Mülheim. .
Wenn Feuerwehr und Rettungsdienste ausrücken, muss es schnell gehen – dann sind Leben in Gefahr. Daher fahren sie mit Sonder- und Wegerechten, mit Blaulicht und Martinshorn durch die Stadt. Doch einige Anwohner der Stadtmitte fühlen sich vor allem durch das nächtliche Tatütata gestört.
Unter dem Motto „Blaulicht und Martinshorn – Lebensrettung ohne Schlafraub?“ lud der CDU-Ortsverband Stadtmitte zur Diskussionsveranstaltung in die Hauptfeuerwache. Die lärmgeplagten Bürger wünschen sich mehr Rücksichtnahme der Rettungskräfte.
Gemeinsam mit Jens Ohligschläger von den Johannitern, Martin Meier vom Deutschen Roten Kreuz sowie Rettungssanitäter Martin Machalitza informiert Burkhard Klein, Leiter der Mülheimer Berufsfeuerwehr, auf Einladung der CDU die Bürger, die gekommen sind, um ihrem Ärger Luft zu machen. Es geht darum, Verständnis zu zeigen und um Verständnis zu werben. Denn: „In 90 Prozent der Fälle müssen wir innerhalb von acht Minuten am Einsatzort sein“, erklärt Burkhard Klein. Er weiß: Für Betroffene wird jede Minute Wartezeit zur Ewigkeit.
Vorrangschaltung der Ampeln denkbar
Darüber sind sich alle einig. Dennoch klagen die Innenstadtbewohner über erhebliche Lärmbelastung. Insgesamt zählt Klein etwa 20.000 Alarmfahrten im Jahr, das sind 60 Fahrten mit Einsatzhorn am Tag. „Der Bereich um die Leineweberstraße wird am häufigsten befahren.“ Seit dem Umzug der Feuerwache von der Aktien- zur Duisburger Straße habe die Belastung dort stark zugenommen, räumt Klein ein. Dass sich Anwohner über zu häufigen Gebrauch der Martinshörner beklagen, sei aber kein Mülheimer Problem, sondern aus vielen anderen Städten bekannt.
Reingard und Norman Kirkhouse sind vor anderthalb Jahren von Duisburg nach Mülheim umgezogen. Dass es an ihrem neuen Wohnort, der Leineweberstraße, etwas lauter werden würde, haben sie sich gedacht. Dennoch, finden sie, sollte vor allem nachts mehr Rücksicht auf die Anwohner genommen werden. „Es geht darum, dass die Fahrer der Rettungswagen nicht die gesamte Straße mit Martinshorn entlang fahren – vor allem, wenn kein Verkehr mehr unterwegs ist.“
Neue Feuerwehr- und Rettungswache
Als Lösung schlagen mehrere Bürger vor, könnten die Fahrer den Straßenbahndamm nutzen, diese Spur sei zumindest nachts immer frei. „Der Einsatz des Horns ist dann nicht nötig.“ Auch eine Vorrangschaltung der Ampeln, also eine Grüne Welle von der Mühlenbergkreuzung bis zum Dickswall, wäre denkbar, so die Anwohner.
Streckenführung wird geprüft
Jurist Martin Machalitza verweist auf die rechtliche Situation: „Bei Alarmfahrten ist das Unfallrisiko um ein vierfaches erhöht“, weiß der Rettungssanitäter der Johanniter. „Daher ist es wichtig, immer das Horn einzuschalten.“ Und rechtlich notwendig. Denn wenn ein Unfall passiert, bekommt der Rettungsfahrer Mitschuld.
Am Ende der Diskussion versichern Feuerwehrleiter Burkhard Klein und seine Kollegen: „Wir werden unsere Fahrer in den Schulungen anweisen, nach Möglichkeit nachts das Horn nicht zu verwenden“. Auch werde noch einmal die Streckenführung geprüft, um die extreme Belastung der Leineweberstraße zu entschärfen.
Bei konkret beobachteten Missbräuchen, rät Jens Ohligschläger, sollten Anwohner sich bei den Rettungsdiensten melden. Konkrete Einzelfälle könnten dann geprüft werden.
Eisübung der Mülheimer Feuerwehr
