

Demo auf dem Rathausplatz

Beim Warnstreik auf dem Rathausplatz in Mülheim nahmen ca. 500 Leute teil. Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst hatte Verdi zum Streik aufgerufen.  Foto: Kerstin Bögeholz/WAZ FotoPool
Beim Warnstreik auf dem Rathausplatz in Mülheim nahmen ca. 500 Leute teil. Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst hatte Verdi zum Streik aufgerufen. Foto: Kerstin Bögeholz/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Beim Warnstreik auf dem Rathausplatz in Mülheim nahmen ca. 500 Leute teil. Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst hatte Verdi zum Streik aufgerufen.  Foto: Kerstin Bögeholz/WAZ FotoPool
Beim Warnstreik auf dem Rathausplatz in Mülheim nahmen ca. 500 Leute teil. Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst hatte Verdi zum Streik aufgerufen. Foto: Kerstin Bögeholz/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Beim Warnstreik auf dem Rathausplatz in Mülheim nahmen ca. 500 Leute teil. Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst hatte Verdi zum Streik aufgerufen.  Foto: Kerstin Bögeholz/WAZ FotoPool
Beim Warnstreik auf dem Rathausplatz in Mülheim nahmen ca. 500 Leute teil. Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst hatte Verdi zum Streik aufgerufen. Foto: Kerstin Bögeholz/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Beim Warnstreik auf dem Rathausplatz in Mülheim nahmen ca. 500 Leute teil. Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst hatte Verdi zum Streik aufgerufen.  Foto: Kerstin Bögeholz/WAZ FotoPool
Beim Warnstreik auf dem Rathausplatz in Mülheim nahmen ca. 500 Leute teil. Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst hatte Verdi zum Streik aufgerufen. Foto: Kerstin Bögeholz/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Beim Warnstreik auf dem Rathausplatz in Mülheim nahmen ca. 500 Leute teil. Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst hatte Verdi zum Streik aufgerufen.  Foto: Kerstin Bögeholz/WAZ FotoPool
Beim Warnstreik auf dem Rathausplatz in Mülheim nahmen ca. 500 Leute teil. Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst hatte Verdi zum Streik aufgerufen. Foto: Kerstin Bögeholz/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Beim Warnstreik auf dem Rathausplatz in Mülheim nahmen ca. 500 Leute teil. Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst hatte Verdi zum Streik aufgerufen.  Foto: Kerstin Bögeholz/WAZ FotoPool
Beim Warnstreik auf dem Rathausplatz in Mülheim nahmen ca. 500 Leute teil. Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst hatte Verdi zum Streik aufgerufen. Foto: Kerstin Bögeholz/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Beim Warnstreik auf dem Rathausplatz in Mülheim nahmen ca. 500 Leute teil. Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst hatte Verdi zum Streik aufgerufen.  Foto: Kerstin Bögeholz/WAZ FotoPool
Beim Warnstreik auf dem Rathausplatz in Mülheim nahmen ca. 500 Leute teil. Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst hatte Verdi zum Streik aufgerufen. Foto: Kerstin Bögeholz/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Beim Warnstreik auf dem Rathausplatz in Mülheim nahmen ca. 500 Leute teil. Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst hatte Verdi zum Streik aufgerufen.  Foto: Kerstin Bögeholz/WAZ FotoPool
Beim Warnstreik auf dem Rathausplatz in Mülheim nahmen ca. 500 Leute teil. Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst hatte Verdi zum Streik aufgerufen. Foto: Kerstin Bögeholz/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Den ganzen Tag fährt keine Straßenbahn und kein Bus. Foto: Kerstin Bögeholz/WAZ FotoPool
Den ganzen Tag fährt keine Straßenbahn und kein Bus. Foto: Kerstin Bögeholz/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Den ganzen Tag fährt keine Straßenbahn und kein Bus. Foto: Kerstin Bögeholz/WAZ FotoPool
Den ganzen Tag fährt keine Straßenbahn und kein Bus. Foto: Kerstin Bögeholz/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Das Bürgeramt blieb wegen des Streiks geschlossen. Foto: Kerstin Bögeholz/WAZ FotoPool
Das Bürgeramt blieb wegen des Streiks geschlossen. Foto: Kerstin Bögeholz/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
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Auf dem Rathausmarkt

Die Tür des Bürgeramtes ist verschlossen. Auch hier begrüßt die Menschen ein Hinweis auf den Streik. Die Arbeitskämpfer selbst stehen am Mittwochmorgen ein Stückchen weiter auf dem Rathausmarkt. Mit Rasseln und Trillerpfeifen machen sie Lärm, unterstreichen die Forderungen, die Redner am Mikro noch einmal betonen. 500 Menschen, so schätzt Henrike Greven, Geschäftsführerin von Verdi Mülheim-Oberhausen, sind gekommen. Sie werden gleich gen Stadthalle ziehen und von dort per Bus zur großen Kundgebung nach Oberhausen fahren. Breite Zustimmung für ihr Anliegen hat die Gewerkschafterin ausgemacht: „Ich habe einen Anruf von einer Mutter bekommen, die sauer war. Das war’s. Beim Kita-Streik waren das mehr Mails.“

Am Taxistand

Mehr vom Streik versprochen hatte sich hingegen Petra Kleine. Auf die Frage, wie es läuft, zeigt die Taxifahrerin schlicht hinter sich – und auf die lange Reihe von Taxen, die gegenüber der Hauptpost warten. „Ich bin extra früh aufgestanden, aber das hat sich nicht gelohnt.“ Ein bisschen mehr als sonst sei los gewesen, aber eigentlich sei das nicht der Rede wert. „Ich habe den Eindruck, die Leute haben sich vorher gut organisiert.“ Außerdem hat sie mehr Radfahrer auf den Straßen ausgemacht, und: „Auf der Schloßbrücke waren heute morgen so viele Fußgänger, das sieht man sonst nicht.“